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DONG OPEN AIR 2003: Der Festivalbericht

Das DONG OPEN AIR ist ein kleines zweitägiges Sommerfestival in Neukirchen-Vluyn (in der Nähe von Duisburg), welches zwar dieses Jahr bereits zum dritten Mal stattfand, bisher aber weitgehend unbemerkt von der breiten Metalöffentlichkeit blieb. Dies sollte sich in diesem Jahr ändern. Durch die Verpflichtung der Engländer SKYCLAD als Headliner gab es eine Menge Publicity. Dennoch blieb das DONG OPEN AIR auch in diesem Jahr eine kleine, überschaubare Veranstaltung mit familiärem Charakter und etwa 500-600 Besuchern.

Das DONG OPEN AIR ist ein kleines
zweitägiges Sommerfestival in Neukirchen-Vluyn (in der Nähe
von Duisburg), welches zwar dieses Jahr bereits zum dritten Mal
stattfand, bisher aber weitgehend unbemerkt von der breiten
Metalöffentlichkeit blieb. Dies sollte sich in diesem Jahr
ändern. Durch die Verpflichtung der Engländer SKYCLAD als Headliner gab es
eine Menge Publicity. Dennoch blieb das DONG OPEN AIR auch in diesem
Jahr eine kleine, überschaubare Veranstaltung mit familiärem
Charakter und etwa 500-600 Besuchern. Nach einer Security hielt man
vergeblich Ausschau, die Sanitäter hatten offenbar auch fast nichts
zu tun, und es herrschte eine rundum friedliche Atmosphäre. Richtig
kultig war dieses Jahr die Location. Da der Standort der letzten Jahre
nicht beibehalten werden konnte, musste ein Ersatz her. Fündig
wurde man schließlich auf dem Dongberg, einer ehemaligen Halde.
Zwar war es ärgerlich, dass man den Berg nicht mit dem Auto
hochfahren durfte und bei der unerträglichen Hitze – an beiden
Tagen war am Himmel weit und breit keine Wolke zu sehen – zu Fuß
hinaufkraxeln musste, um Festival- und Campinggelände zu erreichen,
doch entlohnt wurde man mit einem tollen Ausblick auf die Umgebung. Und
ein Metal-Festival auf einem Berggipfel hat schließlich auch was.
Was das DONG OPEN AIR so besonders machte, war die Tatsache, dass alles
noch von den Veranstaltern selbst in die Hand genommen wurde. Vom
Verkauf von selbstgebackenen Waffeln und Kuchen bis zur
Getränkeversorgung. Einzig eine fremdbetriebene Pommesbude gab es
dieses Jahr auf dem Gelände. An den Preisen können sich andere
Festivals – auch im Undergroundbereich – ein Vorbild nehmen. Die
0,5l-Flasche Bier ging für gerade mal 1,- EUR über die Theke,
ein Stück Kuchen gab es für 0,50 EUR. Der geringe
Eintrittspreis von 11 EUR im Vorverkauf war wohl auch nur dadurch
möglich, dass die Bands sich mit geringen Gagen zufrieden gaben.
Einzig die Tatsache, dass die Sonne die ganze Zeit ins Zelt, in dem die
Bands auftraten, hineinschien, fiel noch negativ auf, denn dadurch ist
es wohl zu erklären, dass sich am Samstag ein Großteil des
Festivallebens nicht im Zelt, sondern auf dem Campinggelände
abspielte, wo es noch den ein oder anderen schattigen Platz gab. Auch
ist über die Einrichtung eines Shuttlebusses nachzudenken. Da auch
musikalisch eine überaus ansprechende Mischung aus folkigen
Klängen und Metal fast jeder Spielart geboten wurde und es bis auf
die erwähnten Kritikpunkte und die nicht vorhandenen Duschen, die
man aber bei einem Festival dieser Größenordnung auch nicht
unbedingt erwarten kann, keinerlei größere Mängel gab,
kann man wohl von einem rundum gelungenen Festival sprechen.

