SATURNUS – Leben ohne Hauptsongwriter

Saturnus zweites Full-Length Album "Martyre" erschien Anfang März. Inzwischen sind drei der sechs Musiker, die das Album eingespielt hatten, ausgestiegen. Leider hat sich auch Hauptsongwriter Kim Larsen von der Band verabschiedet. Eigentlich eine gute Gelegenheit, bei den verbleibenden Mitgliedern nach der Zukunft von Saturnus zu forschen.

Saturnus zweites Full-Length Album Martyre erschien Anfang März. Inzwischen sind drei der sechs Musiker, die das Album eingespielt hatten, ausgestiegen. Leider hat sich auch Hauptsongwriter Kim Larsen von der Band verabschiedet. Eigentlich eine gute Gelegenheit, bei den verbleibenden Mitgliedern nach der Zukunft von Saturnus zu forschen. Sänger Thomas A.G. Jensen und Keyboarder Anders Ro Nielsen beantworteten meine Fragen mehr oder weniger ausführlich, es wurde nur schnell klar, dass sie zu Martyre nicht viel sagen konnten. Bleibt abzuwarten, wie sich Saturnus in der Zukunft schlagen und was aus Kim Larsens neuer Band wird.

Ihr hattet ja einige Line-Up Probleme, euer Gitarrist Kim Larsen ist ausgestiegen und hat gleich Bassist Brian Hansen und Schlagzeuger Jesper Saltoft mitgenommen. Auf eurer Homepage www.saturnus.dk findet man ein Statement von Kim, in dem er seinen Ausstieg damit begründet, dass es seit längerer Zeit Probleme innerhalb der Band gibt. Er wirkt recht verbittert, wenn er sagt, dass er nicht mehr mit Leuten zusammenarbeiten möchte, die wenig zur Musik beisteuern und arrogant und gierig nach Erfolg sind. Was sagt ihr denn zu seinem Statement?

Thomas: Ich habe dazu nicht viel zu sagen, es tut mir leid, dass Kim so fühlt – denn wir denken, dass es anders ist. Wir haben viel geredet, und es ist einfach so, dass keiner genau weiß, was passiert ist. Wir haben nichts gegen Kim, Brian und Jesper und es tut uns weh, was Kim geschrieben hat. Vielleicht ist es aber auch eine neue Chance für uns.

In welche Richtung werdet ihr nun weitermachen? Wird Saturnus dieselbe Band bleiben?

Thomas: Ja, die wird Musik wird vielleicht ein wenig doomiger – mehr langsame Parts. Aber generell wird sich nichts ändern.

Habt ihr nicht daran gedacht, aufzuhören, oder unter einem anderen Namen weiterzumachen – schließlich ist der Hauptsongwriter ausgestiegen?

Thomas: Nein, niemals.

Anders: Nein, wir haben inzwischen auch drei neue Mitglieder. Wir proben seit drei Monaten zusammen, bald werden wir die ersten Gigs in Dänemark zusammen spielen. Für mich hat sich nicht so viel verändert – natürlich ist so ein Line-up Wechsel eine Umstellung, aber die Band bleibt.

Thomas: Die neuen Mitglieder sind gute Musiker, ich denke nicht, dass es schwer wird – es wird einfach weiterlaufen. Wir kennen die Leute auch schon eine Weile. Die Namen der neuen Musiker: Tais Petersen (Gitarre), Morten Plenge (Schlagzeug) and Peter Heede (Bass).

Anders: Sie mögen dieselbe Musik wie wir, wir kennen uns und sind auf der selben Wellenlänge, ich bin ziemlich zuversichtlich.

Saturnus erinnern mich sehr an My Dying Bride, was die Stimmung der Musik angeht.

Thomas: Natürlich. Ich kann nicht sagen, dass uns My Dying Bride nicht beeinflusst haben. Ich bin ein großer Fan – wir haben einmal zusammen mit My Dying Bride gespielt und dannach sahen wir alle ein Licht, haha. The light at the end of the world ist ein Meisterwerk. Neben My Dying Bride würde ich auch Anathema als großen Einfluss nennen.

Dennoch finden sich auf euere Homepage auch ganz andere Lieblingsbands, euer Gitarrist mag Bands wie Korn oder Deftones, Sick of it all…

Thomas: Wir alle hören verschiedene Musik – es gibt aber ein paar Bands, die uns verbinden: My Dying Bride, Anathema, Katatonia… Wir benutzen unsere Emotionen als Einfluss für unsere Musik. Die Musik, die wir uns sonst anhören, ist nicht so wichtig. Peter hört sich Bands wie Korn an, die spielen aber keine Rolle, wenn er selbst Musik schreibt – das kommt nämlich von innen heraus.

Wenn ich meine Vocals aufnehme, dann lasse ich mich von meinen Gefühlen tragen – nichts anderes ist dann wichtig.

Der Gesang hat mir besonders gut gefallen….

Thomas: Oh, danke! Ich war aber besonders vor den gesungenen Passagen ziemlich nervös – denn ich habe das nie zuvor gemacht. Ich hoffe, dass ich das live auch so hinbekomme – ich arbeite auf jeden Fall daran.

Was ist denn für euch die Faszination an Gothic/Doom Metal, an dieser schwermütigen und doch schönen Musik wie die der oben genannten Bands oder euere eigene?

Thomas: Ich denke, es ist die Atmosphäre. Es steckt viel Gefühl drin – ich selbst bin ein ziemlich emotionaler Mensch.

