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BLACKMAIL: II

Wie schreibt man ganz große Rockmusik? BLACKMAIL zeigen es hier.

Ehrlich gesagt, die große BLACKMAIL-Erfahrung habe ich nicht. Allerdings blieb mir deren Auftritt auf einem lokalen Festival in schöner, wenn auch bizarrer Erinnerung. Diese Zugabe, sie wollte einfach nicht enden. Ein ewig lange auf Repeat gespieltes Riff, das zusammen mit dem vielen Bier in mir für eine gewisse Verwirrung sorgte. Danach waren BLACKMAIL mal mehr oder weniger Geschichte, dann die große Rückkehr vor zwei Jahren mit einem neuen Sänger, woraus Amina Now! resultierte. Und dieses Album habe ich verpasst. Als würden mich Kurt Ebelhäuser und seine Band ermahnen wollen, jetzt auch ja hinzuhören, ist das neue Album schlicht II betitelt – eine dritte Chance geben mir die Koblenzer wohl nicht mehr. Immerhin, so stürmisch wie II ist, hört man auch automatisch ganz genau hin. Denn eines ist sicher, stellenweise zeigen BLACKMAIL hier, wie man ganz große Rockmusik schreibt.

Und das, obwohl II mit Impact recht schleppend und langsam beginnt. Symptomatisch für II ist, dass jeder Song, egal wie unbequem er sein mag, irgendwann die Kurve kriegt, so auch der schwere Auftakt, der einen großen Refrain bietet und enorme Kraft ausstrahlt. Danach werden BLACKMAIL oft beeindruckend gut. Die Single The Rush ist schnell und unverschämt eingängig, Shine ist stürmisch und leidenschaftlich, Palms tritt in den Allerwertesten, Kiss The Sun und o sind ziemlich dreckig und trotzdem gewitzt. Hier und da gibt es einige Schwachstellen in den Songs, die aber durch schöne Refrains oder Bridges fast vollständig ausgemerzt werden. Authentizität und Spontaneität ist auf II oft wichtiger als Perfektion, und das obwohl sich viele wunderbare Details versteckt haben. Gerade in den ruhigeren Momenten, im melancholischen Day Of Doom und im leicht progressiven, orchestralen Sleep Well, Madness sind diese Details oft maßgeblich prägend, siehe die Bläser und Streicher in letzterem Song.

II endet mit einem Paukenschlag, Dual ist ein unglaublich gut geschriebenes Stück mit dem richtigen Maß an Dynamik. Eines, das BLACKMAIL live gut in alle Ewigkeit ausdehnen können, um arme Betrunkene paranoid werden zu lassen. Die Riffs sind exzellent, das Schlagzeug ist exakt und kräftig, der Gesang ist hervorragend. Davon abgesehen sind fast alle Ideen von BLACKMAIL auf diesem Album griffig, sie gehen schnell ins Ohr und ins Bein. Sänger Matthias Reetz, dessen kräftige, facettenreiche Stimme sowohl in den ruhigen, als auch in den lauten Momenten gut kommt, wird durch Kurt Ebelhäuser ergänzt, der sich in den richtigen Momenten mit kleinen Beiträgen meldet. Auch seine Produktion ist stark, die Gitarren sind rau und krachen, das Schlagzeug ist wuchtig und transparent. Somit ist II ein Album, das trotz kleiner Experimente genau auf dem Punkt ist und trotz langjähriger Erfahrung die Spontanität nicht missen lässt. Trotz ein paar kleinen Durchhängern ist BLACKMAIL ein großes Rockalbum gelungen, eines das fesselt und unter die Haut geht und auch eine Woche intensiven Hörens ohne Abnutzungserscheinungen übersteht. Stark!

Veröffentlichungstermin: 22.02.2013

Spielzeit: 37:45 Min.

Line-Up:
Mathias Reetz – Vocals, Guitar
Kurt Ebelhäuser – Vocals, Guitar
Carlos Ebelhäuser – Bass
Mario Matthias – Drums

Produziert von Kurt Ebelhäuser
Label: Unter Schafen Records

Homepage: http://www.blackmail.de
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/thisisblackmail

Tracklist:
1. Impact
2. The Rush
3. Shine
4. La Futura
5. Day Of Doom
6. Palms
7. Kiss The Sun
8. o
9. Sleep Well, Madness
10. Dual

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