Freitag, 18.07.2003

FOLKEDUDL

blank Eröffnet wurde das diesjährige DONG OPEN AIR
mit einiger Verspätung von den Veranstaltern höchstselbst,
befinden sich in deren Reihen doch einige Musikanten, die sich zur der
Formation FOLKEDUDL zusammengeschlossen haben. Und dieser Name
könnte passender kaum sein, denn dadurch, dass die Kapelle einen
Saxophonisten in ihren Reihen hatte, konnte man ihre Musik in der Tat
als Folkgedudel bezeichnen. Der erwähnte Saxophonist, der der Musik
ab und an auch einen leicht jazzigen Touch verpasste, gab dem Folk Metal
dann auch eine ganz eigene Note, denn folkige Melodien hört man auf
diesem Instrument nicht alle Tage. Beachtenswert auch die Spielweise des
Bassisten, welcher fast durchgängig die Tapping-Technik einsetzte,
um seinem Instrument Töne zu entlocken. So war der Auftritt von
FOLKEDUDL ein netter Festivalauftakt, leider aber nicht mehr. Zum einen
hatte die Band mit einem recht bescheidenen Sound zu kämpfen – der
Gesang war zunächst kaum zu hören, die Gitarre war fast
durchweg zu leise -, zum anderen schien die Stimme der Sängerin
nicht gerade trainiert, so dass die guten Ansätze – das immer
wieder eingestreute rasante, fast schon Blastbeat-artige Drumming
könnte ausgebaut werden – zum Teil wieder zunichte gemacht wurden.
Außerdem sollte noch dringend am Auftreten gearbeitet werden,
welches etwas unsicher wirkte, insbesondere die Ansagen sind noch
ausbaufähig. Zumindest ihre eigene Anhängerschar aber
bejubelte die Band mit lauten Zugaberufen, und mit etwas mehr Erfahrung
ist mit FOLKEDUDL mit Sicherheit noch zu rechnen, da die Band doch einen
ziemlich eigenständigen, wenn auch gewöhnungsbedürftigen
Sound fährt.

OSYRIS

blank Was dann kam, war
mit Abstand das Highlight des ersten Festivaltages, und es ist zu
hoffen, dass OSYRIS aus Ahlen in Zukunft nochmal an höherer
Position im Billing dabei sein werden. Gleich bei den ersten Tönen
war klar, dass die Band in einer ganz anderen Liga spielt als der
Opener. Der leicht progressive, technische Power Metal moderner
Prägung, der etwas an NEVERMORE oder auch PANTERA (aufgrund des
Stakkato-Riffings) erinnerte, lockte die Leute scharenweise an, so dass
es im Zelt ordentlich voll war. Songs wie “Taken By Force” luden
förmlich zum Moshen ein, so dass in den ersten Reihen keiner mehr
still stand. Die technische Versiertheit, gepaart mit den
äußerst abwechlsungsreichen Vocals von Bastian Becker, der
von extrem hohem Gesang (stimmlich dem JACOBS DREAM-Frontmann nicht
unähnlich) bis zu aggressiven Schreien und Grunts alles beherrschte
und einsetzte, und ausgefeiltem Songwriting wussten sofort zu
begeistern, und Songs wie “Faster Than Light” besitzen zudem wahre
Ohrwurmqualitäten, ohne auch nur im Entferntesten in die Happy
Metal-Richtung zu tendieren. Garniert wurde all dies mit einem mehr als
souveränen Stageacting und ebensolchen Ansagen. Frontmann Bastian
stand nie still, stürmte von einer Ecke der Bühne zur anderen
und heizte dem Publikum ordentlich ein. Am Ende wurden OSYRIS nicht nur
von ihrem mitgebrachten Fanclub abgefeiert, die geforderte Zugabe musste
aus Zeitgründen jedoch leider entfallen. Dennoch ein voller Erfolg
für die Ahlener, die im Anschluss verdientermaßen noch eine
ganze Reihe CD’s losgeworden sind.

