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LAMENT CITYSCAPE: A Darker Discharge

Kalt, düster, bedrückend – in 25 Minuten gibt es auf “A Darker Discharge” nicht viele Lichtstrahlen zu erblicken. Interessant ist dieses unbequeme Werk aber allein deshalb schon, weil sich LAMENT CITYSCAPE kaum um Konventionen scheren – weder beim Songaufbau noch der allgemeinen Dynamik.

Wer rastet, rostet: Als uns LAMENT CITYSCAPE mit dem sechsminütigen Ambient-Noise-Track „Innocence Of Shared Experiences“ erstmals zu Atem kommen lassen, sind gerade einmal fünf Minuten, dafür aber ganze drei Songs vergangen. Der Ruhepol mit dem entrückten Klargesang über dem mechanisch-kalten Industrial-Fundament kommt gefühlt also zu einem Zeitpunkt, an dem wir noch voll bei Kräften sind.

Die düsteren und bedrückenden Korridore, die uns „A Darker Discharge“ bis zu diesem Zeitpunkt entlang gejagt hatte, hinterließen zwar Eindruck, so richtig entfalten konnte sich die Industrial-Sludge-Atmosphäre bis dahin allerdings noch nicht. Immerhin sorgen der scheppernde Drumcomputer und die verzerrten Shouts in „All These Wires“ für den passenden Rahmen und eigentlich überraschend viel Tiefgang: Eindimensional sind die bedrückenden Arrangements trotz ihrer hypnotischen Loops („Another Arc“) kaum – nur eben anfangs viel zu schnell vorbei.

Um Konventionen scheren sich LAMENT CITYSCAPE nicht allzu viel

Daher ist es ein weiser Vorausgriff, dass LAMENT CITYSCAPE das Tempo in der zweiten Hälfte des kompakten Albums etwas drosseln. Unheilvoll und disharmonisch verschluckt uns „The Under Dark“ wie ein Strom aus flüssigem Teer, der erst unaufhaltsam nach vorne drängt und dann sukzessive zum Erliegen kommt. Aufgebrochen werden diese Krusten wenig später von der Band selbst: Das finale „Part Of The Mother“ beginnt ungehalten wie furios und bricht dann unerwartet zusammen, nur um sich zwei Minuten lang zwischen Industrial und Post Metal bis zu einem ohrenbetäubenden sowie unbequemen Höhepunkt hochzuschrauben.

Dass selbiger dann kein wirkliches Ventil finden darf, mag zum Schluss irgendwie unbefriedigend sein, passt aber kurioserweise zu diesem eigenwilligen Werk. „A Darker Discharge“ ist nicht perfekt, aber durchweg interessant, eben weil seine Soundlandschaft so unnahbar wie unwirtlich ist; weil sich LAMENT CITYSCAPE nicht mit Wiederholungen aufhalten wollen und sich nicht allzu sehr um Konventionen scheren. Mit Rost haben die US-Amerikaner dank dieses Ansatzes somit kaum zu kämpfen – auch wenn es in diesen 25 Minuten aus den Lautsprechern immer wieder quietschen und knirschen mag.

Veröffentlichungstermin: 29.4.2022

Spielzeit: 24:42

Line-Up

Mike McClatchey
Peter Layman
Jim Willig
Seánan McCullough

Produziert von Mike McClatchey und Zach Weeks (Mastering)

Label: Lifeforce Records

Homepage: http://lamentcityscape.com/
Facebook: https://www.facebook.com/LamentCityscape

LAMENT CITYSCAPE “A Darker Discharge” Tracklist

  1. Ocean of Fuses
  2. All These Wires
  3. Another Arc (Lyric-Video bei YouTube)
  4. Innocence Of Shared Experiences (Video bei YouTube)
  5. The Under Dark (Video bei YouTube)
  6. Where The Walls Used To Be
  7. Part Of The Mother
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