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DIMENSION ZERO: Willkommen in der Hölle

Nach ihrem beachtlichen Debütalbum "Silent Night Fever" hat die schwedische Death/Thrash-Formation DIMENSION ZERO mit ihrem aktuellen Werk "This Is Hell" erneut ein formidables Stück Extrem-Metall vorzuweisen. Wer wissen möchte, warum Frontpsychopath Jocke auf Country steht, das Schreiben von Songtexten als Therapie sieht und er der Meinung ist, dass Holz nicht sprechen kann, der sollte weiter lesen…


Nach ihrem beachtlichen Debütalbum „Silent
Night Fever
“ hat die schwedische Death/Thrash-Formation DIMENSION
ZERO
mit ihrem aktuellen Werk „This
Is Hell
“ erneut ein formidables Stück Extrem-Metall vorzuweisen.
Wer wissen möchte, warum Frontpsychopath Jocke auf Country steht, das Schreiben
von Songtexten als Therapie sieht und er der Meinung ist, dass Holz nicht sprechen
kann, der sollte weiter lesen…

Viele bezeichne(te)n DIMENSION
ZERO
als eine Art All-Star-Projekt auf Grund Eurer Aktivitäten in einigen
sehr bekannten Bands, obwohl Du immer wieder betont hast, dass DIMENSION
ZERO
als Band zu sehen sei; trotz allem habt Ihr Euch viel Zeit zwischen
den Releases gelassen…

Es ist schwer, den Leuten klarzumachen, dass DIMENSION
ZERO
jetzt eine Band
ist und kein Projekt. Die Leute mögen es, eine Zeile zu lesen, die auf
eine ‚All-Star-Band’ verweist, obwohl ich nicht weiß, warum
das so ist. Ich bin mittlerweile ein wenig genervt davon, dass einige DIMENSION
ZERO
als Side-Project sehen, denn das ist es nicht.
Am Anfang handelte es sich sicherlich um ein Projekt und deshalb war es nicht
sehr wichtig für uns, wir wollten einfach etwas aufnehmen. Als sich alles
dann jedoch weiterentwickelte und wir Inspirationen erhielten, begannen wir,
DIMENSION
ZERO
als Band zu sehen.

Glenn Ljungström hat die Band im August verlassen – warum? Und
wer wird ihn ersetzen?

Er hat die Band nicht verlassen, wir haben ihn rausgeworfen, weil er nicht bereit
war, für die Band irgendwelche Opfer zu bringen. Es gibt keine Pläne,
nach einem Ersatz für ihn zu suchen. Wir werden zu viert weitermachen.

In welchen Bands seid Ihr neben
DIMENSION
ZERO
aktiv? Du spielst in einer Country-Band? Warum gerade Country, was
fasziniert Dich besonders an dieser Musikform?

Daniel
spielt bei PATHOS, Hasse ist Teil von THE MOTHERFUCKER MACHINE, Jesper spielt
bei irgendeiner Band, die ich nicht kenne, und ich bin bei einigen Bands und
Projekten dabei, unter anderem MR WALKER & THE HITMAN, das man als Alternative
Country-Band bezeichnen könnte. Ich bin mit Johnny Cash aufgewachsen, deshalb
mag ich diese ältere Country-Musik sehr.

Es war zu lesen, dass ihr prinzipiell
Bänder hin- und herschickt, anstatt zusammen zu proben – stimmt das,
und wenn ja, wann probt Ihr zusammen, nur bevor ihr ins Studio geht oder auch
dazwischen? Und welche Vor- und Nachteile hat diese Arbeitsweise?

Da ich nicht in der gleichen Stadt wie die anderen lebe, machen wir es
so, dass wir Bänder beziehungsweise CDs hin- und herschicken. Die anderen
schreiben die Musik und ich schreibe die Texte und die Vocal Arrangements. Wir
proben vor Auftritten, und der Vorteil an dieser Arbeitsweise ist, dass man
viel mehr Objektivität erhalten kann, da ich Dinge höre beziehungsweise
bemerke, die den anderen im Proberaum entgangen sind. Zudem wäre es viel
zu teuer für mich, regelmäßig an diesen Proben teilzunehmen.

Das Album wurde im Dypo Production aufgenommen, produziert habt Ihr aber
in Anders Fridéns Studio Phlat Planet – warum habt Ihr Euch entschlossen,
dorthin zu gehen? Weil Ihr ihn schon lange kennt?

