CELAN: Halo

Wenn UNSANE mit den NEUBAUTEN…

Jeder zieht momentan nach Berlin, NADJA, halb DÄLEK und ein Drittel von UNSANE. Und dieses Drittel hegt auch den Wunsch, in der deutschen Hauptstadt weiter zu musizieren. Und dieser Musiker namens Chris Spencer hat sich für dieses Ziel keine unbekannten Kollegen gesucht. Da wären Phil Roeder und Franz Xaver von FLU.ID und Niko Werner von OXBOW. Aber, und jetzt Obacht, sein Hauptkonterpart ist Keyboarder Ari Benjamin Meyers von den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN. Das klingt spannend? Mein Lieber, das ist die Musik von CELAN auch.

Allerdings hauptsächlich in den Details. Weil wenn du während der ersten Songs glaubst, das hier ist UNSANE mit anderer Besetzung, täuschst du dich ein wenig. Klar ist, hier ist Chris Spencer der Hauptinitiator, die Riffs klingen klar nach seiner Hauptband und sein Gesang ist natürlich sehr charismatisch. Aber er gibt auch gerne das Ruder aus der Hand, überlässt Ari Benjamin Meyers die Melodieführung. Im Hintergrund sind natürlich auch oft die Synthesizer zu hören, im Verlauf des Debüts Halo nehmen sie eine immer wichtigere Rolle ein. Das beginnt mit Sinking, das schwermütig mit Piano wundervoll akzentuiert wird. Aber wenn sich wie in Weigh Tag und Wait and See ursprünglicher Noiserock und avantgardistische Klangeskapaden verbinden, wird es besonders spannend.

Einerseits ist es schade, dass einige der Songs zu eindeutig nach Noiserock klingen. Vielleicht ist „Halo“ aber genau deswegen ein authentisches Album. Die volle Realisation dieses Werks in zwei Wochen, also inklusive Songwriting, Aufnahmen und allem drum und dran, das hat etwas autobiografisches. Hier wird klar, wie sich CELAN entwickeln, wo sie anfangen und wo sie hingehen. Das Experiment wird immer wichtiger und wichtiger, die Konventionalität weicht, auch trotz recht gradlinigen Songs wie Train of Thought und It´s Low , hier ist überall Platz für verstörende Experimente. Mit Washing Machine und dem traurigen und in der zweiten Hälfte sehr dynamischem Lunchbox, haben sich allerdings auch gelungene Songs eingeschlichen, weit abseits von Noiserock, hier hat Ari Benjamin Meyers klar das Zepter in der Hand.

Im Vordergrund stehen vor allem die beiden prominenten Musiker, der Rest von CELAN agiert eher vornehm im Hintergrund. Wer insofern denkt, dass Halo eine neue, wenn auch sehr ungewöhnliche UNSANE-Scheibe ist, der liegt ergo vielleicht gar nicht so falsch. Die fünf Musiker harmonieren allerdings wirklich gut miteinander, schreiben spannende Songs, die nicht durchgehend so überraschend sind, wie es möglich gewesen wäre. Aber als Resultat von nur zwei Wochen gemeinsamen Einschlagen der Köpfe ist das fünfzigminütige Album wirklich nicht schlecht, ganz und gar nicht. Vom Material bis hin zur Produktion, hier wird Qualität geboten. Halo macht Spaß, fordert, ist was neues und wirkt trotzdem wohlbekannt. Ein richtig guter Einstand eben.

Veröffentlichungstermin: 24. April 2009

Spielzeit: 50:11 Min.

Line-Up:
Chris Spencer – Vocals, Guitar
Ari Benjamin Meyers – Keyboards, Piano, Vibraphone, Samples
Niko Wenner – Guitar
Phil Roeder – Bass, Vocals
Franz Xaver – Drums

Produziert von CELAN
Label: Exile on Mainstream Records
MySpace: http://www.myspace.com/celanband

Tracklist:
1. Safety Recall Notice
2. A Thousand Charms
3. All This and Everything
4. One Minute
5. Sinking
6. Weigh Tag
7. Washing Machine
8. Train of Thought
9. It´s Low
10. Wait and See
11. Lunchbox

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