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BLUES PILLS: Live At Rockpalast [EP]

Auch wer mittlerweile um den auch schon unüberschaubaren Retro-Trend einen großen Bogen macht und lieber wieder zu den originalen Klassikern greift, sollte bei BLUES PILLS genauer hinhören. Von vielen der aktuellen Bands wird man in fünf Jahren nichts mehr hören, BLUES PILLS stehen gerade erst am Anfang und haben hörbar noch eine ganze Menge zu sagen, eine Band für die Zukunft!

Dass aus ihrem Trip in die USA gleich eine der hoffnungsvollsten Bands der nächsten Jahre entsteht, hätte sich die Schwedin Elin sicher auch nicht gedacht. Mittlerweile haben ihre beiden Ami-Jungs Zack und Cory ebenso wie der Franzose Dorian ihre Koffer gepackt und leben ebenfalls im Schweden. Es gab mal Zeiten, da ist man nach L.A. ausgewandert, um als Musiker den erhofften Erfolg zu finden. Heute geht man halt nach Ørebro, was durchaus Sinn macht, da der Retro/Classic-Rock ja gerade hier in Europa immer noch voll angesagt ist. Die Show beim Crossroad Festival am 16. Oktober n der Kölner Harmonie wurde für den ROCKPALAST mitgeschnitten. Vier der Songs konnten BLUES PILLS nun für eine Live-EP nutzen. Irgendwie scheint es der Plan der Band zu sein, uns mit EPs weichzukochen, das Warten auf einen echten Longplayer wird immer härter. Braucht man nun nach den zwei veröffentlichten EPs Bliss und Devil Man unbedingt gleich einem Live-Mitschnitt? Wenn man damit aufzeigen kann, auf welch hohem Level diese junge, frische Band bereits jetzt unterwegs ist, dann kann die Antwort nur Ja sein! Man hört hier mit jedem Ton, wie unverkrampft, charmant, musikalisch hochklassisch die BLUES PILLS zusammenspielen, als runde Einheit, ohne Starallüren, mit mehr Feeling und Emotionen als die meisten großen Bands je hatten. Vielleicht liegt es auch daran, dass man sich die richtigen Vorbilder ausgesucht hat, hier haben die Mamas and Papas bei der Erziehung alles richtig gemacht. Elin singt mit ihrem kraftvollen Mix aus JENIS JOPLIN und schwarzer Soul-Diva, den sie nicht – eh schon schwer genug – kopiert, sondern zu ihrem eigenen Sound gemacht hat, nahezu alle Kolleginnen aus Rock, Pop und Metal an die Wand, die Jungs an Bass und Drums sind schlichtweg cool, da passt alles, jeder Groove macht Spaß. Dass ein so junger Gitarrist wie der Franzose Dorian so abgeklärt und selbstverständlich seine Idole wie Billy Gibbons (ZZ TOP) und RITCHIE BLACKMORE zu DEEP PURPLE-Zeiten in einer lockeren Form präsentiert, wie sie die Originale schon ewig nicht mehr bieten können, und dabei immer noch seine eigene Persönlichkeit beim Spiel behält – da kann man als Gitarrist nur beeindruckt sein.  

Mit dem kurzen Instrumental In The Beginning grooven die Jungs sich und das Publikum ein. Es macht schlichtweg Spaß, jedem einzelnen zuzuhören. Black Smoke ist und bleibt ein Hit, ruhig und bluesig, um im rechten Moment knackig Fahrt aufzunehmen. Aaaargh, diese Stimme ist der Wahnsinn, voller Soul, Blues, Emotion und Leidenschaft. Und immer, wenn man am dahin schmelzen ist, melden sich auch die Jungs mit ihren Instrumenten wieder lautstark und eindrucksvoll zu Wort. Little Sun von der Bliss-EP, wieder zart und bluesig, die Stimme ganz groß, Elin röhrt, schmachtet dass einem ganz heiß wird, Dorian lässt seiner Verehrung für RITCHIE BLACKMORE und dessen typische DEEP PURPLE-Gitarren freien Lauf. Absolut herrlich, wie selbstverständlich dieser junge Franzose die gefühlvollen Leads runter spielt, als wäre das ganz normal. Auch bei Mind Exit kommt dies voll durch, zahllose BLACKMORE-Zitate werden von seinen Kollegen treibend und energisch groovend begleitet. Da schwingt man auch zuhause das Tanzbein oder hoppelt ähnlich zappelig wie sonst Elin auf der Bühne umher, sowas geht auch beim Staubsaugen. Was diese gut gewählten vier Songs deutlich zeigen: Hier geht es nicht um eine starke Sängerin und ihre Begleitmusiker, hier geht es um etwas großes Ganzes. Man spürt förmlich den Respekt vor der Musikalität der MitmusikerInnen untereinander. Die Kerle kriegen immer viel Raum, um sich zu präsentieren, setzen die fantastischen Vocals ein, fällt es jedoch fast schwer, sich auf die Musik zu konzentrieren. Wie oft mögen sich die Vier im Proberaum gegenseitig eine fette Gänsehaut verpassen! Die schenken sie uns hier mit dieser Liveaufnahme ebenfalls, der Sound ist klasse, die Songs stimmig und wie das Gesamtpaket von BLUES PILLS voll im Retrotrend, und doch ganz eigen. Während man sich teils echt schwer tut, all die schwedischen Retrobands auseinander zu halten, um mal in der Wahlheimat dieser Multikulti-Band zu bleiben, sind BLUES PILLS schon jetzt nach zwei EPs und diesem Live-Häppchen einzigartig.

Absolut schade, dass es nicht für das komplette Konzert gereicht hat, aber das kann man sich ja beim WDR ROCKPALAST anschauen. Diese Live At Rockpalast-EP gehört definitiv in jede Rocksammlung, ein Pflichtkauf für alle Freunde der Retro Rock-Welle und Freaks des echten, klassischen Blues- und Soulgetränkten 60er/70er-Sound. Auch wer mittlerweile um den auch schon unüberschaubaren Retro-Trend einen großen Bogen macht und lieber wieder zu den originalen Klassikern greift, sollte bei BLUES PILLS genauer hinhören. Von vielen der aktuellen Bands wird man in fünf Jahren nichts mehr hören, BLUES PILLS stehen gerade erst am Anfang und haben hörbar noch eine ganze Menge zu sagen, eine Band für die Zukunft! Ja ja, man merkt es vielleicht, ich bin Fan! Und das gelingt heute nicht mehr wirklich vielen Bands!

Veröffentlichungstermin: 14.02.2014

Spielzeit: 15:18 Min.

Line-Up:
Elin Larsson – Vocals
Dorian Sorriaux – Guitar  
Zack Anderson – Bass
Cory Berry – Drums

Label: Nuclear Blast

Homepage: http://www.bluespills.com

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/BluesPills

Tracklist:
1. In The Beginning
2. Black Smoke
3. Little Sun
4. Mind Exit

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