MY DARKEST HATE, Studioreport, September 2002

MY DARKEST HATE veröffentlichen am 28.10. ihr zweites Album "To Whom It May Concern". Da folgten wir natürlich gerne der Einladung ins Winterbacher House Of Music, wo das komplette Album vorgestellt wurde…

Das Line–Up von MY DARKEST HATE liest sich wie die Besetzungsliste eines All Star Projekts: Die beiden SACRED STEEL Gitarristen Jörg Knittel und Oliver Großhans, PRIMAL FEAR Drummer Klaus Sperling, MALICE IN WONDERLAND Basser Oliver Schort und Sänger Chris Simper sind bei MY DARKEST HATE aktiv. Doch statt einer Handvoll Einzelmusikern, die halt zusammenspielen, weil es sich so ergab, präsentierte sich vor wenigen Wochen auf dem Summerbreeze und auf dem Party-San Open Air eine kompakte Band. Die zwei gelungenen Liveauftritte machten natürlich neugierig auf das neue Album „To Whom It May Concern“, das am 28. Oktober erscheint. Und deshalb folgten wir gerne der Einladung ins Winterbacher House Of Music, wo das komplette Album vorgestellt wurde. Produzent Achim Köhler hat ganze Arbeit geleistet, der unglaublich duckvolle und gleichzeitig transparente Sound des Albums war nur eine Überraschung – die zweite ist die Vielseitigkeit, die MY DARKEST HATE nun an den Tag legen. Geblieben ist das Grundgerüst aus simplen, aber nicht minder brutalem Death Metal, doch das Songwriting verbindet nun Brutalität und Dynamik – das Ergebnis ist eine hochexplosive Mischung, die sofort zündet.

Die Songs im einzelnen:

Nach dem dramatischen Intro „As Ye Have Sewn“ geht es mit „Built By Gods“ gleich in die Vollen. Der neue Sänger Chris Simper ist eindeutig eine Bereicherung für den Sound der Band, er setzt er seine Stimme um einiges vielseitiger ein als sein Vorgänger René Pfeiffer, der wegen einer Tinitus Erkrankung die Band verlassen hat. Mit „Built By Gods“ wird auch gleich die neue Marschroute der Band vorgegeben: Abwechslung an allen Ecken und Enden. Die Uptempo Nummer galoppiert ohne Rücksicht auf Verluste los, und spielt geschickt mit Tempiwechseln. Dynamik ist auch das Hauptmerkmal des nächsten Tracks „Scars“: Schleppendes Riffing in Kombination mit Uptempoparts, SLAYER-Quitsche-Solo und der facettenreichen Stimme von Chris, die von grabestiefen Growls bis zum aggressiven Kreischen reicht und immer eine enorme Power hat.

„Eye For An Eye“ verbindet SIX FEET UNDER Grooves der bösartigen Sorte mit SLAYER-typischem Riffing, eine rhythmusorientierte Nummer mit hohem Mitnick-Faktor, der durch das Stakkato-Riffing im Refrain geschickt akzentuiert wird. Der abwechslungsreiche, spannende Aufbau verliert sich dennoch dank der massiven Gitarrenwand nicht im Chaos. Bevor „Army Of Vengenace“ in einen aggressionsgeladenen Refrain ausbricht, bestimmt einfallsreiches Drumming inklusive Doublebassdonner und sägendes Riffing den Song. Einmal mehr wird hier die neue Stärke von MY DARKEST HATE deutlich: Ein Sänger der gleichermaßen mit Corpsegrinder Growls wie auch hassgeladenem Shouting überzeugen kann. Mit einer Länge von über viereinhalb Minuten erscheint mir der Song allerdings einen Tick zu lange. „God I Am“ ist abgesehen von eine paar Gitarrenspielereien und dezent eingeflochtenen Samples, die dem Track zusätzlich eine Portion unheimliche Atmosphäre einhauchen, ein straighter Stampfer, der mich eher an das Material des Vorgängeralbums „Massive Brutality“ erinnert und somit den Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart schließt. Auffallend ist bei diesem Song einmal mehr der unglaublich dichte, massive Sound der Songs.

„Fallen From Grace“ ist der heimlich Hit des Albums. Die Kombination aus schleppenden, doomigen Riffs und hektischen Highspeedschlagzeug ist so genial, dass man sich wirklich fragt, warum da nicht schon eher jemand draufgekommen ist. Dazu kommen ein paar Doom-Death Anleihen aus Großbritannien, etwas, das man schon sehr lange nicht mehr gehört hat. Chrsi Simper rückt mit diesem Song in punkto Intensität durchaus in die Nähe von John Tardy und auch hier findet sich ein zusätzliches Überraschungsmoment mit einem kleinen Zwischenpart bestehend aus Samples und quietschenden Gitarrentönen. Hammer!

Mit „Brain Dead“ haben MY DARKEST HATE diesmal auch eine Coverversion auf das Album gepackt. Der Original EXODUS Song wurde etwas vereinfacht, so dass letztendlich eine SIX FEET UNDER Graveyard Classix Version draus wurde. Passt dennoch sehr gut zum Rest des Materials.

„Not A Victim“ das konventionellste Stück des Albums – keine Überraschungen, sondern gewohnt fies-sägende Riffs und bollernder Rhythmus, der sofort in die Rezeptoren der Nackmuskulatur schießt. „A Thought Of Anger“ kombiniert nach einem mitreißenden Beginn einmal mehr verzweifelte Schreie mit blutigem Gegurgel, und steigert sich zu einem eindringlich-dichten Refrain. Die abschließende „Bandhymne“ „My Darkest Hate“ ist ein hasserfüllte Ohrwurm, der sich gnadenlos durch den Gehörgang nagt und dort einnistet. Zusammen mit Fallen From Grace ist der überraschend langsame, schleppende und gleichzeitig eingängige Song der Höhepunkt des Albums.
Trotz aller Vielseitigkeit, Tempowechseln und Einflüssen, die von SLYAER über BOLT THROWER bis CANNIBAL CORPSE reichen, klingt das Album wie aus einem Guss und bietet trotz der zugegebenermaßen eng gesteckten stilistischen Grenzen im Death Metal verdammt viel Kurzweil. Kompliment!

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