BURDEN OF GRIEF

blank Den OSYRIS-Auftritt konnten BURDEN OF GRIEF dann
keinesfalls toppen. Dabei wusste ihr hochmelodischer, mit vielen
zweistimmigen Gitarrenleads versehener Death Metal durchaus zu gefallen,
wenn auch die starken Einflüsse aus dem klassischen Heavy Metal
ihrer Musik zwangsläufig einen leichten Göteborg-Touch gaben.
Bereits als dritter oder vierter Song wurde “Prowler” angestimmt,
welches sich nahezu perfekt in den eigenen Sound einfügte, was
einmal mehr zeigt, wie stark die Band im Heavy Metal verwurzelt ist.
Leider war bei diesem Song das zweite Mikro völlig
übersteuert, was den Genuss dieser ansonsten sehr gelungenen
Coverversion etwas minderte. Ansonsten aber war der Auftritt von einem
sehr guten, transparenten Sound gesegnet, so dass die Finessen der
zweistimmigen Gitarrenparts alle herauszuhören waren. Trotz
Tempovariationen – von Midtempoparts bis zu Songs wie dem rasend
schnellen “Frozen Pain” oder dem pfeilschnellen, gleichwohl melodischen
“Smashed To Pieces” – war die Musik der Band allerdings etwas zu
eintönig, es fehlten die Spannungsmomente. Gar nicht gut taten dem
Stimmungsbarometer auch die langen Pausen zwischen den einzelnen Songs,
die dem Ganzen etwas die Energie nahmen. Das ständige Gejammere von
Sänger Mike Huhmann darüber, wie heiß es doch sei und
dass er gleich kaputt gehe, war auf Dauer leider etwas nervig. Dennoch
kamen BURDEN OF GRIEF bei den DOA-Besuchern so gut an, dass eine Zugabe
drin war.

RATSBANE

blank Nach all den
metallischen Klängen, die die Ohren bluten ließen, waren
RATSBANE mit ihrem fröhlichen, leicht punkigen Folk-Rock, der ab
und an mal an SKYCLAD (etwa der Stil von “Penny Dreadful”) erinnerte,
eine sehr willkommene Abwechslung. Das sahen aber leider die meisten
anders, wurde die Band doch von einem großen Teil der Leute mit
Desinteresse bestraft, wohl weil ihnen die Musik nicht metallisch genug
war. So verblieben nur wenige Leute im Zelt, die dafür umso mehr
Platz hatten, um das Tanzbein zu schwingen, was auch ausgelassen getan
wurde. Der von der irischen Folklore geprägte Sound der Band, die
als einzige typische Folkinstrumente diverse Flöten dabei hatte,
war aber auch wirklich so mitreißend, dass es verdammt schwer
fiel, einfach nur still zu stehen und die Musiker zu beobachten.
Besonders gelungen waren die bis zu dreistimmigen Vocals. Manchmal waren
diese leider so schnell, dass man kaum ein Wort verstanden hat. Um so
ärgerlicher, weil die amüsanten Ansagen so vielversprechend
waren, dass man von den Texten einiges erwarten konnte. Ob RATSBANE
nochmal auf einem Metal-Festival auftreten werden, ist fraglich. Die
wenigen aufgeschlossenen Zuhörer, die der Band ihre Aufmerksamkeit
schenkten, machten aber immerhin lautstark ihre Anerkennung deutlich.

