END OF GREEN, UNDERTOW – Stuttgart, Röhre, 18.9.2003

Sorry, aber das war das Konzert des Jahres!

Entschuldigung, Teil 1: Liebe Jungs von UNDERTOW, ich bereue zutiefst, euch bislang bei etlichen Gelegenheiten verpasst zu haben! Selten habe ich so viel ehrliche Leidenschaft auf der Bühne bei der Arbeit gesehen wie an diesem Abend. Klaro, würden die Drei behaupten, nie in ihrem Leben etwas von CROWBAR gehört zu haben, dann hätte das in etwa die Glaubwürdigkeit der letzten Rede des irakischen Informationsministers, aber sie haben auch zutiefst individuelle Elemente in ihrem Sound, zudem gestalten sie ihre Songs flexibler, es darf in einem Song ruhig auch mal derb schnell abgehen, bevor weitergelitten wird. Die Optik von Sänger/Gitarrist und Schlagzeuger mit ihren breiten kahlen Schädeln und von Leiden zerknitterten Gesichtszügen tut ein übriges dazu, dass dieser Gig nicht nur mich zu einem Fan der Band werden lässt (nicht, dass ich sonst Fan von haarlosen Köppen wäre, hehe). Die anfänglichen Lücken vor der Bühne sind bald geschlossen, und die sympathischen Ansagen („Heut´ kann i nomohl normal schwätza…“) ergänzen einen durch und durch emotionalen wie ehrlichen Auftritt einer Band, die sich seit Jahren im Underground den Arsch aufreißt. So schnell werde ich UNDERTOW jedenfalls nicht mehr verpassen!

Entschuldigung, Teil 2: Lieber vampster-Stammleser, so langsam kotzt es Dich an, von mir immer nur die größten Lobhudeleien über END OF GREEN zu vernehmen. Ich kann das gut verstehen und möchte Dich daher vorwarnen: Lies nicht weiter! Diesmal wird es noch schlimmer, denn noch nie waren END OF GREEN so gut wie an diesem Abend! Das ist kein plattes Gelaber, das ich direkt nach dem Konzert und fünf Bier von mir gebe, sondern die Einsicht, die sich am Tag danach (der für mich bereits wenige Stunden später mit Frühdienst anbrach, urghs!) so langsam durch die Kopfwehschwaden in meinem Kopf breit macht. Eigentlich machten sie nicht viel anders als bei ihren bisherigen Gigs, aber irgendwie war da noch ein Tick mehr Leidenschaft zu spüren, was sicher auch daher kam, dass die Band zum Tourauftakt enorm begeistert und spielfreudig war.
Außerdem hat die Band an Kompaktheit gewonnen, ein Song reihte sich nahtlos an den nächsten, ohne dass Distanz zum Publikum aufkam. Im Gegenteil, vom Moshpit über bedingungsloses Abbängen bis hin zu verzaubertem Zuhören waren alle Reaktionen zu beobachten, alle außer gelangweiltem Abdrehen. Klar, Songs wie „Tragedy Insane“, „Highway 69“ oder „Motor“ kennt man bereits von den Alben, aber mit dem perfekt abgemischten Sound in voller Lautstärke, dargeboten von einer routinierten und doch völlig in der Musik aufgehenden Band, gewann jeder einzelne Ton eine magische Dimension. Man konnte nur noch mit der Band seinen Frust rauslassen, mitleiden und feiern, dass man aus allen Scheißsituationen des Lebens wenigstens gestärkt herausgeht, auf die eine oder die andere Weise. Absoluter Höhepunkt: das ultraschleppende, nicht enden wollende „Emptiness/Lost Control“. Eisig wehte ein Wind aus den Tiefen empor, die Sänger Michael Huber mit seiner einzigartigen Stimme beschwor, und legte sich jedem der Anwesenden ums Herz, nachdem zuvor fast ausschließlich die härteren, rockigeren Songs drangekommen waren. Dass nach eineinhalb Stunden schon Schluss sein sollte, wollte kaum einer in der Röhre glauben, doch leider gingen die Deckenlichter nach ein paar Zugaben an, da die Band sich nicht schon am ersten Abend der 2-3wöchigen Tour kaputtspielen wollte. So bleiben nur noch zwei Möglichkeiten für END OF GREEN übrig, einen noch genialeren Gig zu spielen: erstens spielen sie endlich zusätzlich „I Hate“, und zweitens wird statt Hofbräu Schwabenbräu ausgeschenkt, dann geht´s der Birne beim Frühdienst um fünf Uhr früh auch besser, hehe. Vielleicht sollte ich mich noch bei meinen Kollegen entschuldigen, denn eine große Hilfe war ich da garantiert nicht, hehe…

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