Wir haben das Vorgängeralbum mit Anders in seinem Studio aufgenommen und
wollten sehen, ob wir etwas anderes mit unserem Sound machen konnten, verglichen
mit dem, was wir beim letzten Album gemacht haben, und er war mit dieser Vorgehensweise
einverstanden. Zudem war es für uns sehr angenehmen, weil das Studio in
Göteborg ist. Für das nächste Album werden wir aber in ein anderes
Studio gehen.

Neben den sehr guten Live-Stücken, die während der Japan-Tournee
2002 aufgenommen wurden, enthält die wiederveröffentlichte Mini-CD
„Penetrations From The Lost World“ auch die bisher unveröffentlichte
Studioaufnahme “Condemned“. Während welcher Session wurde dieses
Stück aufgenommen, und wie war die Japan-Tournee für Euch?

“Condemned” wurde während der “Silent
Night Fever
”-Sessions aufgenommen. Japan war wirklich unglaublich.
Die Reaktionen, die wir bekamen, waren fast überwältigend. Die Menschen
in Japan mögen die Bands, die in ihrem Land touren, wirklich sehr, und
das Interesse und die Interaktion mit den Fans ist einzigartig, ganz anders
als in anderen Teilen der Welt.

Welchen Status habt Ihr Eurer Ansicht nach in Japan, im Vergleich zu Europa?

Na ja, unser Status in Japan gleicht dem von Rockstars, während wir in
Europa lediglich vier Typen sind, die in irgendeiner Band spielen, wenn Ihr
wisst, was ich meine…

Wie ist die Tour dort zustande gekommen? Wo seht Ihr die größten
Unterschiede zwischen dem asiatischen und den europäischen Markt bzw. der
Musikindustrie?

Uns wurde diese Tournee einfach angeboten und da wir alle Zeit hatten, haben
wir das Angebot angenommen. Der größte Unterschied ist, dass die
CDs in Japan weitaus teurer sind, deshalb gibt es auch die ganzen Bonustracks
auf den japanischen Pressungen der CDs. Vielleicht schenken die Japaner deshalb
den Musikern mehr Aufmerksamkeit, deren CDs sie sich gekauft haben, als sie
es normalerweise tun würden, eben weil die Preise so hoch sind, ich weiß
es aber nicht. Des weiteren sind die Asiaten weitaus höflichere Menschen
als beispielsweise Europäer.

Neben der Veröffentlichung Eures neuen Albums “This
Is Hell
” wurde auch die 4-Track-MCD “Penetrations From The Lost
World“ aus dem Jahr 1998 jetzt erneut auf den Markt gebracht, wobei sie
7 Bonustracks enthält. War das Eure Idee oder die des Labels? Und warum
diese Wiederveröffentlichung, war die MCD nicht mehr erhältlich?

Dieser Re-Release war unsere Idee, da die alte MCD nur 15 Minuten lang war und
in den Geschäften zum handelsüblichen Preis für ein normales
Album verkauft wurde, was wirklich furchtbar ist. Deshalb haben wir uns entschlossen,
zusätzliches Material darauf zu veröffentlichen, so dass die Leute
wirklich etwas für ihr Geld bekommen. Zudem war die MCD seit 1998, glaube
ich, nicht mehr erhältlich, die Nachfrage war aber da, so dass wir uns
zu dieser Wiederveröffentlichung entschieden.

Ein weiterer, bis dato unveröffentlichter Song ist die Coverversion des
THE BEATLES-Klassikers “Helter Skelter“ – warum habt Ihr einen
BEATLES-Song gecovert, und warum gerade diesen Track?

Ich bin ein wirklich sehr großer THE BEATLES-Fan und es war meine Idee,
aber die anderen mochten die Idee auch und ich denke, dass wir dem Stück
einen Sound verpasst haben, dass er wie einer unserer Songs klingt. Ich glaube,
dass dieses Stück einer der ersten Versuche war, einen Hardrock-Song zu
kreieren, so dass meiner Ansicht nach THE BEATLES schon etwas mit der Hardrock-Szene
zu tun haben könnten. Wenn dies nicht so wäre, warum haben bereits
so viele Hardrock-Bands dieses Stück gecovert?

Im Gegensatz zu “Silent
Night Fever
” ist “This
Is Hell
“ um einiges ‚thrashier’ ausgefallen. Mehr als einmal
wird man an die härtere Seite von SLAYER
erinnert, wenn man sich Eure Scheibe anhört. Habt Ihr diesen Wandel im
Sound bewusst vollzogen, indem Ihr Euch vom ‚typischen’ Schweden-Death
wegbewegt habt?