NIGHT IN GALES

blank NIGHT IN GALES waren musikalisch ihren Kollegen von
BURDEN OF GRIEF nicht ganz unähnlich, hatten aber die zwingenderen
Songideen und gingen um einiges abwechlsungsreicher vor, etwa durch
durch den gelegentlichen Einsatz von cleanem Gesang. Dieser kam
größtenteils ziemlich gut rüber und lag nur ab und zu
mal leicht neben der Spur. NIGHT IN GALES spielten ihren Death/Thrash
arschtight, so dass es in dem zu Beginn beengend vollen Zelt einen
ständigen Moshpit gab und bei nahezu jedem Song diverse
Crowdsurfing-Versuche unternommen wurden. Dass diese mit zunehmender
Spieldauer weniger erfolgreich waren, lag daran, dass sich die Reihen
irgendwann begannen zu lichten. Ob die Leute nun einfach platt waren
oder sie nicht am Gelände übernachteten und ihren letzten Bus
kriegen mussten, ist mir nicht bekannt. Fakt ist aber, dass dieses
Phänomen auch am nächsten Tag wieder einsetzte, als SKYCLAD
ihren über alle Zweifel erhabenen Headliner-Gig spielten. Beim
Auftritt von NIGHT IN GALES wussten sowohl die älteren Sachen, die
noch eher nach einem IN FLAMES-Plagiat klangen, als
auch die deutlich eigenständigeren neueren Songs zu gefallen, da
bei aller Härte immer genug Platz für Melodien eingeräumt
wurde. Leider gab es dann gegen Ende des Gigs einen Stromausfall.
Während alles so aussah, als ob der erste Festivaltag damit beendet
sei, war nach fast zehn Minuten plötzlich wieder Saft da, so dass
NIGHT IN GALES ihren Auftritt doch noch regulär beenden konnten.
Richtig cool war dabei das SLAYER-Cover “Raining Blood”,
welches auch nochmal einige müde Krieger zurück ins Zelt
lockte. Daumen hoch!

Samstag, 19.07.2003

VIOLET

blank VIOLET hatten dann am Samstag mittag die undankbare
Aufgabe, die Leute aus ihren Zelten zu holen. Dafür war ihre Musik
aber nicht besonders gut geeignet, lädt die ruhige
Mittelalter/Gothic-Mixtur der Westfalen doch eher zum entspannten
Zuhören ein denn zum Moshen, so dass sich wie zu Erwarten nur die
Frühaufsteher und Folkfanatiker, die auch am Tage zuvor bei
RATSBANE dabei waren, im Zelt eingefunden hatten. Der Aufforderung von
Frontfrau Bianca, sich doch lieber hinzusetzen, kamen die wenigen
Anwesenden sofort nach, so dass nicht so recht Stimmung aufkommen wollte
und die Musik von VIOLET nur höflich beklatscht wurde. Dabei klang
diese ziemlich eigenständig. Neben den “üblichen” Instrumenten
wie Geige und Dudelsack konnte die Kapelle nämlich noch mit einem
Hackbrett aufwarten. Dessen glockenartiger, heller Klang hatte eine
ebenso bezaubernde Wirkung wie der zweistimmige sirenenartige Gesang von
Bianca und Sarah, welcher jedoch auf Dauer etwas nervig war, wie auch
die ständigen Feedbackprobleme. Mit einem eigenwillig
interpretierten “Palästinalied” beendeten VIOLET ohne viel Aufsehen
ihren Auftritt. Vielleicht hätte man die Band nicht zu so
früher Stunde spielen lassen sollen, denn als Wachmacher ist diese
beinahe schon hypnotische Musik nun wirklich denkbar schlecht geeignet.

PSYCHOTRON

blank Das Problem, wenn eine Band eine weite Anreise hat, wie
es bei PSYCHOTRON aus Stuttgart der Fall war, ist eindeutig, dass man
keine Anhängerschaft mitbringen kann. Und so kam es, dass die
Power-Thrasher, die den Dong-Besuchern offenbar noch gänzlich
unbekannt waren, sich damit zufrieden geben mussten, vor vielleicht 30
oder 40 Leuten ihre Musik darzubieten. Die Jungs ließen sich
dadurch jedoch nicht demotivieren und hauten den Anwesenden routiniert,
aber mit viel Spielfreude, ihren an alte Bay Area-Bands erinnernden,
technisch anspruchsvollen Thrash Metal um die Ohren, zu dem sich
wunderbar die Haare schütteln ließen, wie immerhin eine
Handvoll Metalfans erkannte. Richtig cool war dabei die
Stagediving-Aktion eines Besuchers, der sich von einer Menge von gerade
Mal zwei Leuten tragen ließ, was Sänger Matze, der heute
einen ordentlichen Job machte, sichtlich amüsierte. Überhaupt
war der Frontmann der Stuttgarter richtig gut drauf und geizte nicht mit
humorvollen Ansagen, so dass man sich nach jedem Song fragte, was jetzt
wieder für ein Kalauer kommen möge. Beim TESTAMENT-Cover “Disciples
Of The Watch”, das die Band ja auch schon des öfteren live gespielt
hat, flippten dann immerhin ein paar Metalheads so richtig aus, dem Rest
schien dieser Klassiker offenbar unbekannt zu sein oder nichts zu
bedeuten. PSYCHOTRON gaben sich reichlich Mühe und ließen
auch musikalisch nichts anbrennen – verdammt schade, dass das von so
wenigen Zuhörern honoriert wurde.

