Holla! Dem Mann geht’s definitiv nicht gut! Und deshalb quengelt, schreit und singt (ja, er singt auch!) sich Daryl Palumbo durch die zwölf Songs eines Albums, das er und seine Kollegen “Everything You Ever Wanted To Know About Silence” benannt haben. Offensichtlich haben die Herren ein kleines Problem mit Stille. Und tun ihr Bestes, das nicht-tönende Unding zu ächten und zu bannen. Doch das störrische Etwas schlüpft immer wieder zurück und schlägt den brachialen Ausbrüchen mehr als nur ein Schnippchen. War der Core gerade noch richtig knackig Hard, mutiert er dank der dreisten Sabotage-Akte im nächsten Moment glatt zu Emo. Mit Gefühl, verdammt! Einer Menge Gefühl! Doch eine Art Hassliebe, die Lärm und leise Zwischentöne aneinander bindet? Offensichtlich.
Denn in Wahrheit vertragen sich die zwei prächtig und liefern gekonntes Teamwork. Zwischen Härte und Einfühlungsvermögen, zwischen Wut und Versöhnung reichen sich die beiden die Hand, treffen sich im flüchtigen Mondschein einer schmeichelnden Melodie und tummeln sich in abwechslungsreichen und komplexen Songs, die für den unbeteiligten Außenstehenden fast strukturlos anmuten. Sind sie aber nicht. Nur eben sehr verwinkelt. Die Entdeckungsreise dauert daher etwas länger, doch der Nachhall ebenso.
Die Musik von GLASSJAW hat Tiefe
Und das unterscheidet GLASSJAW von allen Hardcore-lastigen Nu-Metal-Tönern: Das hier hat Tiefe. Hinter der fragmentarischen Fassade aus aggressiven Riffs und wütenden Vocals verbergen sich Menschen, keine übersättigten Rockstars, die ihre kleinbürgerlichen Neurosen und neuzeitlich-modernen Psychosen auf der Bühne ausleben und dafür frenetisch umjubelt werden. Mag sein, dass die Hommage an das eigene Menschsein im Zeitalter solcher Vorzeigerüpel wie LIMP BIZKIT oder plakativer Psycho-Kasper wie SLIPKNOT nicht ausreicht, um allzu viel Aufmerksamkeit zu erhaschen, nach künstlerischen Gesichtspunkten bleiben GLASSJAW jedoch Sieger. Übrigens: Herr Palumbo ist wirklich unheilbar krank…
Spielzeit: 51:34 Min.
Line-Up:
Daryl Palumbo – Vocals
Beck – Guitars
Todd N. Weinstock – Guitars
Manuel Carrero – Bass
Sammy Siegler – Drums
Produziert von Ross Robinson
Label: Roadrunner Records
GLASSJAW “Everything You Ever Wanted To Know About Silence” Tracklist
- Pretty Lush
- Siberian Kiss
- When One Eight Becomes Two Zeros
- Ry Ry’s Song
- Lovebites And Razorlines
- Hurting And Shoving
- Majour
- Her Middle Name Was Boom
- Piano
- Everything You Ever Wanted To Know About Silence
- Motel Of The White Locust