Wir haben nichts bewusst geändert, abgesehen von der Schnelligkeit. Wir
hatten uns bereits sehr früh entschieden, das Album schneller ausfallen
zu lassen, da “Silent
Night Fever
“ unserer Ansicht nach zu langsam war. Wir haben einfach
allem freien Lauf gelassen und haben abgewartet, wo es uns hinführen würde.
Das neue Album ist das Zeugnis eines natürlichen Prozesses, indem wir versucht
haben, unsere eigenen Grenzen aufzubrechen. Ich meine, wenn wir einfach damit
zufrieden gewesen wären, wie wir auf “Silent
Night Fever
“ klangen und nicht versuchen würden uns weiterzuentwickeln,
wären wir keine richtige Band. Wir werden auch in der Zukunft weiterhin
Grenzen durchbrechen, aber immer nur in Richtung Aggressivität und Brutalität,
nicht in der anderen Richtung.

Zudem finden sich mehr Groove-orientierte Parts auf dem neuen Album, welche
die Stücke auflockern. Auf “Silent
Night Fever
“ waren die Songs gleichmäßiger und auf einem
ähnlichen Level. Stimmst Du mit dieser Sichtweise überein, und warum
konzentriert Ihr Euch nun mehr auf Grooves?

Ja, damit stimme ich überein. Das neue Material ist um einiges vielfältiger,
dynamischer, aber in vielen Kritiken stand, dass die Songs sich alle sehr ähnlich
klingen würden, was ich, ehrlich gesagt, nicht verstehe, weil es weitaus
mehr Abwechslung in den Stücken gibt und, wie Du sagtest, Grooves. Wir
haben uns nicht darauf konzentriert, groovige Parts zu verwenden, es ist einfach
so passiert und es klang großartig.

Das Intro “The Introduction To What This Is” ist wirklich großartig,
eines der interessantesten und düstersten Intros, die es seit langem im
Death-/Thrash-Bereich gegeben hat. Warum habt Ihr diesen Titel ausgewählt?
Und was wollt Ihr mit der Zeile: „It’s Like Fallen Without Hitting
The Ground?“ aussagen? Werdet Ihr dieses Intro auch live verwenden, da
es sicher sehr gut passen würde…

Es ist ein Wortspiel. Wenn man ‚hell’ nach dem Titel hinzufügt,
weiß Du vielleicht, was ich meine. Ich finde es ziemlich cool.
Ich versuche, mit diesen Worten das Gefühl auszudrücken, wie es ist,
wenn man eine Panikattacke hat. Es fühlt sich wirklich so an, als würde
man fallen, ohne jemals den Boden zu berühren, und in den Texten geht es
nur um meine persönlichen Ängste. Die Absicht dieses Intros war zum
Teil, etwas für die Liveauftritte zu haben, das heißt wir werden
es definitiv auf Tour verwenden. Zudem ist es auch so etwas wie die Ruhe vor
dem Sturm.

Ebenso wie “Silent
Night Fever
” sticht “This
Is Hell
” aus dem Großteil der typischen Göteborg Death Metal-Alben
durch die Aggression und die Thrash-Einflüsse heraus. Was ist Deiner Ansicht
nach der Grund, warum heutzutage jede zweite Band versucht, wie IN
FLAMES
und Konsorten zu klingen und ihnen eine eigene Identität fehlt?

Die Leute wollen im Grunde genommen das, was sie nicht haben können. Es
gibt nur eine Band, die wie IN
FLAMES
klingen kann, und das ist die Band selbst. Ich denke, es spricht
unseren natürlichen Instinkt an, dass wenn wir etwas hören und es
uns gefällt, wir versuchen, etwas zu machen, das genauso klingt. Ich denke
aber, es ist nur eine Phase, die Bands durchlaufen, bevor sie ihren eigenen
Weg und Stil in der Musik finden und niemanden mehr kopieren.

Das Cover des neuen Albums zeigt jemanden, der kniet, gefesselt ist, und
der anscheinend gefoltert wurde. Warum habt Ihr so ein drastisches Cover ausgesucht,
und welche Absicht steckt dahinter?

Das bin übrigens ich selbst auf diesem Cover. Der Grund dafür, warum
das Cover so aussieht ist, dass ich denke, es ist wichtig, mit einem Bild zu
erklären, was man von dem Album erwarten kann, einfach nur, wenn man sich
das Cover ansieht. Das Bild drückt aus, dass die Zeit für die Menschen
ausläuft, dass der Tod wartet und dass es absolut überhaupt nichts
gibt, was man dagegen machen kann; man nimmt nur an dieser Reise Teil, die das
Leben genannt wird. Genau so fühlt es sich an, wenn ich meine Texte schreibe.

