BLACK SYMPHONY: Der Weg zum Superstar

Rick Plester weiß was er will. So könnte man zumindest denken, wenn man sich mit dem Kopf von BLACK SYMPHONY – wenn auch nur über E-Mail – unterhält. Dass aber auch für ihn nicht immer alles so läuft, wie er es gerne hätte wird schon alleine klar, wenn man bedenkt wie lange die Band nach dem erfolgreichen Debüt benötigte um einen mehr als würdigen Nachfolger nachzuschieben. Wie es zu dieser langen Wartezeit kam und einiges mehr erfahrt ihr in den nächsten Zeilen von Rick selbst.

Rick Plester weiß was er will. So könnte man zumindest denken, wenn man sich mit dem Kopf von BLACK SYMPHONY – wenn auch nur über E-Mail – unterhält. Dass aber auch für ihn nicht immer alles so läuft, wie er es gerne hätte wird schon alleine klar, wenn man bedenkt wie lange die Band nach dem erfolgreichen Debüt benötigte um einen mehr als würdigen Nachfolger nachzuschieben. Wie es zu dieser langen Wartezeit kam und einiges mehr erfahrt ihr in den nächsten Zeilen von Rick selbst.

Es hat ja nun doch recht lange gedauert, bis Tears of Blood, euer zweites Album, erschienen ist. Ich habe mir Breathe noch als Eigenproduktion 1996 gekauft, es hat also ganze 5 Jahre gedauert, bis man was neues von euch zu hören bekam. Das ist aus kommerziellen Gesichtspunkten ja nicht unbedingt das cleverste Verhalten für eine Band 😉

Ja, es hat viel zu lange gedauert, aber lass mich das erklären. Das Debüt wurde von unserem früheren Manager gebootlegt. Er hat das Album hinter unserem Rücken pressen lassen und Kopien verkauft, bevor wir es überhaupt gemastert hatten – nur für seinen eigenen Profit. Es hat 1 ½ Jahre gedauert bis wir ein Label gefunden haben, das es heraus brachte. Wir waren dann ziemlich in unsere Touraktivitäten in Europa und den USA involviert, was bis ca. 1999 gedauert hat. Nach der DIO-Tour beschloss ich zwei Bandmitglieder auszutauschen. Das Hauptproblem war aber eine Meinungsverschiedenheit zwischen uns und unserem Label. Es hat unglücklicherweise zwei Jahre lang gedauert bis alles geklärt war. Von da an gaben wir unserem Label das Master und dann hat es ca. 5-6 Monate gedauert, bis das Album in den Läden war. Und nun ist es also soweit. In einer solchen Situation gibt es eigentlich keinen Gewinner, in Wahrheit verlieren vor allem aber die Fans. Wir entschuldigen uns dafür ganz ehrlich!

Als ihr euer Debüt offiziell über Rising Sun veröffentlicht habt, hast du bereits über eine ganze Menge an Material für ein neues Album geredet. Wie alt sind denn nun eigentlich die Songs auf Tears of Blood und habt ihr jetzt bereits wieder Material für ein drittes Album in der Hinterhand? Ich meine, in der Zeit dürftest du ja eine ganze Menge komponiert haben.

Das Tears of Blood-Album ist zwei Jahre alt. Während unserer Zwangspause lernte ich eine Menge über Produktion und habe für verschiedene Labels in den USA gearbeitet. Ich habe ständig neue Sounds erfunden, genauso wie ich stets an meiner Produktionsarbeit und meinem Mix-Style gefeilt habe. Ich wollte die Soundqualitäten der Band formulieren, so dass er mehr ein Trademark wird und für die zukünftigen Alben einfach definiert werden kann. Ich habe mit Absicht kein neues Material geschrieben, denn wenn die Zeit für das nächste Album gekommen ist, wäre es für mich alt. Ich will keine 30 oder 40 Songs aus denen ich aussuchen kann. Es wäre Materialverschwendung, da letztendlich eh die neuen Sachen auf dem Album enden und das Alte für immer hinten anstehen würde. Das klingt vielleicht merkwürdig aber ich fand es wichtiger meine Fähigkeiten als Produzent zu erweitern. Ich bin sehr froh dass ich das so gemacht habt, ich denke das wird sich auf Dauer gesehen auszahlen. Es hat sich eigentlich schon ausgezahlt. Ich habe inzwischen vier neue Songs geschrieben (und mit den anderen Mitgliedern kollaboriert) und auch das meiste davon aufgenommen. Ich schreibe und nehme gleichzeitig auf, da ich nun ja mein eigenes Studio besitze. Ich denke dass ich im Januar fertig sein werde und ihr könnte eine Veröffentlichung im Sommer erwarten!

