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NEVER SOL: Under Quiet

Hier ist (Sucht-)Gefahr im Verzug: Diese Femme Fatale kann enorm sinnliche Stücke komponieren.

An einer wie ihr verbrennt man sich nicht nur die Finger: NEVER SOL alias Sára Vondrášková aus dem schönen Prag ist die geborene Femme Fatale, auch wenn sie gar nicht danach aussehen würde, dieses nette Mädchen von nebenan. Kommt die Nacht, kommen die sinnlichen Ideen, kommen die erotischen Songs. Da nicht schwach zu werden ist beinahe unmöglich. NEVER SOL agiert dabei von Grund auf noir. Das dunkle Rot auf dem Cover lässt es schon vermuten: Ihr Debütalbum Under Quiet ist mal heißblütig und voller Leidenschaft, dann wieder unterkühlt und beinahe grausam distanziert. Mal melancholisch, mal etwas wilder. Mal orchestral und mit verruchten Jazz-Untertöten, mal an MASSIVE ATTACK erinnernd und sehr Trip Hop-lastig, mal mit bestem, kühlen DEPECHE MODE-Synthiepop-Appeal.

Under Quiet hat viele Facetten, ist vielleicht sogar ein wenig wankelmütig. NEVER SOL wechselt von Song zu Song die Haut wie eine Schlage. Das Material ist dabei mal zurückhaltend und fragil, dann wieder voller Epik und Größe. Lay Down beispielsweise kratzt haarscharf am Kitsch, vermeidet es aber stets in ESC-Niveau zu verfallen. Sára Vondrášková ist eine starke Songschreiberin, ihre Stücke sind nicht so zugänglich und leichtfüßig wie von AGNES OBEL, aber haben häufig mehr Tiefgang. Es ist aber erst Vondráškovás exzellente, sinnliche Stimme, die Under Quiet zu etwas Besonderem macht. Da kann es gerne vergessen werden, dass manche Lieder etwas dichter arrangiert hätten werden dürfen. Das mit Jazzklarinette veredelte Lake lässt Großes erhoffen, danach wird hauptsächlich mit Klavier und Elektronika, ohne weitere Instrumente experimentiert. Die Songs gehen aber meistens trotzdem unter die Haut: Run With The Wolves ist minimalistisch und traurig, ebenso wie das Piano-Duett Saint Fly, wenn sich NEVER SOL aber etwas impulsiver gibt, dann kommen exzellente Stücke wie Hands, Places, Breath, Eyesskinmoves und Burning heraus, die ins Bein gehen, aber nicht tanzbar sind und die ins Ohr gehen, aber sich verweigern, Hits zu sein.

Under Quiet ist ein Album, das sich erst nach und nach entfaltet und wirkt, es ist gleichermaßen kalkuliert distanziert wie es auch intim und intensiv ist, da hätte es die Akustikversion von Hands und den immerhin gelungenen Remix von Places gar nicht gebraucht. NEVER SOL wollte sich vom Pop distanzieren und folgt dennoch den Schemata des Genres, das macht Under Quiet so spannend und aufregend. Durch die reichhaltige und doch unaufdringliche Instrumentierung und die nicht zu unterschätzende Arbeit von Produzent Jan P. Muchow wird dieses Debüt abgerundet. Dank ihrer sagenhaften Stimme und ihren Gänsehautsongs ist Under Quiet ein beeindruckendes Debütalbum geworden, das mehr zu bieten hat als einfach nur zwölf nette Songs. Doch (Sucht-)Gefahr ist im Verzug: Eine wie Sára Vondrášková will dich etwa ganz oder gar nicht.

Veröffentlichungstermin: 30. Mai 2014

Spielzeit: 56:12 Min.

Line-Up:
Sára Vondrášková – Piano, Voice, Synths, Omnichord
Jan P. Muchow – Instrumente

Produziert von Jan P. Muchow
Label: Denovali Records

Homepage: http://www.neversol.cz/

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/NeverSol

Tracklist:
1. Lake
2. Hands
3. Run With The Wolves
4. Places
5. Breathe
6. Lay Down
7. The Dive
8. Eyesskinmoves
9. Burning
10. Saint Fly (Káca / Sára)
11. Zero
12. Femme Fatale
13. Hands (Acoustic)
14. Places (Roman Fiordmoss Remix)

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