ANTIFREEZE

blank Nach einer Verschnaufpause an einem schattigen
Plätzchen, der leider die Black Metaller ABADDON und die Old
School-Thrasher WITCHTOWER zum Opfer fielen, wurde bei ANTIFREEZE
härtemäßig gleich mehrere Gänge
zurückgeschaltet, wofür sich Sänger Daniel Hiller, den
manche vielleicht eher von SKYCONQUEROR kennen, auf sympathische Weise
entschuldigte. Wäre doch nicht nötig gewesen, etwas
Abwechlsung kann doch nur gut tun. Mir jedenfalls gefiel der recht softe
Melodic Metal/Hard Rock der Münsterland-Connection ausgesprochen
gut. Zum einen geht dieser verdammt gut ins Ohr, zum anderen hat man mit
Daniel Hiller einen wirklich starken Sänger in seinen Reihen,
dessen klasse mittelhohe Stimme sehr eigenständig klingt, offenbar
wird hier nicht krampfhaft versucht, irgendjemanden zu kopieren.
Überhaupt kommt die ganze Musik wie auch die Musizierenden selbst
sehr natürlich und damit überaus sympathisch rüber, bei
aller Eingängigkeit sucht man Ähnlichkeiten zu all den HELLOWEEN-Kopien
vergeblich. Stattdessen kann man immer wieder mit einigen coolen
progressiven Einschüben aufwarten, die die Songs interessanter
machen, aber nie gekünstelt oder deplatziert wirken. Manchmal
wünscht man sich zwar eine zweite Gitarre, die der Musik von
ANTIFREEZE mehr Fülle geben würde, doch alles in allem konnten
die Jungs durchaus überzeugen, so dass die Band, die in einem
moderat gefüllten Zelt spielen durfte, reichlich Applaus ernten
konnte.

SUN OF SADNESS

blank SUN OF SADNESS waren mir als die Band in Erinnerung, die
auf ihrer Homepage
ihr komplettes neues Album zum Download anbieten, weil sich kein
neues Label gefunden hat. Gespannt wartete ich also darauf, was man live
von der Combo zu erwarten hatte. Nun ist es für düsteren
Gothic Metal, wie ihn SUN OF SADNESS spielen, nicht gerade
stimmungsförderlich, wenn dieses bei grellem Sonnenschein
geschieht. Vielleicht mit ein Grund, warum der Funke zumindest bei mir
nicht so recht überspringen wollte. Doch auch wenn man mal von
diesen ungünstigen äußeren Umständen absieht,
konnte mich der Auftritt nicht überzeugen. Man muss dieser Musik –
harter, oftmals treibender Düster-Metal mit beinahe schon Black
Metal-artigem Gekeife – einfach eine gewisse Gefühlsarmut
attestieren, und selbst wenn dies von der Band so gewollt sein sollte,
so ist dies für mich einer der Gründe, warum mit die Musik
nicht so recht zusagen will. Eine Ausnahme bildet der Song “Liebe”, der
von Sänger Martin hoch emotional vorgetragen wurde. Ansonsten aber
herrschte trotz der Hitze im Zelt eisige Kälte, auch ähnelten
sich die einzelnen Songs zu sehr, als dass sie einen bleibenden Eindruck
hinterlassen könnten. Mag sein, dass SUN OF SADNESS zu
späterer Stunde einen besseren Eindruck gemacht hätten, dieser
Auftritt jedenfalls konnte mich nicht mitreißen.

