Auf seinem letzten Album „Detroit Stories“ hat ALICE COOPER den Sound seiner Stadt gefeiert. Und dass der Schockrocker sich noch lange nicht aufs Seniorenleben einstellt, das hat er oft genug unter anderem live mit HOLLYWOOD VAMPIRES bewiesen. Nun steht mit „Road“ ein Rückblick auf sein bewegtes Leben auf Tour an. Ha nein, nicht nachdenklich und als gefühltes Abschiedsgejammer. Im Gegenteil! COOPER hat das Album gezielt mit seiner Liveband gemacht, statt auf ein für den Markt produziertes Studioding zu setzen. Weil der Meister mit seinem Team gern live unterwegs ist und man zu einer starken Einheit zusammen gewachsen ist. Welches nicht nur professionell und musikalisch klasse abliefert, sondern auch viel Spaß miteinander hat. Und genau dies hört man auf „Road“ durchgehend. Und auch, wie sehr COOPER sich da anstecken lässt und davon profitiert. Und ja, auch als Zuhörer haben sie einen ganz schnell und man hat total Spaß an den Geschichten vom Leben on the Road!
Man hat total Spaß an ALICE COOPERs Geschichten vom Leben on the Road!
Herr Furnier, äh… ALICE COOPER macht kein Geheimnis draus, wer er ist, mit „I´m Alice“ stellt er sich selbstbewusst vor. Also denen, die ihn nicht oder kaum kennen, die Fans sind schon nach wenigen Tönen entzückt. Musikalisch geht man zurück in die frühen 70er im zeitgemäßen Sound. Ein erzählerischer Song mit klaren Selbstzitaten und schon dem ein oder anderen Moment zum Schmunzeln. Lust auf die sicher kommende Tour macht das flott-fröhliche „Welcome To The Show“, da macht sich Partystimmung breit. Wer mag kann ein kurzes AC/DC-Zitat finden, bevor man sich an den feurigen Leads erfreut. Wäre die heimische Anlage ein Marshall, sie wäre jetzt schon auf 11 gedreht. Weiter geht’s mit der guten Laune, mit fröhlichem Huhuu und souligen Bläsern lädt „All Over The World“ zum Tänzchen ein.
Bei den Gitarrenschlachten kann man sich an den verschiedenen Stilen der 3-Gitarren-Fraktion erfreuen
Fett und modern haut das lustige „Dead Don’t Dance“ aus den Boxen mit Unterstützung von COOPERs Weggefährte Kane Roberts zu 80er MTV-Hit-Zeiten. Da kann man sich live durchaus auch einen ZAKK WYLDE als Gast auf der Bühne vorstellen. Kein Platz für Totentanz, man rockt durch die Bude wie ein Zombie nach zu viel Energiedrinks. Den brauch man nicht beim Rock`n´Rollenden „Go Away“, dem man wieder mit einem fetten Grinsen folgt. Was für einen Spaß müssen diese Songs live machen!?! Immer wieder schön zu hören die Gitarrenschlachten, bei denen man sich an den verschiedenen Stilen der 3-Gitarren-Fraktion erfreuen kann. Unschwer auch immer zu erkennen die Leads von NITA STRAUSS, man hört geradezu heraus, wie sie sich dazu auf der Bühne verbiegt.
„Road“ bietet viele Selbstzitate, Querverweise auf Kollegen und große Stiefel
Auch Herr Frankenstein schaut nach Jahren mal wieder vorbei, „White Line Frankenstein“ klingt passend ein wenig nach COOPER Mitte der 80er. Eingeschoben klasse Leads, die deutlich beim Southern Rock anklopfen. Zu herrlich, was die Gitarren auf „Road“ abliefern an Zitaten und Querverweisen. Der Burner findet sich dann im Hit des Albums, „Big Boots“. Da erklärst du deinem Junior die Bedeutung und dass es nicht um die Stiefel der sexy Burgerverkäuferin geht, und was singt er nun immer lautstark bei offener Autoscheibe? Ein cooler Rocker zum Mitsingen und Mitswingen, der Refrain setzt sich unfassbar fest, man singt ihn noch ewig weiter. Auch ALICE versteht nicht, warum man immer noch von „Big Boots“ singt. Sicher ein Highlight bei den Shows, wer hier im sexy Kostüm steckt, man hat da so seinen Verdacht!
Die Gitarrenfraktion zitiert wieder fleißig, bei „Rules Of The Road“ verbeugt man sich vor that little ol band from Texas. Der Text, ha ha, unfassbar! „Detroit Rock City“ schaut ganz kurz vorbei. An wen erinnert das fordernde „The Big Goodbye“ mit seinen Southern-Leads? Hm… „Road Rats Forever“, der vielleicht unspannendste Song, der in der Live-Storyline erst seinen Sinn machen wird. „The Man Behind The Mask“ schaut kurz vorbei. Zum Schunkeln und Liebhaben gibt es auch was, das sentimentale „Baby Please Don’t Go“ nimmt einen bei der Hand.
