GROZA: The Redemptive End

GROZA machen auch auf ihrem zweiten Album keinen Hehl aus ihren Vorbildern, wagen sich aber auch vorsichtig auf neue Pfade. Das macht “The Redemptive End” zu einem abwechslungsreichen und (nahezu) rundum gelungenen Atmospheric Black Metal-Album.

Im Englischen spricht man vom sogenannten „Elefanten im Raum“, wenn man einen Sachverhalt beschreiben will, den zwar alle kennen, aber niemand benennen will. Insofern wären GROZA eine Art Antonym dazu: Denn es scheint geradezu unmöglich, den Namen der bayerischen Black Metal-Band zu äußern, ohne im gleichen Atemzug die Nähe zu den polnischen Vorbildern MGŁA aufzuzeigen. Aus der Inspiration – von der Musik über die Namensgebung bis hin zum Auftreten – machen GROZA einerseits keinen Hehl, folgen auf „The Redemptive End“ aber nun vorsichtig auch neuen Pfaden.

Dabei beginnt das Zweitwerk mit „Sunken In Styx – Pt. I Submersion“ zunächst sehr atmosphärisch, indem sich eine anfangs zögerliche Cleangitarre in meditativer Wiederholung aus dem Dunkel schält und so schon früh die Daumenschrauben anzieht. Das hat nicht erst mit der einsetzenden Rhythmusfraktion etwas von Post Rock / Metal, der sich allerdings schon im zweiten Teil „Descent“ in Blast Beats und treibendem Drumming entlädt. Auch hier setzen GROZA weiterhin auf Melodie, die inmitten der teils ausladenden Kompositionen doch immer ein Fixpunkt zu sein scheint.

Die größte Stärke von “The Redemptive End” ist seine Abwechslung

Tatsächlich erkennen wir im Verlauf von „The Redemptive End“ immer wieder Parallelen zu UADA, die den vier Musikern aber durchaus gut zu Gesicht stehen. „Elegance Of Irony“ wiederum flirtet fast schon leichtfüßig mit Atmospheric / Post Black Metal, wobei GROZA allerdings in der Melodieführung etwas geradliniger zu Werk gehen als etwa HARAKIRI FOR THE SKY. Hier kann vor allem auch Drummer T.H.Z. einige rhythmisch spannende Akzente setzen, bevor er im intensiven Finale seine Kollegen mit unermüdlichen Blast-Salven gen Zielgerade peitscht.

Diese Abwechslung ist zugleich die größte Stärke von „The Redemptive End“. Das fasst passenderweise der Titeltrack eindrucksvoll zusammen, der zunächst mit frostigem Riffing und ordentlich Groove loslegt, bevor der Song urplötzlich in sich zusammenfällt, so dass wir am liebsten unsere Hände schützend über das zerbrechliche Post Rock-Interlude halten möchten. Der warme Bass, die ergänzenden Akustikgitarren und das unverkrampfte Schlagzeugspiel strahlen fast so etwas wie Optimismus oder Zuversicht aus, die schließlich den Weg für das große Finale ebnet.

GROZA machen auf ihrem zweiten Album (fast) alles richtig

Ein solches haben sich GROZA auch für „The Redemptive End“ als Ganzes aufgespart: „Homeward“ vermittelt uns gegen Ende der 42 intensiven Minuten tatsächlich ein Gefühl des Nachhausekommens, indem sich eingängige Melodien, aufrüttelnde Uptempo-Passagen, rotzige Screams und Laut-Leise-Dynamik irgendwie doch versöhnlich ineinanderfügen. Insofern hadern wir am Ende allein mit der Produktion: Beim sonst genre-konformen Sound hat man es möglicherweise mit der Kompression zu gut gemeint, wodurch die harschen Vocals gerade bei Plosivlauten unangenehm aus den Lautsprechern zischen.

Ein Makel, den wir verschmerzen können, weil GROZA ansonsten auf ihrem zweiten Album alles richtig machen – zumindest, wenn man ihnen die stilistische Nähe zu den kontroversen Vorbildern zugesteht und die vorsichtige Emanzipation des eigenen Sounds als solche anerkennt. Die Frage hingegen, ob die nicht unumstrittenen MGŁA dieser Tage überhaupt als Idole geeignet sind, lassen wir daher gerne ruhen. Man soll ja aus einer Mücke auch keinen Elefanten machen.

Veröffentlichungstermin: 13.08.2021

Spielzeit: 42:07

Line-Up

P.G. – Vocals, Gitarre
U.A. – Gitarre, Backing Vocals
M.S. – Bass
T.H.Z – Drums

Produziert von P.G. und Michael Kraxenberger (Mastering)

Label: AOP Records

Homepage: https://groza-blackmetal.bandcamp.com
Facebook: https://www.facebook.com/grozaband

GROZA “The Redemptive End” Tracklist

01 Sunken in Styx – Part I : Submersion
02 Sunken in Styx – Part II : Descent
03 Elegance of Irony (Video bei YouTube)
04 The Redemptive End (Audio bei YouTube)
05 Nil
06 Homewards

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