HATEFACTOR

Die Krefelder Death Metaller HATEFACTOR sorgten
dann wieder für ein volles Zelt und einen großen Moshpit. Auf
melodische Parts verzichteten die Jungs völlig, einzig ein paar
Gitarrensoli konnten so etwas wie eine Melodie aufweisen, so dass sie
umso stärker von den anderen Parts abhoben. Ansonsten wurde
teilweise ordentlich geschrammelt, größtenteils aber im
Midtempo gegroovt ohne Ende. Dabei hatten HATEFACTOR jede Menge
zwingende Killer-Riffs am Start, bei denen selbst Leute, die nicht
unbedingt beinharte Death Metaller sind, gezwungen waren, ihr Haupt zu
schütteln. Als Vorbilder mögen hier wohl SIX FEET UNDER Pate
gestanden haben, denn genau in die gleiche Kerbe schlugen die Krefelder,
die von der Meute kräftig abgefeiert wurden. Ich würde mir
für die Zukunft zwar noch etwas mehr Eigenständigkeit
wünschen, dennoch war dies ein sehr gelungener, weil kurzweiliger
Auftritt.

ADORNED BROOD

blank Als ADORNED BROOD dann die Bühne enterten, hätte
man den Reaktionen nach meinen können, nun die Headliner vor sich
zu haben. Bereits bevor die ersten Töne erklangen, und nachher
zwischen den einzelnen Songs, erklangen laute “Für Wotan werd’ ich
kämpfen”-Chöre, die erst verstummten, als Sänger und
Bassist Frost verkündete, dass man den “Wigand” später noch
spielen werde. Überhaupt hat man nicht stur das aktuelle Album
runtergespielt, sondern auch die älteren Werke wurden
berücksichtigt. Dass das “Erdenkraft“-
Album trotz, oder vielleicht auch gerade wegen des Wandels weg vom
folkigen Black Metal hinzu etwas seichteren Klängen bei den Fans
gut angekommen ist, hat sich aber an diesem Abend dennoch gezeigt. Als
hunderte Kehlen den Refrain vom “Lebenslied” mitsangen, und dies
später nochmal ohne Bandbegleitung, kam schon ein
Gänsehautfeeling auf, und irgendwie fühlte man sich dadurch an
BLIND GUARDIAN-Konzerte
erinnert. Das Highlight war natürlich trotz allem der “Wigand”, auf
den wohl alle Fans gewartet hatten, und auch hier wurde wieder
ordentlich mitgegröhlt. Die Band war an diesem Abend in Topform,
sowohl Frost, der das Publikum bestens unter Kontrolle hatte, als auch
Sängerin Ingeborg konnten stimmlich vollends überzeugen, die
Rhythmus-Sektion spielte tight und machte ordentlich Druck. Dazu war der
Auftritt von einem kristallklaren Sound gesegnet, so dass weder die
Gitarren noch die virtuosen und zugleich bezaubernden
Flötenklänge, die einen immer wieder zum Tanzen animierten,
untergingen. Richtig cool war auch, das ADORNED BLOOD einen Kasten Bier
spendeten, um mit den Fans eine richtige Party zu feiern. Offenbar war
für viele selbst 1,- EUR für eine Flasche Bier zu viel, denn
als Frost die Freibier-Aktion verkündete, stürmten einige
Leute wie von der Tarantel gestochen nach vorne… Nachdem ADORNED BROOD
auch nach ihrer Zugabe noch lautstark von den Fans abgefeiert wurden,
war klar, dass die Leute jetzt in der richtigen Stimmung für eine
weitere geballte Ladung Folk Metal waren…