„Road“ bietet großes Kino – perfekt für die Live-Shows
Dann ist es wieder Zeit für großes Theater im Stil der ganz frühen COOPER-Sachen. „100 More Miles“ bietet auf der Bühne sicher großes Kino, wie der Meister seine Stimme dreht ist herrlich, der aufgeblasene Sound bietet sich auch gut an als Soundtrack in einem Bond-Film. Der Rausschmeißer „Magic Bus“ winkt auf jeden Fall rüber Richtung AEROSMITH Mitte/Ende 70er. Auch die Leads bekommen eine ordentliche Portion JOE PERRY. Vielleicht hatte ja auch der HOLLYWOOD VAMPIRES-Kollege eine Idee oder COOPER will nur mal einen Gruß rüber schicken und nimmt dafür das THE WHO-Cover. Nun wissen wir auch, wann live das Drumsolo kommt.
Was ALICE COOPER hier auf „Road“ präsentiert, das ist purer Spaß, den hörbar das ganze Team hatte. Man zitiert fröhlich allerlei Kollegen oder direkt aus gut 50 Jahren des Schockrockers. Der fühlt sich hörbar wohl, bewegt sich mit seiner charismatischen Stimme sicher in seinen aktuell passenden Tonlagen. Seine Texte strotzen nur so vor Witz und Selbstironie. Ich hab ihm noch nie so gern und genau zugehört wie auf diesem Album, da muss man schon mal laut loslachen.
Was ALICE COOPER hier auf „Road“ präsentiert, das ist purer Spaß
Genau so viel Spaß macht es, seinen KollegInnen zuzuhören. Die Rhythmsection spielt abwechslungsreich, oft gezielt oldschoolig passend zum Song. Chuck Garric hat den erdigen Grundsound der L.A. GUNS immer noch im Blut. Glen Sobel spielt seine Drums oft so gezielt altbacken, dass man nur Schmunzeln kann. Letztendlich ist er es ja gewöhnt, u.a. mit Gitarrenhelden wie TONY MCALPINE oder PAUL GILBERT zu arbeiten. Highlight bleibt aber neben dem Meister selbst die Gitarrenfraktion. Wenn sie nicht gerade fröhlich mitsingen, dann liefern Nita, Ryan und Tommy gnadenlos ab. Verbeugen sich vor allerlei Kollegen, jeder schiebt sich mit seinem Stil mal nach vorn, der von modern, oldschool bis locker rockend bunt gemischt ist. Wer welche Leads spielt, das hört man immer deutlich raus. Alles gefühlsecht, keine Overdubs, eingefangen im klasse Sound von Bob Ezrin. Auch Tom Morello (AUDIOSLAVE, RATM) hat auf ein paar Backings vorbeigeschaut.
ALICE COOPER-Fans werden „Road“ lieben und feiern
Ich kann mich nicht erinnern, dass ein anderes Album mir dieses Jahr so viel Spaß gemacht hat und so sehr in der Dauerschleife war, egal ob zuhause mit Beteiligung aller Nachbarn oder im Autoradio zur Unterhaltung aller Verkehrsteilnehmer. Irgendwann meinte Junior, man darf im Auto nicht so laut Musik hören. Um dann weiter „Big Boo… ts“ mitzusingen.
Wer ALICE COOPER auch nur ein wenig mag, der wird mit „Road“ ganz viel Spaß haben. Fans werden das neue Album lieben und feiern. Und sich jetzt schon auf die Live-Shows freuen. Einigen Editions von “Road” liegt auch die DVD bzw. Blu-ray vom HELLFEST 2022 bei. Damit kann man sich zumindest diese Show live nach hause holen.
Veröffentlicht am 25.08.2023
Spielzeit: 47:42 Min.
Lineup:
Alice Cooper – Vocals
Nita Strauss – Guitars
Ryan Roxie – Guitars
Tommy Henriksen – Guitars
Chuck Garric – Bass
Glen Sobel – Drums
Label: earMusic
Homepage: https://alicecooper.com
Mehr im Web: https://www.facebook.com/AliceCooper
Die Tracklist von “Road”:
1. I’m Alice (Lyrics-Video bei YouTube)
2. Welcome To The Show (Audio bei YouTube)
3. All Over The World
4. Dead Don’t Dance
5. Go Away
6. White Line Frankenstein (Lyrics-Video bei YouTube)
7. Big Boots
8. Rules Of The Road
9. The Big Goodbye
10. Road Rats Forever
11. Baby Please Don’t Go
12. 100 More Miles
13. Magic Bus
Die Tracklist der Hellfest Show 2022 auf DVD/Blu-ray:
1. Feed My Frankenstein
2. No More Mr. Nice Guy
3. Bed Of Nails
4. Hey Stoopid
5. Fallen In Love
6. Go Man Go
7. Guitar Solo by Nita Straus
8. Roses On White Lace
9. I’m Eighteen
10. Poison
11. Billion Dollar Babies
12. The Black Widow Jam
13. Steven
14. Dead Babies
15. I Love The Dead
16. Escape
17. School’s Out