Als 1996 alle ein zweites “Bergtatt”-Black Metal-Meisterwerk von ULVER erwarteten, lieferten die Norweger “Kveldssanger” – ein Album mit einem der schönsten Cover der Musikgeschichte, aber eben nicht des Black Metal-Genres. Stattdessen gab es zarte Töne, Folk und Träumereien – aber keinen Kitsch. Wer nun bei “Norwegen” und “Trollringen” auch wieder an Schwarzmetall denkt, der ist bei ANDERS BUAAS anno 2025 wieder an der falschen Adresse. Der Norweger mag sich mit einem tragischen literarischen Werk beschäftigen, doch trotz dem Mordgehalt von Sigurd Hels Buch, ist das vorliegende Album “Trollringen” fernab von Dunkelheit und Metal angesiedelt.
Die Grenze zum Pop wird fröhlich verwischt
Ruhig, verträumt und ja – süsslich – widmet sich ANDERS BUAAS “Trollringen”. Da wird von Liebe, der Sonne, dem endlosen Himmel gesungen, bevor es Zeit für den letzten Atemzug ist (“As I draw my last breath”). Auch “The Balance of being one” erkundet diese Pop-Gefilde, als hätten neuere OPETH eine besonders verträumte Jam Session mit einem besonders ruhigen ROBBIE WILLIAMS. Manchmal schaut auch noch THE TALLEST MAN ON EARTH vorbei. Lyrisch scheint ein Kampf zwischen Einsamkeit und Kitsch stattzufinden, wenn da über Engel und Schneeflocken sinniert wird (“Every snowflake is an angel… I walk alone”). Ein zartes Glöcklein in “Sunrise” lässt jegliche Gedanken an ein existentes Härtelevel verschwinden. Spurlos. Hier gibt es keine Härte. Die gab es nie. Die Grenze zum Pop wird fröhlich verwischt und wenn man sich “Trollringen” genau anhört, dann hat es sie ebenfalls nie gegeben.
Akustik-Sommerträume für Schöngeister
Die Gastsängerinnen bestechen mit wahrlich verletzlich-warmen Stimmen und so wird “Trollringen” ein Album, das Akustik-Sommerträume von Schöngeistern zur Realität macht. Der Gedanke, dass unter der lieblichen Oberfläche indes stets die Einsamkeit, die Verlorenheit und der Tod lauert – dieser Gedanke verschwindet trotz allem Liebreiz nicht. Ist eben doch ein Norweger, der ANDERS BUAAS…
Veröffentlichungsdatum: 06.06.2025
Label: Apollon Records
Website: http://www.andersbuaasmusic.com
Line Up
Anders Buaas: Gitarre, Texte, Vocals, Keyboards, Bass, Percussion
Steinar Børve – Soprano Saxophone
Joakim Biondi – Piano
Henrik Madsen – Drums
Rune Erling Pedersen – Percussion
GastsängerInnen:
Tanya Wells, Tim Condor, Miriam Kjølen
Trackliste
1. Prologue
2. Opening Credits
3. Best I can be
4. Intermission
5. Trollringen
6. Sunrise
7. The Balance of being one
8. The last drop
9. As I draw my last breath
10. End Credits