Anders: Das sind wir alle…

Thomas: Die Melodien, die Gefühle, die Traurigkeit, die Romantik – all das bedeutet mir viel. Ich wollte immer Gothic oder Doom Metal machen, ich habe das in mir, diese Stimmung.

Wenn ich mir eure Veröffentlichungen ansehe, dann habe ich das Gefühl, dass für euch nicht nur die Musik wichtig ist, sondern dass ihr auch wert auf das Drumherum legt – ein Gemälde auf dem Cover, aufwendige Booklets, altenglische Texte… das wirkt wie ein Gesamtkunstwerk auf mich.

Anders: Es ist so schwer, Kunst zu beschreiben.

Thomas: Ich denke, Musik beinhaltet Gefühle… das Cover stammt noch von Kim, er sah es und wollte es haben. Es war eigentlich Zufall, dass er es entdeckt hat.

Anders: Trotzdem, es spiegelt genau unsere Musik wieder. Es ist traurig, atmosphärisch, dunkel, emotional. Es gibt viele Parallelen zwischen dem Bild und unserer Musik. Wir verwenden viel Zeit, um die Musik zu verpacken. Wenn wir die Songs schreiben, dann kommen Bilder in uns hoch. Wir benötigen für die Cover fast so lange wie für die Musik. Ich denke, dass das auch sehr wichtig ist. Es gibt viele Cover, die die Musik nicht wiederspiegeln. Wir legen auch live viel Wert auf Bilder – wir haben schon Gigs gespielt, die von einer Dia-Show begleitet wurden. Wir zeigten ganz verschiedene Bilder, alles mögliche. So hatten die Leute etwas zum Ansehen und etwas zum Hören. Leider haben wir ja noch nie im Deutschland gespielt, aber das kommt noch.

Ihr habt 1997 in einer Kirche gespielt …

Thomas: Ja, der Typ der die Dia Shows für uns macht, kannte den Pfarrer der Kirche – er hatte auch für ihn eine Dia-Show gemacht. Dem Pfarrer hat das gut gefallen und er fragte ihn, ob er es wiederholen könnte. Der Pfarrer war auch dafür, dass eine Band dazu spielt und so kam es dazu, dass wir in einer Kirche aufgetreten sind. Es war großartig.

Anders: die Kirche war voll von 12 bis 6 Uhr abends, wir haben vier Gigs nacheinander gespielt. Es waren so viele Leute da, alle möglichen Leute, Metaller, Betrunkene, Normalos, Kinder, die auf dem Boden gespielt haben und so weiter.

Das Intro von Martyre wird von einem Chor gesungen – wie kam es dazu?

Thomas: Wir haben 1997 das Roskilde Festival gespielt, dafür haben wir einen andere Version von The Fall of Nakkiel gemacht. Die ist auf der EP For the loveless lonely nights” drauf. Unser Gitarrist kannte ein paar Mädchen, die in einem Chor singen – wir dachten uns, dass es für ein Festival eine gute Idee sei, den Song mit Chor aufzunehmen. Uns hat das gefallen, und darum haben wir noch mal so etwas gemacht.

Seht ihr eine Verbindung zwischen klassischer Musik und Metal?

Anders: Ja, auf jeden Fall. Auch Klassik spricht Gefühle an, genauso wie Metal.

Thomas: Natürlich sind wir eine Metal Band, aber wir sprechen viele Leute an. Bei unseren Konzerten stehen auch Fünfzigjährige, die vielleicht eher Klassik hören, in den Reihen, neben Langhaarigen.

Ihr gebt sehr viel von euch preis, seid ihr wirklich so, wie eure Musik klingt, oder ist da auch viel Image dabei?

Thomas: Nein, wir zeigen einfach unsere Gefühle. Das ist gut so, ich mag es nicht, wenn sich Leute verstecken. Es ist ganz normal, von unseren Erfahrungen zu erzählen. Ich bin ein sehr ehrlicher Mensch. Wir sind sechs normale Menschen, die Metal spielen.

Wie wichtig ist das Internet für die Metal-Szene?

Thomas: Sehr wichtig !

Anders: man kann soviel über eine Band erfahren – die Saturnus Seite ist gut besucht. Es ist schön, dass wir so den Kontakt zu den Fans halten können.

Thomas: Auf der anderen Seite sehe ich Gefahren durch das Internet – wenn es kein Geld auf der Welt gäbe wäre es wunderbar. Aber es gibt nun mal so etwas wie Geld und auch wir müssen sehen, dass wir zu Geld kommen. Wenn man nun CDs kopiert oder runterlädt, dann bekommen wir nichts dafür. Das Gute ist jedoch, dass man seine Musik über mp3 vielen Leuten nahe bringen kann. Kleine Ausschnitte sind eine gute Möglichkeit, dass sich auch Leser von Musikmags eine Meinung bilden können – vielleicht gefällt jemandem ein Album, dass dem Kritiker gar nicht gefallen hat. Die Meinung des Journalisten muss nicht immer die Meinung der Fans wiederspiegeln.

Anders: Wir hatten aber noch nie Probleme mit illegalen mp3s. Wenn wir welche finden, schreiben wir die Betreiber an und bitten sie, die Songs zu entfernen – das haben bisher alle anstandslos gemacht.

Welche drei Alben haben euch in letzter Zeit richtig gut gefallen?

My Dying Bride – The Light at the end of the world

Therion – Deggial

Anathema – Jugement

Wen willst du mal treffen?

Thomas: Gott – ich will wissen, ob er existiert, haha.

Nein, ernsthaft: Madonna – ich bin ein großer Fan, sie würde ich gerne treffen.

Aha, und warum? Was gefällt dir an ihr?

SIE gefällt mir!

April 2000

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