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DINNER AUF URANOS: 50 Sommer – 50 Winter

Das Black Metal-Publikum darf weghören: NOCTE OBDUCTA goes Post Rock / Progressive Rock / Alternative.

Die Sequenzen einer Wanderung gehen in eine neue Runde. Das grandiose NOCTE OBDUCTA-Abschiedswerk deutete schon an, dass es im Leben nach dem Black Metal etwas verspielter und ruhiger werden würde. DINNER AUF URANOS gehen aber so weit, fast komplett auf Metaleinflüsse zu verzichten. Bandchef und Gitarrist Marcel spielt mit den Erwartungen der Hörer und empfindet eine gewisse sadistische Freude daran, dem Black Metal-Publikum vor den Kopf zu stoßen. Wer aber ganz nüchtern an DINNER AUF URANOS herangeht, den wird diese Wandlung nicht überraschen, auch schon durch den etwas bizarren Bandnamen. Statt Härte setzen die vier Musiker auf Verspieltheit, sie lassen sich treiben, gehen rein intuitiv vor.

Das, was DINNER AUF URANOS bieten, ist ein seltsamer Mischmasch aus Post Rock, Progressive Rock und ein wenig Gothic, mit teilweise – wie sollte es auch anders sein – ausufernd langen Stücken. Die ersten drei Lieder von 50 Sommer – 50 Winter gehen aber in eine relativ eingängige Richtung. Zwar sind 6786 und Zwischen dem Salz und Montpellier etwas länger und mit ein paar Hooklines ausgestattet, aber dennoch fließen sie langsam und elegisch dahin. Hier ist eine gesunde Dosis Pathos enthalten, aber auch eine gewisse Zurückhaltung. Das hat viel Charme und ist wirklich Spannend. Und zusätzlich gehen diese beiden Stücke, auch trotz dem etwas aufgesetzt wirkendem Gesang unter die Haut. Daran haben vor allem die Gitarren Anteil, die hörbar aus der Feder von Marcel stammen und dem ganzen eine bekannte Note geben.

Etwas hinterlistig klingt Texas Della Morte, ein kurzes, cooles Stück mit einem tollen Riff, das überleitet in den schwierigen Teil von 50 Sommer – 50 Winter. Zwar kann man sich auch die beiden kurzen Stücke Frost 1 und Frost 2 gut anhören, aber mehr als einen Interlude-, beziehungsweise Outro-Zweck erfüllen sie nicht. Auch problematisch ist das dreiundzwanzigminütige Töte das Jahr für mich, dem man anhört, dass es sehr frei eingespielt wurde. Hier verlieren sich DINNER AUF URANOS in Experimenten, der Hörer folgt zwar ohne zu protestieren, aber irgendwie verliert er den Faden und lässt die Band einfach spielen. Die langen instrumentalen Passagen sorgen dafür, dass 50 Sommer – 50 Winter immer ein wenig am Hörer vorbeirauscht, nachdem es ihn kurz tief berührt hat.

Daher hat dieses Album einen etwas bitteren Nachgeschmack. Sofern DINNER AUF URANOS auf künftigen Alben etwas direkter und fokussierter klingen, wird sich so etwas nicht wiederholen. Aber dank der guten Leistungen der Instrumentalisten, dem etwas schüchternen, aber doch ausdrucksstarkem Gesang, der schönen Ideen und der erdigen, warmen, echten Produktion ist das zu verkraften. 50 Sommer – 50 Winter ist kein Album, das es mit den Großtaten von NOCTE OBDUCTA aufnehmen kann, aber überhört darf diese originelle und clevere Erstbarbeit dennoch nicht so schnell werden.

Veröffentlichungstermin: 21. Mai 2010

Spielzeit: 45:22 Min.

Line-Up:
Marcel – Gitarren, Vocals, Keyboards, Programming
Stefan – Gitarren, Vocals, Programming
Heidig – Bass
Matze – Drums, Programming

Label: Cold Dimensions
MySpace: http://www.myspace.com/dinneraufuranos

Tracklist:
1. 6786
2. Zwischen dem Salz und Montpellier
3. Texas della Morte
4. Frost 1
5. Töte das Jahr für mich
6. Frost 2

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