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LEAVES´ EYES: Vinland Saga

Wer "Lovelorn" nicht aus Prinzip, sondern aufgrund kompositorischer Schwächen oder der etwas poppigen Ausrichtung ablehnend gegenüber stand sollte der Band mit "Vinland Saga" ruhig eine zweite Chance geben.

Gerade ein Jahr ist es her, dass Liv Kristine und die ATROCITY-Musiker ihr Debütalbum Lovelorn veröffentlichten. Nun steht bereits der Nachfolger in den Läden – ein Konzeptalbum, welches die Reise des Leiv Eiriksson nach Grönland vertont. Wer bislang Vorbehalte hatte, sollte seine Position vielleicht noch einmal überdenken, denn auf Vinland Saga zeigen sich LEAVES´ EYES hörbar gereift und schaffen es, mit ihrer Musik der inhaltlichen Thematik gerecht zu werden. Vinland Saga, auf dem echte klassische Instrumente zu hören sind, ist also deutlich epischer ausgefallen als Lovelorn, und die Harmonien sind anspruchsvoller als noch auf dem Debütwerk. Der das Album eröffnende Titelsong weiß durch sanfte Streicher, folkloristische Melodien, majestätische Trommeln und Pauken sofort zu begeistern und erinnert mehr an Filmmusik als an ein Rock-Album. Beim folgenden, bombastischen Farewell Proud Men erinnert man zwar stellenweise etwas zu sehr an WITHIN TEMPTATION. Insgesamt aber klingen LEAVES´ EYES anno 2005 trotz jeder Menge eingängiger Melodien weniger poppig und glatt. Auffällig ist zudem, dass der folkloristische Einschlag stärker ausgeprägt ist als noch auf dem Debütalbum. Gleichwohl sind die rockigen Songs härter geworden, so dass die Kontraste stärker in Erscheinung treten und das Album als solches dynamischer wirkt als der Vorgänger.

Trotz all dieser Veränderungen ist die Musik auf Vinland Saga aber immer noch typisch LEAVES´ EYES. Am unverkennbaren Gesang von Liv Kristine, hoch und glockenklar, mal zart, mal opernhaft, werden sich auch weiterhin die Gemüter spalten, ebenso wie an den Growls von Alexander Krull. Bei Bombast-Nummern wie Solemn Sea oder dem mit einem echten Ohrwurm-Refrain daherkommenden New Found Land funktioniert der Wechselgesang der beiden ausgesprochen gut. Beim belanglosen The Thorn hingegen, dem einzigen Ausreißer des Albums, wirkt dieser ausgesprochen einfallslos. Überhaupt liegen die Stärken von LEAVES´ EYES immer noch bei den ruhigen, oft nur akustisch instrumentieren Kompositionen. Zwar konnte man sich mit den rockigen Liedern auf Vinland Saga deutlich steigern, doch so richtig kommt die Stimme von Liv Kristine eben erst bei traumhaft schönen Akustik-Stücken wie der Bandhymne Leaves´ Eyes, dem etwas an ENYA oder CLANNAD erinnernden Amhrán (Song of The Winds) oder dem melancholischen Mourning Tree zur Geltung – auch die filigrane Instrumentierung und die nordischen Melodienbögen, die der Musik eine ganz eigene, mystische Note geben, lassen diese ruhigeren Stücke herausstechen.

LEAVES´ EYES haben sich gegenüber ihrem Debütalbum hörbar gesteigert und ihren Stil verfeinert und liefern ein Album ab, das in sich stimmig, atmosphärisch und gleichzeitig eingängig ist und nur ganz selten in die Belanglosigkeit abdriftet. Man bewegt sich zwar teilweise nah am Kitsch, Fans des ersten Albums oder artverwandter Bands sollte dies jedoch kaum stören. Wer dem ersten Album nicht aus Prinzip, sondern aufgrund kompositorischer Schwächen oder der etwas poppigen Ausrichtung ablehnend gegenüber stand sollte der Band mit Vinland Saga ruhig eine zweite Chance geben.

Veröffentlichungstermin: 30.05.2005

Spielzeit: 45:33 Min.

Line-Up:
Liv Kristine Espenæs Krull – Gesang

Mathias Röderer – Gitarre

Thorsten Bauer – Gitarre

Chris Lukhaup – Bass

Moritz Neuner – Schlagzeug

Alexander Krull – Gesang, Programming

Produziert von Alexander Krull
Label: Napalm Records

Hompage: http://www.leaveseyes.com

Tracklist:
1. Vinland Saga

2. Farewell Proud Men

3. Elegy

4. Solemn Sea

5. Leaves´ Eyes

6. The Thorn

7. Misseri (Turn Green Meadows Into Grey)

8. Amhrán (Song Of The Winds)

9. New Found Land

10. Mourning Tree

11. Twilight Sun

12. Ankomst

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