TORMENTOR: Danke liebe Eltern! Danke liebe Oma!

Anno 2008 als einzige Kuttenträger auf dem Schulhof. Die Thrasher Max und Dima von TORMENTOR wissen, wie sich das anfühlt…

Demos gibt es viele. Old schooliger Thrash Metal ist – nomen est omen – ebenfalls nichts Neues. Und doch gibt es noch Überraschungen in diesem Gebiet. Jüngstes – und dies gilt hier im doppelten Sinne – Beispiel sind TORMENTOR aus dem brandenburgischen Guben. Bandname und Songmaterial klingen so altmodisch, wie man es vermutet. Umso überraschender dann, dass hier 13jährige thrashend die alten Zeiten von SODOM heraufbeschwören. Von Perfektion ist das erste Demo Lesson in Aggression zwar noch weit entfernt – aber neugierig auf diesen frischen Thrash Metal-Wind macht es auf jeden Fall. Klar, dass sich Max und Dima als Mitglieder der Internet-Generation einigen virtuellen Fragen stellen können…

Erstmals Gratulation zu eurem ersten Demo! Wie seid ihr mit den bisherigen Reaktionen der Presse darauf zufrieden? Habt ihr das Gefühl, dass ihr wegen eures Alters anders behandelt werdet als Bands, deren Mitglieder zehn Jahre älter sind als ihr?

Max: Danke! Also wir werden eigentlich sehr fair behandelt .Die Leute finden das schon richtig geil, was wir in dem Alter machen. Einzig mit dem Review vom Legacy Magazin waren wir so nicht einverstanden. Man vermutete einen Fake, mein Dad hat dann nochmal den Schreiber kontaktiert um Klarheit zu schaffen. Wir fanden das echt nicht schön.

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Wir sind die einzigen Thrasher mit Kutten und Nietengürtel! – deutsche Schulrealität 2008

Wichtig ist natürlich auch das Feedback von den Fans. Da eure Altersgruppe nicht unbedingt DIE Zielgruppe ist für euren Sound: Seid ihr jünger als die meisten eurer Fans? Und wie reagieren Leute aus eurem Umfeld auf Lesson in Aggression?

Max: Ja wir sind natürlich jünger als unsere Fans, haha. Also in unserer Umgebung finden die Leute das Demo sehr geil, egal ob es Leute aus der Familie, die Freunde unserer Eltern oder andere Musiker aus unserer Stadt sind, obwohl die neueren Songs natürlich noch besser sind. Aber das waren eben die ersten Songs.

Das hört man selten im Metalbereich, dass die Fans älter sind als die Band… Lesson in Aggression kann man wegen dem Lesson gedanklich mit Schule in Verbindung bringen. Seid ihr die einzigen Metaller in eurer Schule? Hattet ihr deswegen schon mal Probleme? Wie reagieren die anderen Kids auf euch?

Max: Also in der Grundschule waren wir die einzigen. Aber jetzt an der Oberschule sind schon ein paar mehr Metaller da. Wir sind aber wohl die einzigen Thrasher mit Kutten und Nietengürltel!
In der Tat hat es meist zu Problemen mit Lehrern geführt, die wollen das am liebsten verbieten, Gürtel und so. Obwohl mein Musiklehrer ist total cool und sehr begeistert. Als wir vor Kurzem das Thema Gitarre hatten, durfte ich über seine Klampfe und über einen kleinen Amp mal richtig vom Leder ziehen, das war echt geil! Und die in der Klasse haben endlich mal gerafft, was ich mache.

Haha. Lesson in Aggression zeigt gewisse Parallelen zu den alten Zeiten von SODOM und KREATOR. Welche Band hat dich ursprünglich zum Metal gebracht?

Max: Mich haben METALLICA im Alter von drei Jahren dazu gebracht, diese Musik zu hören und mit vier fand ich auch schon KREATOR geil! Mein erstes Konzert besuchte ich dann mit fünf Jahren… METALLICA! Die habe ich dann mit zehn wieder gesehen und auch SAXON.

Dima:Max hat mich in der 2. Klasse zu IRON MAIDEN und SAXON gebracht und so wuchs meine Interesse an Metal.

Trotz der Nennung von METALLICA: Welche Band war es, die dir die Welt des Thrash Metals eröffnet hat? Und was schätzt du am Thrash Metal am meisten?

Max: Uhhh, ich würde sagen die Band von meinem Dad – SCRAM – war so die erste und auch KREATOR. Jetzt kenne ich schon weit über 50 geile Thrash Bands von denen heute nicht mehr viele reden wie VIOLENT FORCE oder ASSASSIN oder auch Underground Bands wie WITCHBURNER oder REZET!