SKYCLAD

blank Diese brach dann in Form des SKYCLAD-Gigs auf die gierige
Meute herein, die sich im Zelt versammelt hatte. Für mich, und
wahrscheinlich auch für die meisten anderen, war es der erste
Auftritt mit Kevin Ridley als Frontmann, so dass die Spannung
entsprechend groß war, ob der langjährige Produzent der Band
Martin Walkyier wirklich angemessen würde ersetzen können. Und
um es gleich vorwegzunehmen: Er konnte, und wie! Zu keiner Sekunde kam
einem der Gedanke “Das hätte Martin aber besser gemacht” in den
Sinn. Das lag wohl auch daran, dass Kevin die alten Songs deutlich
aggressiver sang als man es von den Neuaufnahmen von der “No Daylights Nor
Heeltaps
“-CD kannte. Einzig seine Ansagen haben sich manchmal ein
wenig in die Länge gezogen und könnten mehr auf den Punkt
kommen. Das Tolle an diesem Auftritt war aber, dass er voller kleiner
Überraschungen steckte. Das fing bereits damit an, dass der Gig
ausnahmsweise mal nicht mit “Inequality Street” eröffnet wurde,
sondern mit “Penny Dreadful”. Weiter ging es damit, dass “Spinning
Jenny” in einer Mischversion aus dem Original und der neuen Version vom
Akustikalbum dargeboten wurde. Instrumental eher an das Original von
1992 angelehnt, erinnerte es gesanglich mehr an die neue Version, so
dass die Stärken der beiden unterschiedlichen Varianten gekonnt
vereint wurden. Überhaupt gab man sich deutlich metallischer, als
man es nach dem “No Daylights Nor
Heeltaps
“-Album hätte erwarten können. Und so wurden mit
“Earth Mother, The Sun And The Furious Host” sowie “Thinking Allowed”
auch einige alte Klassiker ausgegraben, die schon ewig nicht mehr live
gespielt wurden und mit denen wohl auch kaum einer gerechnet haben
dürfte. Und auch hier machte Kevin mit einer ziemlichen aggressiven
Art zu singen eine erstaunlich gute Figur. Aber die eher folkige Seite
kam mit Stücken wie “A Great Blow For A Day Job” oder “The
Widdershins Jig” (in der neuen Version) natürlich auch nicht zu
kurz. Mit “The Disenchanted Forest” vom letzten regulären
Studioalbum “FolkŽmon” hatte
man zudem eine sehr gelungene Live-Premiere am Start. Die zweistimmigen
Vocals von Kevin und Steve waren einfach perfekt, und auch ansonsten
funktionierte dieser sperrige Song live richtig gut. Man sah den
Musikern, allen voran der barfuß über die Bühne
tanzenden George Biddle, zu jeder Sekunde an, wieviel Spaß sie
dabei hatten, dem ausrastenden Publikum ein Highlight nach dem anderen
um die Ohren zu hauen. Zu diesen zählen übrigens auch die vier
Songs vom kommenden Album, welches, wenn das restliche Material die
Qualität hält, ein echter Hammer werden dürfte.
Insbesondere “The Parliament Of Fools”, welches mit einem tollen
Mitsing-Refrain daherkommt und eine gesunde Mischung aus Folk- und
Metalelementen darstellt (in etwa an “Irrational Anthems”
anknüpfend), konnte vollauf begeistern.
Was nach dem
regulären Programm folgte, war dann der absolute Wahnsinn. Nach der
geplanten Zugabe mit “Emerald” und “If I Die Laughing It’ll Be An Act Of
God” mussten SKYCLAD noch zweimal zurück auf die Bühne, die
Zugaberufe wollten einfach nicht enden. Bei der zweiten Zugabe verriet
Kevin dann, dass man nur 21 Songs eingeprobt habe, und die Band spielte
einfach “Penny Dreadful” und “Spinning Jenny” ein zweites Mal. Als die
Engländer dann ein drittes Mal zurück auf die Bühne
kamen, spielten sie nach einigen Diskussionen um die richtigen
Akkordfolgen ungeprobt “History Lessens” und “Polkageist”, was jedoch
beides ohne größere Probleme klappte und von den noch
verbliebenen Fans (wie schon am Vortag hatte es während des Gigs
eine plötzliche Völkerwanderung hinaus aus dem Zelt
gegeben…) begeistert aufgenommen wurde. Deutlich mehr als zwei Stunden
standen SKYCLAD auf der Bühne und machten dies somit zum
anstrengensten Auftritt, den ich von den sympathischen Engländern
bislang erlebt habe und ein würdiger Abschluss für ein
gelungenes Festival.

Fotos von NIGHT IN GALES, ADORNED BROOD
und SKYCLAD: Veranstalter
Alle weiteren Fotos: doomster

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