ABIOTIC: Ikigai

Für ihr Comeback-Album “Ikigai” besinnen sich ABIOTIC auf ihre Stärken. Der moderne, aber vielschichtige Tech Death mit Deathcore-Einsprengseln verlangt unsere ganze Aufmerksamkeit und belohnt das mit einer Schar an hochkarätigen Gastfeatures.

Was treibt uns an? Was bringt uns dazu, jeden Morgen überhaupt das Bett zu verlassen? Wofür lohnt es sich zu leben? Die Antwort lautet – zumindest im Japanischen – „Ikigai“. Natürlich ist der Begriff eine Blaupause für vieles. Der Sinn des Lebens ist etwas höchst Individuelles und für ABIOTIC offenbar in der Musik beheimatet. Nach der Trennung im Jahr 2016 folgte rund zwei Jahre später die Wiedervereinigung – ganz ohne ging es scheinbar nicht. „Ikigai“ ist nun also das Resultat; ein konsequenter Ausdruck dieser Erkenntnis.

Asiatisch angehauchte Klänge erwarten uns allerdings nur im Ambient-Intro „Natsukashii“, bevor sich ABIOTIC weitgehend auf ihre Stärken besinnen. Die Produktion ist so modern wie massiv, Deathcore-Anleihen finden wir abseits der tief gestimmten Gitarren unter anderem in „Smoldered“ sowie im finalen Breakdown des angeschwärzten „If I Do Die“. Überwiegend schwingt „Ikigai“ allerdings die Tech Death-Keule, die auch aufgrund der zahlreichen Features einen gewissen Charme entwickeln kann.

Für “Ikigai” haben ABIOTIC eine ganze Schar an Gästen ins Boot geholt

Tatsächlich drücken die Gäste den einzelnen Tracks ihren Stempel auf und sorgen so bei maximaler Intensität für ein gesundes Maß an Abwechslung. „Souvenir Of Skin“ saugt dank Trevor Strnad (THE BLACK DAHLIA MURDER) eine herrlich morbide Grundstimmung auf, Chaney Crabb (ENTHEOS) bringt in „Smoldered“ mit ihren garstigen Screams eine Ladung Misanthropie an den Tisch und Jonathan Carpenter (Ex-THE CONTORTIONIST) rückt das Albumhighlight „Grief Eater, Tear Drinker“ mit seinem sphärischen Klargesang sogar etwas in die Richtung von LAST CHANCE TO REASON oder.

Tempowechsel, verschachtelte Riffs und zahlreiche Breaks fordern in „The Wrath“ unsere komplette Aufmerksamkeit, während dezente Piano-Einsprengsel eine unheilvolle Atmosphäre heraufbeschwören. ABIOTIC sind bei weitem nicht die Ersten mit dieser Herangehensweise, setzen ein erprobtes Konzept jedoch grundsolide um.

ABIOTIC geben uns nur selten Zeit zum Durchatmen

Allein etwas mehr Gelegenheit zum Durchatmen hätten wir uns gewünscht: Die mächtige Klangkulisse kann trotz ihrer Vielschichtigkeit im Gesamten etwas erdrückend sein. Zwar öffnet sich „Her Opus Mangled“ zwischendurch einem jazzigen Interlude samt wunderbarem Bass-Solo von Jared Smith (ARCHSPIRE), Verschnaufpausen sind davon abgesehen jedoch rar gesät.

Verzeihen können wir das gut und gerne, schon allein da „Ikigai“ nicht nur mit großen Worten um sich wirft. ABIOTIC sprechen aus Erfahrung, wenn sie in ihrem Schaffen den eigenen Lebenssinn entdeckt haben wollen. Nicht zuletzt deshalb ist das Comeback-Werk der US-Amerikaner kein klinisch totes Konsumprodukt, sondern eine Platte voller Leben – auch wenn der Bandname selbst etwas anderes verspricht.

Veröffentlichungstermin: 12.02.2021

Spielzeit: 50:33

Line-Up

Travis Bartosek – Vocals
John Matos – Guitar
Matt Mendez – Guitar
Kilian Duarte – Bass
Tony Simone – Drums

Produziert von Tony Simone

Label: The Artisan Era

Homepage: https://abiotic.bandcamp.com
Facebook: https://www.facebook.com/AbioticBand/

ABIOTIC “Ikigai” Tracklist

01. Natsukashii
02. Ikigai
03. Covered the Cold Earth
04. Smoldered (Video bei YouTube)
05. The Wrath
06. If I Do Die
07. Souvenir of Skin (Video bei YouTube)
08. Her Opus Mangled
09. Horadric Cube
10. Grief Eater, Tear Drinker (Video bei YouTube)
11. Gyokusai

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