Wie schwierig war denn für dich selbst die Situation, ein komplettes Album in der Hinterhand zu haben, es aber aus verschiedenen Gründen nicht veröffentlichen zu können. Es muss doch sehr schwer sein mit Material zu arbeiten, die man schon lange geschrieben hat. Besteht da nicht auch die Gefahr, dass die Spontaneität der Songs flöten geht?

Ja, aber als Produzent betrachte ich die Songs in erster Linie als Fan, wenn ich etwas verändert habe, musste ich erst so begeistert sein wie als ich den Song geschrieben habe. War das nicht der Fall, dann habe ich es gelassen. Ich habe auch mehr an dem Mix gearbeitet, als an den musikalischen Elementen.

Bist du mit dem neuen Material denn nun zu 100% zufrieden?

Ja, aber niemals befriedigt!

Beim ersten Album hast du ja auch immer wieder betont, dass du das Material aus Sicht eines Fans geschrieben hast. Du wolltest die Musik kreieren, die du selbst hören wolltest, nachdem du dir so dein Platten-Regal durchgehört hast. Kannst du also die selbe Aussage auch über Tears of Blood treffen?

Ja, immer als Fan! Mein Geschmack wächst und verändert sich leicht und deshalb wird es auch auf jedem Album Veränderungen geben. Das ist gut so. Es bringt nichts, ein Album noch mal zu schreiben, auch wenn es brillant war. Es könnte eh nie gleich klingen.

In der Band gab es ja auch ein paar Line-Up-Veränderungen und ihr habt nun zwei neue Mitglieder, die perfekt in die Band zu passen scheinen. Was waren denn die Gründe für die Veränderung?

Nach der DIO-Tour habe ich das Video-Material analysiert und wollte für die zukünftige Entwicklung etwas an der Chemie verändern. Mike und Jeff sind gute Leute und ich wünsche ihnen das Beste. Wenn ich ihnen irgendwann in irgend einer Weise helfen kann, werde ich das auf jeden Fall tun.

Als ich die Band live auf dem Dynamo Open Air und auf dem Bang Your Head Festival gesehen habe schien es eigentlich schon so, als würde die Band sehr gut harmonieren… (BTW: ist nicht sogar Rev selbst für einige Zeit nicht mehr in der Band gewesen?)

Ein Teil des Problems mit dem Debüt-Line-Up war, dass wir alle in verschiedenen Städten und Ländern wohnten. Das hat es fast unmöglich gemacht gemeinsam zu arbeiten. Ich wusste dass wir alle in derselben Stadt leben müssen und deshalb fragte ich Rev, ob er nicht von Oklahoma nach Los Angeles ziehen wolle, was er nicht tat. Ich habe diese TV-Show gebucht und ihn für diese Show ersetzt. Zum Glück hat er es sich einige Tage später anders überlegt und lebt jetzt mit mir in einer Wohnung. Wir wurden in den letzten Jahren sehr enge Freunde, er ist einer der Besten auf dieser Welt und ich bin sehr glücklich ihn als Teil von BLACK SYMPHONY zu haben. Wir leben nun alle in LA und sind inzwischen eine Band, die sehr eng zusammengewachsen ist.

Ich weiß, dass du zu Beginn von BLACK SYMPHONY enorme Schwierigkeiten hattest einen geeigneten Sänger zu finden. War es nicht genauso schwierig, nun an Ric zu gelangen? Ihr scheint ja aber dennoch erneut den perfekten Mann für diesen Job gefunden zu haben, der ideal zur Atmosphäre von Tears of Blood passt.

