Licht ins Dunkel zu bringen, ist im Black Metal für gewöhnlich nicht die gewünschte Herangehensweise. Der Albtraum für Puristen ist jedoch gleichzeitig die größte Stärke dieses Drittwerks, dessen Identität sich eben nicht ausschließlich über den frostigen Schwarzmetall definiert. „Bioluminescence“ wird seinem Titel somit auch in musikalischer Hinsicht gerecht: Progressive Strukturen bilden das Fundament, während Sängerin Chelsea Murphy (CAILLEACH CALLING) ihre klirrenden Screams auch gerne gegen tiefes Growling und etwas Klargesang eintauscht.
Vor allem Letzterer streichelt im Titeltrack die Seele, verführt in „Slipping Burgundy“ aber auch in betörender Weise. Hier erschaffen DAWN OF OUROBOROS zwischenzeitlich eine verruchte Noir-Atmosphäre, die der Standup-Bass Jason Köhnens (u.a. THE LOVECRAFT SEXTET) vorzüglich abzurunden weiß. Gerade nach dem hartnäckigen „Nebulae“ ist das eine völlig unerwartete Zäsur, die der Platte aber guttut.
DAWN OF OUROBOROS kreieren auf „Bioluminescence“ einen schlüssigen Spannungsbogen
Nicht ganz so individuell, doch trotzdem schön entfaltet sich das getragene „Poseidon’s Hymn“, das phasenweise mit verträumter Leadgitarre besticht, bevor „Dueling Sunsets“ den Blastbeats funkelnde Synthesizer zur Seite stellt. Der Wechsel zwischen harschen und klar gesungenen Vocals bleibt auch hier ein wichtiges Stilmittel im Fundus des Quartetts, wenngleich DAWN OF OUROBOROS zumindest für das vergleichsweise direkt gehaltene „Static Repetition“ in erprobtes Post Black Metal-Terrain zurückkehren.
Ob „Bioluminescence“ nun aber zart und behutsam die Stille füllt oder sich in bedrohlicher Manier auftürmt, ist einerlei: Die Extreme lotet die Formation mit nahezu jedem Song aus und kreiert auf diese Weise einen schlüssigen Spannungsbogen, ohne der Vorhersehbarkeit anheimzufallen. Die Haken, die etwa „Fragile Tranquility“ zum Finale schlägt und punktuell gar etwas an JINJER erinnern würde, kämen jene auf die Idee, mit Black-Metal-Versatzstücken zu hantieren, fordern unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Entlohnt wird diese schlussendlich mit drei Minuten purer Entspannung: „Mournful Ambience“ nimmt uns mit unter den Meeresspiegel, wo sich fernab des ganzen Trubels zwischen flächigen Synthesizern und einem leichtfüßigen Piano ein wundervoller kleiner Kosmos entfaltet – wie ein Lichtermeer im Dunkeln.
Veröffentlichungstermin: 07.03.2025
Spielzeit: 43:29
Line-Up
Chelsea Murphy – Vocals
Tony Thomas – Gitarre, Keyboards
Ian Baker – Bass
Ron Bertrand – Drums
Produziert von DAWN OF OUROBOROS, Lewis Johns (Mix) und Grant Berry (Mastering)
Label: Prosthetic Records
Facebook: https://www.facebook.com/dawnofouroboros/
Instagram: https://www.instagram.com/dawnofouroboros
Bandcamp: https://dawnofouroboros.bandcamp.com
DAWN OF OUROBOROS “Bioluminescence” Tracklist
1. Bioluminescence (Video bei YouTube)
2. Nebulae
3. Slipping Burgundy (Video bei YouTube)
4. Poseidon’s Hymn
5. Dueling Sunsets (Video bei YouTube)
6. Static Repetition
7. Fragile Tranquility
8. Mournful Ambience