Dima: Bei mir waren wohl auch KREATOR, SODOM, DESTRUCTION die ersten. Dann kamen auch Bands wie HOLY MOSES oder MEGADETH dazu. Also Max zeigt mir eigentlich immer neue Bands und ich finde sie dann auch meistens geil!

Was natürlich innerhalb der eigenen Band ganz praktisch sein kann. Gibt es andere Thrash Metal Bands aus dem deutschen Underground, die du empfehlen kannst?

Max und Dima: Ganz klar WITCHBURNER! Hört euch Blood of Witches an. Das ist Thrash Metal! Dann noch unsere Freunde REZET, die eher den amerikanischen Thrash Metal spielen, also à la MEGADETH oder NUCLEAR ASSAULT.

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Graphische Unterstützung vom Vater – das Cover von Lesson In Aggression

Euren Bandnamen – TORMENTOR – teilt ihr euch ja mit einigen anderen Bands. Unter anderem hießen ja KREATOR früher so (und ihr Logo kann man auf eurem Cover ausmachen). Was hat euch dazu bewegt, euch TORMENTOR zu nennen? Was bedeutet euch persönlich dieser Bandname?

Max: Wir sind große Fans von KREATOR und ich habe mich sehr viel mit der Band beschäftigt. Tormentor ist wohl der Song, der uns am meisten gefällt und so kam es zum Bandnamen, obwohl uns bewusst war, dass noch andere Bands diesen Namen haben. Wir stehen auch, seitdem Lesson in Aggression draußen ist, mit Mille von KREATOR in Kontakt, er hat auch ein Demo von uns bekommen und findet es richtig cool!

Schön zu hören! Wer hat denn euer Bandlogo designt?

Max: Mein Dad, er hat sich mit mir zusammen gesetzt und beraten und dann den Schriftzug entworfen.

So erübrigt sich also die lange Sucherei nach einem geeigneten Graphiker… Da wir es vorher schon vom Cover hatten: Wer hat es gestaltet?

Max: Auch mein Dad. Wir haben lange überlegt, bis er dann mit dieser Idee kam. Da er Hobbyfotograf ist, hat er alles selbst fotografiert und auch das Layout für den Druck gemacht.

Praktisch, praktisch… Ihr habt ja trotz dem kurzen Bandbestehen schon die Probleme von Mitgliederwechseln erlebt. Ist Thomas jetzt euer fester neuer Drummer?

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Hat schnelle Füsse – der neue TORMENTOR-Drummer Thomas

Max: Thomas ist jetzt offiziell der neue Drummer bei TORMENTOR und hat schnelle Füße!

Gustl Silvio Baier von SCRAM hat euch ja tatkräftig unterstützt. Wie ist der Kontakt zu SCRAM zustande gekommen? Und werdet ihr in Zukunft wieder zusammenarbeiten?

Max: Mein Papa singt bei SCRAM schon seit 1997 und so kam der Kontakt zustande.Wir fragten einfach, ob er aushelfen könnte für kommende Konzerte, die aber leider nie kamen. Mit SCRAM habe ich auch vor einem Jahr live on Stage Agent Orange von SODOM gecovert. Ich bin oft bei den Proben der Band dabei und es wird sicher noch weitere Projekte geben, die wir zusammen machen.

Eure Lyrics sind ja auf Englisch gehalten. Schreibt ihr sie trotz der Fremdsprache allein? Und warum habt ihr euch für englische statt z.B. deutsche Lyrics entschieden?

Max: Ich schreibe alle Texte allein und mein Dad hilft meist bei der Aussprache und der Rechtschreibung. Aber sonst mache ich das. Ich finde Englisch klingt irgendwie besser bei der Art Musik.

Was inspiriert dich zu deinen Texten? Welche Themen interessieren dich – mal abgesehen von Crazy fans in hell?

Max: Mich beeinflusst, was in den Nachrichten läuft: Krieg, Tod, Naturkatastrophen, Terror. Gleichzeitig auch der Zusammenhalt in der Thrash-Szene. Ich lese auch gern Lyrics von anderen Thrash Bands und hole mir dort Ideen.

Titel wie Death Is On Your Side, Speaks Your Testament und Killer Five bewegen sich allesamt im Bereich Tod. Dieses Thema scheint dich ja recht zu beschäftigen…

Max: Ja klar. Der Tod ist eins der führenden Themen und ja, damit befasse ich mich schon sehr. Es kommt aber auch daher, dass sehr viele große Bands das Thema haben, da kommt man dann auch dazu.

Ihr gehört ja sozusagen zur Internet-Generation, die keine Welt ohne WWW kennt. Wo seht ihr die Vorteile des Internets für eine junge Band wie euch?

Max: Ja MySpace ermöglicht eben, sich bekannt zu machen. Ohne diese Seiten müssten wir sicher sehr viele Konzerte besuchen und dort die Demos verteilen, haha. Obwohl Konzerte natürlich geil sind!

