A DEAD FOREST INDEX: Antique

Verleihen einem angestaubten Genre neues Potenzial: A DEAD FOREST INDEX.

Die Achtziger sind so alt und vergilbt wie die Klamotten, die Carl McCoy auf dem Rockpalast-Video trägt, das in irgendeiner Kiste in meinem Keller vegetiert. Und genauso alt und vergilbt klingen die meisten Bands, die anno 2012 den Spirit der Achtziger wieder aufleben lassen wollen. Verkrampft-vergilbt, das will doch keiner hören. Das wissen auch A DEAD FOREST INDEX, gute Freunde von HEIRS, zwei Brüder, die es ganz ausgezeichnet verstehen, sich kreativ auszutoben und einem angestaubten Genre neues Potenzial zu verleihen. Antigue ist ihre Debüt-EP, hat fünf Songs parat, die da beginnen, wo sich Gothic und Wave begannen, sich in kitschigem Selbstzweck zu verlieren. A DEAD FOREST INDEX nehmen die Abzweigung über den steinigen Weg, schreiben mit Distance und Anchoring The Hands ein paar schwermütige Nummern, die in die Beine gehen und vielleicht ein wenig aufs Gemüt schlagen.

Daneben beweisen A DEAD FOREST INDEX aber, dass sie gleich getaktet sind, es gibt noch viel mehr auf dieser kleinen EP zu entdecken. Die beiden Brüder spielen unterschiedlichste Instrumente, tragen beide zum Gesang bei, ergänzen sich gegenseitig. Die geistige Verwandtschaft mit SIOUXIE AND THE BANSHEES, die einige A DEAD FOREST INDEX zuschreiben, kann ich nicht ganz nachvollziehen, wohl aber mit SWANS, BAUHAUS oder frühen EINSTÜRENDE NEUBAUTEN. Aber so, wie sich Adam und Sam Sherry durch die ungewöhnlich komponierten Songs bewegen, ist auch das nur ein vager Eckpfeiler. Von simplen Songs wie Black Mud über das unglaublich schöne, zweistimmige Accapellastück A New Layer, bis hin zu dem mythischen Schlusspunkt Turning, der sehr experimentell, schwer greifbar, aber doch sanft ist, wird die reale Welt ein wenig verlassen. Dann heißt es: Willkommen in der Postmoderne, wie man sie sich vor fünfundzwanzig Jahren vorstellte.

Ein wenig straffer könnte hier und da das Songwriting sein, ein wenig geschlossener könnte der Gesamteindruck von Antique sein, ansonsten gibt es an dieser EP absolut nichts auszusetzen. Von der spielerischen Darbietung über die gesangliche Performance hin zur schön altmodischen Produktion gibt es bei A DEAD FOREST INDEX keine Schwächen zu vermelden, im Gegenteil: Alles klingt dynamisch, ehrlich, intuitiv. Antique ist somit vor allem eins nicht: verstaubt. Da mag der Titel dieser EP ein wenig täuschen. Frischer und mit mehr Freude kann man derartige Musik nicht spielen, daher ist es wirklich schade, wenn nach knapp achtzehn Minuten Antique endet, ohne dass wir es so recht merken, weil sich die flächigen Töne am Ende so schön mit der Stille vermischen. Der Einstand von A DEAD FOREST INDEX ist absolut gelungen. Adam, Sam, bitte lasst es bald genau so schön weiter gehen.

Veröffentlichungstermin: 20. Juli 2012

Spielzeit: 17:55 Min.

Line-Up:
Adam Sherry – Voice, Guitar, Harmonium, Organ
Sam Sherry – Drums, Timpani, Percussion, Voice

Label: OSCL Records / Denovali Records

Homepage: http://adeadforestindex.bandcamp.com

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/adeadforestindex

Tracklist:
1. Distance
2. Anchoring The Hands
3. Black Mud
4. A New Layer
5. Turning

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