Du schreibst die Texte, bevor Du die Musik gehört hast – es ist
nicht unbedingt der übliche Weg, dass eine Band den Texten eine solche
Bedeutung beimisst…

Ist es nicht? Ich schreibe nur Texte, wenn ich mich wirklich schlecht fühle,
wenn ich Qualen erleide, und ich ändere danach niemals ein Wort, weil ich
versuche, den Moment dieser besonderen Situation, in der ich den Text schrieb,
aufrecht zu erhalten. Für mich sind die Texte von großer Bedeutung,
weil es Bruchstücke meines Geisteszustandes sind.
Normalerweise schreibe ich ein ganzes Album an einem Tag, weil ich das Schreiben
als eine Art Therapie sehe, um mich selbst von den Qualen zu befreien, und ich
schreibe solange, bis ich mich völlig leer fühle.
Wenn die Musik fertiggeschrieben wurde, passe ich den entsprechenden Text einem
angemessenen Song an.

Die Texte basieren zum größten Teil auf Furcht und Tod –
sind diese Ängste, die in den Texten präsentiert werden, etwas, das
Du selbst erlebt/durchlebt hast?


Die Texte sind Gedanken, die in meinem Kopf herumschwirren, wenn es mir wirklich
sehr schlecht geht. Deshalb sind diese Worte eine Beschreibung dessen, was und
wie ich mich in diesen Momenten fühlte. Das heißt, dass die Texte
letztlich auf mir selbst und meinen Ängsten basieren, ja.

Du sagtest in einem Interview, dass wir alle irgendwie dem Wahnsinn sehr
nahe seien und das jeder eine Form des ‘Wahnsinns’ in sich habe –
was genau meinst Du mit Wahnsinn, und beziehst Du diesen Zustand auf die ganze
Gesellschaft?

Ich denke, dass jeder einzelne Mensch
ganz kurz davor ist, ein ausgewiesener Psychopath zu werden; niemand weiß,
was die Zukunft oder auch die nächste Minute bringen wird. Es könnte
gut sein, dass man einfach völlig überschnappt.

Silent Night Fever
stellt eine sehr drastische Situation dar, in der sich jemand befindet: “In
my deep eternal darkness, I´m reaching for the edge, can’t hold on
much longer, I shed my final tears, madness is my believer” – glaubst
Du, dass es diese Situationen für Menschen gibt, wo es keinen Ausweg mehr
zu geben scheint aus dieser ‘deep eternal darkness’?

Ja, absolut. Für mich, wenn ich mich in diesem Zustand befinde, in dem
ich die Texte schreibe, empfinde ich es manchmal so, dass es keinen Ausweg mehr
gibt, dass ich aus dieser Qual irgendwie heil und gesund wieder herauskomme.

Du versuchst und versuchst es, dieser Pein zu entkommen, also nach der ‚edge’
zu greifen, um an seiner eigenen Gesundheit festzuhalten, während der Wahnsinn
hinter der Ecke lauert, um dich zu greifen, sobald du fällst.

Etwas Ähnliches wird in ”The Final Destination” beschrieben:
“In sadness and all the madness; Now I lay me down to sleep; Smell the
silence, feel the grief falling through; Now I lay me down to sleep; Hear me
now because they are coming for you; Now I lay me down to sleep” –
Glaubst Du, dass die Menschen generell alleine sind, wenn es ihnen schlecht
geht und sie ihren persönlichen Tiefpunkt erreicht haben?

Ja, das glaube ich. Ich denke, dass man ganz alleine ist, wenn es einem schlecht
geht und es scheint, als würde man es nie mehr schaffen, wieder aufstehen
zu können.

“This Light” stellt eine Art ‘Reise’ dar, die auch als Flucht
gesehen werden könnte – ist es das, worum es in diesem Song geht?

Es ist eine Art Reise durch den eigenen Kopf, voll mit schwarzen Gedanken, die
herumschwirren. Es ist auch eine Beschreibung dessen, was ich dachte, als ich
mich in diesem wirklich schlechten Zustand befand. Manchmal verstehe ich meine
eigenen Texte nicht wirklich, weil ich mich in gewisser Weise in einer anderen
Welt befand, als ich sie schrieb, und zeitweise ist das sehr furchterregend.
Ich meine, ich erinnere mich an das grundsätzlich vorherrschende Gefühl
in dieser Situation, aber ich kann mich nicht an alle Sätze genau erinnern.

