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OLD GROWTH: Mossweaver

Spiritualität, dieser urpersönliche Ausdruck von dem, was größer ist als wir, der Grund für Demut und Hingabe, ist schon immer mit Black Metal eng verbunden. Nicht nur EMPEROR, SATYRICON und BURZUM hatten neben dem grimmigen Zähnefletschen diese Naturverbundenheit in ihren frühen Werken, obwohl es immer wieder schroff und, seien wir ehrlich, manchmal infantil klang. Wie klängen Songs wie „The Majesty Of The Nightsky“ ohne diese gewisse Prise Spiritualität? Eben. Neu im Ring der offensiv spirituellen Black Metal-Bands sind OLD GROWTH, die sich aber reichlich zahm präsentieren.

Animist, so nennt sich der Musiker hinter OLD GROWTH, bezieht seine Inspiration aber klar aus dem sogenannten Cascadian Black Metal, nicht aus dem Norwegen der Neunziger und bringt ihn zu sich nach Hause ins Tecklenburger Land. Wer jetzt an AGALLOCH oder WOLVES IN THE THRONE ROOM denkt, der ist immerhin grob auf der richtigen Fährte. Ferner klingt „Mossweaver“, das Debüt von OLD GROWTH, auch sehr häufig nach Post Black Metal und schafft es nie, tranceartige Zustände zu erzeugen wie die beiden Gespanne aus dem US-Nordwesten.

OLD GROWTH versuchen sich auf „Mossweaver“ an Black Metal mit schamanischer Note, aber es fehlt an Tiefgang

Mehr schon ist da eine Verwandtschaft zu Post Black Metal-Bands wie DOWNFALL OF GAIA erkennbar. Sprich, mehr crustig-punkiges Feeling statt tiefer Atmosphäre. Dazwischen finden sich recht eindimensionale, atmosphärische Momente, denen es deutlich an Tiefgang mangelt. Aber es gibt immer wieder leidenschaftliche Ausbrüche zu hören – sowohl in den ruhigen Momenten als auch wenn OLD GROWTH mit Blast Beats und flirrenden Gitarren aufwarten. Insgesamt wirkt die Musik aber noch, als würde da jemand mit angezogener Handbremse fahren, das wird gerade dann klar, wenn die Musik auf „Mossweaver“ in Richtung Post Rock driftet und nach MONO-Songs im Ideenstadium klingt – man spürt, es könnte was draus werden, aber das ist noch viel zu unausgereift.

Davon abgesehen ist das Songwriting stellenweise durchaus in Ordnung. Die Laut-Leise-Dynamik ist passend, wenn auch nicht besonders überraschend eingesetzt. Und auch die melodischen Riffs gehen durchaus ins Ohr. So entstehen Stücke, die immer wieder mitreißend sind: Der Opener „Old Growth“ und „Oakenheart“ haben starke, intensive Momente parat, gerade wenn OLD GROWTH den Härtegrad anziehen. Danach verliert sich „Mossweaver“ zusehends im Mittelmaß. „Red Clouds“ ist noch ganz ordentlich, „The Seedling“ wirkt schon reichlich unausgegoren und leidet unter groben Brüchen und Längen. Und wo die Gitarren noch ganz solide klingen, ist gerade das Drumming bisweilen recht bemüht und unsauber. Erst das abschließende „Altar Of Wisdom“ wird wieder etwas besser.

Mehr ein Demo als ein liebevoll ausgearbeitetes Debütalbum: OLD GROWTHs „Mossweaver“

Insgesamt will „Mossweaver“ aber nicht begeistern, weder beim ersten Hören noch beim wiederholten Male. Egal wie ausgerichtet, Black Metal muss immer irgendwie gefährlich wirken, um authentisch zu wirken. Bei OLD GROWTH klingt leider nichts danach, da kann Animist noch so schreien und auf der Gitarre sägen. Der Musiker hat hehre Ziele, kann diesen aber nicht gerecht werden. Dafür klingt „Mossweaver“ viel zu sehr nach einem naiven, ersten Demo, nicht nur wegen der mäßigen Produktion. Vielleicht sollte OLD GROWTH das Line-Up aufstocken und zu einer ganzen Band werden, die der Musik etwas mehr Tiefe und Lebendigkeit einhaucht, so dass die Spiritualität dieses Projekts nicht nur über das Artwork ausgestrahlt wird.

Wertung: 3 von 7 Initiationen

VÖ: 18. Dezember 2020

Spielzeit: 53:36

Line-Up:
Animist – Vocals, Instruments

Label: Supreme Chaos Records

OLD GROWTH “Mossweaver” Tracklist

1. Old Growth (9:52)
2. Oakenheart (10:45)
3. Red Clouds (7:04) (Video bei YouTube)
4. The Seedling (8:40)
5. Queen of the Woodland Realm (7:10)
6. Call of the Night Spirit (2:52)
7. Altar of Wisdom (7:28)

Mehr im Netz:

https://oldgrowthblackmetal.bandcamp.com/releases

https://www.facebook.com/Old-Growth-113764876650769/

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