Hat das Internet eurer Meinung nach auch Nachteile für Bands und den Metal?

Max: Mein Dad hat mit mir mal drüber gesprochen. Im Grunde sehe ich fast nur Vorteile, er ist sich noch nicht ganz sicher, haha.

Da ist er sicher nicht der einzige. Obwohl ja vor allem Jugendlichen vorgeworfen wird, dass sie Musik nur noch downloaden, habt ihr mit Lesson in Aggression eine richtige Demo-CD veröffentlicht. Warum eine CD und nicht nur Downloads (oder einfach die Myspace-Site)?

Max: Weil ich downloaden (meist) Scheiße finde. Ich bin auch leidenschaftlicher Vinyl-Sammler und würde natürlich Lesson in Aggression gern als LP veröffentlichen. Aber das kommt später. Warum als CD? Na damit die Leute was Richtiges in der Hand haben, ein Cover zum angucken. Na und Mp3 ist eben nur Mp3, oder?

Du hast ja schon vorher die Unterstützung von deinem Vater erwähnt. Inwiefern haben eigentlich eure Eltern euren Musikgeschmack beeinflusst? Und was halten sie von euren Bandaktivitäten?

Max: Meine Eltern hören seit Mitte der 80er Metal und ich würde sagen, dass ich ihnen verdanke, dass ich kein Rapper oder so geworden bin, sondern ein Thrasher!

Wie gesagt, ist mein Dad selbst in einer Band. Musik spielt bei uns zuhause eine sehr große Rolle. Wenn neue Alben anstehen oder eintrudeln ist immer richtig was los! Meine Eltern finden das mit der Band sehr geil und unterstützen uns, wo sie nur können. Selbst meine Oma hat sich bei den Kosten der CD-Produktion beteiligt! Dafür danke liebe Eltern! Danke liebe Oma!

Dima: Meine Eltern können mit der Musik nichts anfangen, aber Max ist dafür der, der mich mit Musik versorgt.

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Mp3 ist eben nur Mp3 – von wegen die Jugend von heute will keine CDs mehr!

Lesson in Aggression habt ihr ja in Eigenregie aufgenommen. Wie lang habt ihr für die Aufnahmen gebraucht? Und wie war euer Studioaufenthalt?

Max: Wir haben etwa ein halbes Jahr zum Aufnehmen und Mixen gebraucht. Aufgenommen haben wir bei Evil, dem Gitarrist von SCHLEIßE STANKEND GLIUD, der ein guter Freund von SCRAM und TORMENTOR ist. Evil hatte uns gefragt, ob er uns produzieren soll, wir haben natürlich sofort zugesagt, für uns war es eine Ehre! Evil ist beim Produzieren auch sehr genau und hatte immer was zu mäkeln, aber das war auch gut so, mich hat er so immer mehr angespornt noch sauberer zu spielen.

Die meisten Bands geben ein Demo raus mit dem Gedanken, von einem Label entdeckt zu werden. Habt ihr daran auch Interesse? Oder habt ihr gar schon Angebote?

Max: Ja, Interesse besteht schon, aber das nächste Demo wird wieder in den Evil Studios aufgenommen. Eigentlich wissen wir noch nicht richtig, ob man heutzutage ein Label braucht, sicher stößt man irgendwann an Grenzen. Angebote von Labels gabs noch nicht.

Live richtig abzurocken gehört für die meisten Bands auch dazu. Wie siehts da bei euch aus?

Max: Wir hatten leider noch nie einen Auftritt ausschließlich vor Metal Fans, weil uns noch keiner kannte und wir nur in der Schule bei irgendwelchen Anlässen einige Songs gespielt haben. Aber jetzt kommen schon sehr viele Anfragen. Für uns heißt es nun viel proben um Ende des Jahres einige Sachen mitspielen zu können, worauf wir natürlich ganz heiß sind!

Mit welcher Band würdet ihr am liebsten mal die Bühne teilen?

Max: KREATOR, SODOM, DESTRUCTION oder auch mit METALLICA!

Wie sehen die Zukunftspläne von TORMENTOR aus? Arbeitet ihr schon am Nachfolger von Lesson in Aggression?

Max: Ich schreibe stetig an neuen Songs und es sind schon über fünf neue Thrash Attacken vorhanden! Die Songs werden etwas länger ausfallen und noch eigenständiger sein, mit Evil stehen wir immer in Kontakt, er beobachtet auch, was wir machen und der Nachfolger könnte nächstes Jahr in Angriff genommen werden. Ende des Jahres wollen wir zusammen mit SCHLEIßE STANKEND GLIUD, SCRAM und unseren Freunden von WARFIST aus Polen ein Konzert in Guben geben. Das wird sicher cool!

Fotos: Pädda / Band
Layout: Arlette H.D.

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