MOSS: Tombs of the Blind Drugged [EP]

Die vertonte "Nacht der reitenden Leichen" – kaputter, okkulter Doom der ungemütlichsten und unhörbarsten Sorte. Gigantisch!

Warte, bevor du MOSS den Ausverkauf vorwirfst, lies noch diese Zeilen. Es mag ja richtig sein, dass MOSS nur noch Songs mit einer durchschnittlichen Länge von zehn Minuten präsentieren. Aber erträglicher ist es deshalb nicht geworden. Mit dumpf dröhnenden Riffs geht es auch auf dieser hübschen EP, eine Zusammenstellung der aktuellen LP-Raritäten, in die nächste Runde. Wenn du glaubt, extremer als Sub Templum geht es nicht mehr, schmeiß Tombs of the Blind Drugged an und stelle fest, dass es gleich mit Skeletal Keys scheinbar mühelos zu schaffen war. Die nächste logische Konsequenz wären nur noch gänzlich stehende Töne, weil langsamer und minimalistischer, sowie primitiver und hasserfüllter kann es wirklich nicht mehr werden. Aber ich lasse mich von den drei Engländern gerne vom Gegenteil überzeugen.

Aber dann der Schock: Das Titelstück der EP ist das, was bei MOSS einem Radiohit am nächsten kommen würde. Das Zeitlupenriff, das diese zehn Minuten dominiert, hat so etwas wie eine morbide Melodie inne, entwickelt sich um Ultra-Doom zum atmosphärischen Hexenritual, aber im Stil der Siebziger, mit einem schier endlosen, aber genialen Orgelfinish, das an Die drei ??? und das Gespensterschloss erinnert. Die harte Wahrheit ist, Tombs of the Blind Drugged ist das Gegenteil von Skeletal Keys: Erstaunlich zugänglich, etwas weniger verbissen und verbohrt und das bisher beste Stück von MOSS. Obwohl für ungeübte Ohren alles die gleiche Qual ist. Apropos Qual. Nach dem Ausrutscher der Titelnummer kommt mit der Nummer Serpent der 12-EP Eternal Return noch ein schön zähes, unerträgliches Stück aus dumpfen Riffs, rituellem Drumming und den gequälten Schreien eines soeben Geopferten. An der CD Tombs of the Blind Drugged ist natürlich nichts so besonders, wie an den Vinyl-Editionen, das ist eh klar. Deshalb wird diese Zusammenstellung um das DISCHARGE-Cover Maimed and Slaughtered von der Split mit den ähnlich abartigen MONARCH erweitert. Mit dem Original hat diese Nummer natürlich nichts mehr zu tun, macht sich im Gewand der drei jungen Engländer aber trotzdem richtig gut.

MOSS haben sich mit Tombs of the Blind Drugged von ihrem Biest Sub Templum ein wenig weiter entwickelt, vor allem hinsichtlich der Produktion. Die ist völlig unpoliert und roh, ohne jegliche Höhen, nur mit altem Analogkram aufgenommen, den entsprechenden Amps und natürlich der Inspiration von okkulten Horrorfilmen aus den Siebzigern und allen möglichen schlimmen Drogen. Dadurch werden MOSS auch annähernd so authentisch wie ELECTRIC WIZARD, musikalisch geht dieses Zeug aber deutlich weiter, das ist die vertonte Nacht der reitenden Leichen. Ob es krankeren Doom auf diesem Planeten gibt? Vermutlich nur bei KHANATE. Wenn es dir nicht langsam, zäh, abartig und fies genug sein kann, dann lass alles andere im Schrank stehen und hol dir MOSS ins Haus.

Veröffentlichungstermin: 19. Juni 2009

Spielzeit: 40:28 Min.

Line-Up:
Olly Pearson – Vocals
Dominic Finbow – Guitar, Bass
Chris Chantler – Drums

Produziert von Jus Osborn
Label: Rise Above Records
MySpace: http://www.myspace.com/cthonicrites

Tracklist:
1. Skeletal Keys
2. Tombs of the Blind Drugged
3. Serpent
4. Maimed and Slaughtered

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