Für Renatus Töpkes „Rockmusikfilme: Die Dokumentationen“ braucht man vor allem eins: viel Zeit. Sehr viel Zeit sogar. Erstens durch den schieren Umfang des Buches, das fast 100 Dokumentationen in chronologischer Reihenfolge versammelt. Den Anfang macht er mit „Bob Dylan: Don‘t Look Back“ aus dem Jahr 1967 und endet mit „Total Thrash – The Teutonic Story“ aus 2022.
Viel Lesestoff auf über 300 Seiten
Also schon mal per se viel Lesestoff auf über 300 Seiten, der jeden der Filme mit einer Inhaltszusammenfassung vorstellt, Hintergrundinformationen liefert und eine persönliche Einordnung bietet. Der eine oder andere Film wird vertiefend mit Interviews der Mitwirkenden ergänzt.
Das sich das ganze sehr unterhaltsam liest und man zwischendurch immer mal wieder damit beschäftigt ist, sich nach Bezugsquellen der Filme umzusehen, vergeht die Zeit wie im Flug. Damit es der Leser nicht zu leicht hat, das Buch in einem durchzulesen, gibt es unter jeder Filmvorstellung noch einen weiteren Film „zum weiterschauen“ und am Ende des Buches weitere 18 Seiten mit sehr knapp gehaltenen Inhaltsangaben weiterer empfehlenswerter Dokumentationen.
Sehr unterhaltsam und großartig zu lesen
Dabei wäre das Buch sogar dann großartig zu lesen, wenn man sich keinen der Filme anschauen würde, denn Töpke schreibt sehr pointiert, unterhaltsam und originell. Noch mehr Spaß macht es allerdings, sich nach dem jeweiligen Eintrag so etwas völlig groteskes wie „Heavy Metal Parking Lot“ aus dem Jahr 1986 anzuschauen. Der Inhalt des Films (den es dankenswerter Weise auf YouTube zu sehen gibt) ist schnell erzählt: das Kamerateam hält bei Metal-Fans, die am 31.05.1986 auf dem Parkplatz vor einem JUDAS PRIEST Konzert posen, trinken, erzählen und sich selbst und die Band feiern, einfach mal drauf. Wer diese Zeiten miterlebt hat, wird sich (mehr oder weniger kopfschüttelnd) wohl auch ein Stück weit selbst wieder erkennen.
Eine Stärke des Buches ist, das jede Zeile atmet, dass Töpke selbst Fan und profunder Kenner der Rock- und Metalszene ist und nicht nur die großen Acts ihren Platz finden, sondern zum Teil auch obskureres.
Für Metaller sind auf jeden Fall genügend Dokumentationen dabei, zum Beispiel werden ANVIL, IRON MAIDEN, LEMMY, KROKUS oder CELTIC FROST thematisiert, um nur einige zu nennen. Meine persönliche Lieblingsdoku ist die meiner persönlichen Lieblingsengländer von RAVEN, deren staubtrockener Humor den Zuschauer trotz der zum Teil miserablen Bildqualität blendend unterhält.
Renatus Töpkes „Rockmusikfilme: Die Dokumentationen“ sollte man haben!
Die Gestaltung des Buches mit Hardcover-Einband und Bildteil ist gewohnt hochwertig. Dieses Buch sollte man haben!
Als Bitte an Autor und Verlag bliebe nur noch, dass „Renatus Töpke – Rockmusikfilme: Die Spielfilme“ als nächstes Projekt zu vermelden wäre.
Hardcover: 304 Seiten
Verlag: Verlag Andreas Reiffer, 1. Auflage (2022)
ISBN 978-3-945715-53-6
Größe: 14 x 21,5 cm
22,00 Euro