Aus “Murder’s Inn”: “Madness resting in pure salvation,
murder’s cleansing this holy nation, FOLLOW ME TO THE MURDER-INN; COME
LET’S KILL, SIN AFTER SIN; In the name of my fucking god, I will take your
life” – auf welchen Gott beziehst Du Dich hier?

In diesem Text geht es eigentlich um religiöse Fanatiker, und der Gott
hier ist jeder Gott, den diese Fanatiker für sich in Anspruch nehmen.

In “End” gibt es folgende Zeilen: “ I´m not going to
need your god, when the hours have run out, can´t demand heavenly salvation,
crying out my pain on holy time” – viele Menschen wenden sich an (einen)
Gott, wenn sie sich harten Zeiten oder dem Tod gegenübersehen – Warum
knien Menschen Deiner Ansicht nach immer noch vor einem Gott nieder? Glaubst
Du, es ist für die Menschen zu hart zu glauben, dass nach dem Tod nichts
mehr auf sie wartet?

Ich finde, es ist sehr traurig, dass die Menschen nicht selbstständig denken
können. Anstatt dessen brauchen sie einen Gott, eine Bibel oder etwas Ähnliches,
und ich finde das sehr seltsam. Warum knien die Menschen immer noch vor einem
Gott nieder? Weil sie nicht selbstständig denken können. Sie brauchen
jemand anders, der es für sie tut. In manchen Fällen kann ich es verstehen,
wenn Menschen beispielsweise nicht gefestigt genug sind, um ihr eigenes Leben
zu führen, dass sie eine Art Führung brauchen, aber das sind die mental
Instabilen, von denen wir hier reden. Vielleicht führt Religion zu einer
Art Gehirnwäsche und der mental Instabile war früher einmal ein freier
Mann, der eben nicht vor einem Gott niederkniete, aber einer Gehirnwäsche
unterzogen wurde?
Auch für mich ist es hart, nicht zu wissen, was nach dem Tod sein wird,
aber was kann man machen? Ich werde definitiv nicht vor einer hölzernen
Jesusfigur niederknien, um eine Antwort zu bekommen, denn Holz kann nicht sprechen.

Auf welchen Kampf beziehst Du Dich in “Through the Virgin Sky”?
In “Dead Silent Shriek” beziehst Du dich ebenfalls auf einen Kampf
– Könntest Du etwas zu diesen Texten sagen?

Es geht um den gleichen Kampf, denn die gesamte EP beinhaltet eine Geschichte.
Es ist eine Story über einen ehemaligen Gott, einen Führer, und im
Grunde genommen jeden, der zur gleichen Zeit aufwacht, um die Erde zu zerstören.
Nur ein einziger Mensch im ganzen Universum überlebt, um leise durch diese
Welt zu gehen, bis er stirbt, und alles mit ihm.

In dem Song “Blood On the Streets” gibt es die Zeile: “Floating
towards in the idiot masses; Something’s missing at the heart of consciousness”
– es ist eine furchterregende Vision von Menschen, die hier dargelegt wird
– was hat Dich dazu inspiriert, diesen Text zu schreiben? Siehst Du die
Gesellschaft (oder Aspekte dieser) als etwas sehr Negatives?

Manchmal fühle ich mich, als würde ich nicht zu den Menschen gehören,
nicht Teil des wirklichen Lebens sein, und zeitweise bekomme ich wirklich furchtbare
Gefühle, wenn ich mich unter Menschen bewege. Der Text ist eine Art, diese
Gefühle zu beschreiben und in Worte zu fassen. Für mich hat dies aber
nichts mit der Gesellschaft an sich zu tun.

Auf dem PartySan Open Air bist Du mit MARDUK zusammen auf die Bühne
gegangen – war das eine spontane Idee? Wie war es denn, wieder mit Deiner
alten Band auf einer Bühne zu stehen?

Es war relativ spontan, wir hatten diesen Auftritt aber ungefähr eine Woche
vorher geplant. Es war wirklich sehr cool, wieder mal mit den Jungs auf einer
Bühne zu stehen, es war ein echt tolles Erlebnis! Ich dachte, es wäre
die richtige Zeit, das zu tun, da meine Mitgliedschaft bei MARDUK nun etwas
ist, das in der Vergangenheit begraben liegt.

Interview: Psycho & Claudia
Layout: Alex C.

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