PORTUGAL. THE MAN: Karlsruhe, Substage, 06.09.2007

Let there be (Indie)Rock!

Donnerstag. Es kommen schon wieder nur Wiederholungen im Fernsehen. Das Wetter ist unfreundlich – vorsichtig ausgedrückt. Außerdem ist PAVAROTTI gestorben. Was für ein Tag.

Doch aus der Ferne scheint ein kleiner Lichtblick zaghaft durch die Dunkelheit. Im Kalender ist etwas rot angestrichen. Und plötzlich flüstert dir dein Kleinhirn zu: Du, heute geht´s los. Und dann erinnerst du dich: Heute ist ja der Beginn der Konzertsaison! Endlich wieder Livemusik in den Karlsruher Clubs. Juhuuuuu! Das Substage legt vor: es spielen PORTUGAL. THE MAN aus Alaska (die Vorband hat augenscheinlich den Start in die Saison verpennt und taucht nicht zum Gig auf).

Noch schnell ein Blick in die Ankündigung. Erster Eindruck: liest sich exotisch und sieht auch so aus. Eine Band aus dem kältesten Bundesstaat der USA (gibt´s da so etwas wie eine Musik-Szene? Zwischen Iglus und Eisschollen???), ein Pressebild mit viel Flower Power und die Worte gehypt, nölend und jazziges Indie-Etwas. Was diese wilde Kombination verheißen mag, ist bis zum ersten Ton kaum abzusehen.

Doch Wagemut wird manchmal belohnt. Und so bekommen die erstaunlich zahlreich erschienenen Konzertbesucher eine Portion Retro-Rock mit Indie-Appeal auf die Ohren. Das Ganze erinnert im ersten Moment an LED ZEPPELIN, HENDRIX, manchmal auch an THE DOORS. Aber an diesem Punkt endet es nicht. Da ist noch etwas. Es muss das jazzige Indie-Etwas sein, das sich immer wieder nach vorne schiebt. In dem Moment, wenn klassische Songstrukturen plötzlich aufbrechen, Tempo und Dynamik von wildem Drive auf sanftes Säuseln herunterfahren und der Gesang nicht mehr nur kraftvolles Geheul, sondern melancholisches Statement ist. Das ist individuell, schräg und dabei durchaus tanzbar.

Man merkt es deutlich: PORTUGAL. THE MAN sind keine verkappten WOLFMOTHER, keine dumpfe Kopie der BLOOD BROTHERS, kein künstlich gezeugter Klon aus dem Indie-Bausatz – sie sind etwas Besonderes. Wie der kleine Bruder, der irgendwie eigenartig, aber liebenswert ist.

Aus PORTUGAL. THE MAN wird in ein paar Jahren sicherlich etwas Großes, Bedeutendes, das mehr Leuten als der eingeweihten Musikerpolizei und den aufmerksamen Lesern der entsprechenden Magazine bekannt ist. Wenn sie nur so lange durchhalten – bislang geben sie buchstäblich ihr letztes Hemd, um sich das Touren überhaupt leisten zu können.

Hörproben auf Myspace

Foto: PR

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