Danke schön. Es war dieses Mal aber sehr einfach einen neuen Sänger zu finden. Es hat nur ein paar Wochen gedauert. Ich hatte sogar einige sehr berühmte Typen im Auge, aber wir haben uns dann für jemanden in unserem Alter entschieden. Das ist wichtiger als einen Kerl mit einem großen Namen in der Band zu haben, der 15-20 Jahre älter ist.

Du hast gesagt, dass das neue Line-Up für dich etwas sehr Spezielles, etwas Magisches ist. Was macht dich da so sicher? So weit ich weiß warst du damals bei Mike Pierce und Jeff Martin auch sehr enthusiastisch.

Ja das stimmt, aber als wir mit DIO tourten lernte ich viel von ihm und warum er eine Legende ist. Er hat mir einige gute Ratschläge gegeben. Dafür danke ich ihm. Ich habe alles sehr genau beobachtet und beschlossen, dass wenn wir Superstars werden wollen, wir einen Kerl brauchen der eine Legende werden kann. Die Zeit wird zeigen, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Bisher sieht es aber so aus, als wäre es der Fall.

Das neue Album besitzt einen sehr modernen Sound. Es ist nicht so, dass es wie ein Nu-Metal-Album klingt aber, vielmehr kann man die Hardrock-Basis sehr gut heraushören, gleichzeitig hat man aber das Gefühl als wüsstest du schon sehr genau, was bei der Rock Musik derzeit so abgeht. Eine perfekte Mischung aus Tradition und moderner Musik?

Danke schön, genau danach strebe ich: die besten Elemente der Vergangenheit mit etwas Neuem zu vermischen. Eine moderne Produktion ist mir sehr wichtig. Ich will alle Grenzen durchbrechen und hoffentlich etwas machen, was noch nie zuvor gemacht wurde. Ich hege viel Hoffnung für die Zukunft der Band und in meine Fähigkeiten, diese Vision in seiner reinsten Form zu verwirklichen. Jimmy Page hat dies zu seiner Zeit sehr gut gemacht.

Was ich an dem neuen Album sehr mag ist dieser ungewöhnliche Keyboard-Sound, der dem ganzen ein ganz besonderes Feeling mitgibt. Die Keyboards erinnern mich teilweise gar an italienische Horrorfilme oder derartige Sachen…

Viele der Sounds die ich kreiert habe existieren nur in meinem Studio. Ich habe viel Zeit damit verbracht sie einzigartig zu machen. Ich denke schon immer, dass jede Superstar-Band ihren eigenen Sound hat. Ich könnte genauso auch in deren Fußstapfen treten, da sie der Grund sind, warum ich spiele.

Ich denke auch dass das Album um einiges dunkler ausgefallen ist als das Debüt. Woher kommt diese Düsternis?

Die Dunkelheit kommt von den lyrischen Inhalten, die Themen sind dunkel und tief, die Musik muss also so sein. Sie ist was sie ist und soll einfach eine Sichtweise ausdrücken. Ich denke nicht, dass das nächste Album auch so ausfallen wird, aber es wird auf jeden Fall auch schwer wie Scheiße werden.

Wenn man sich die Lyrics von Tears of Blood so durchliest bekommt man den Eindruck als hättest du dich in den letzten Jahren sehr viel mit Religion auseinandergesetzt. Auch wenn sie nicht aus einer persönlichen Sicht geschrieben sind scheinen die Texte eine Menge persönlicher Erlebnisse zu beinhalten. Allerdings scheint es nicht um den Hass gegen Gott zu gehen. Vielmehr scheinst du deinen persönlichen Gott zu suchen und gleichzeitig mit der Religion an sich abzurechnen, mit den Lügen, dem Schmerz…

Nun, ich bin nicht wirklich auf der Suche nach einem Gott und ich versuche auch nicht mit irgend etwas abzurechnen. Aber ich stimme zu, dass Religion völlig außer der Bahn ist und viel Konfusion sowie eine Menge von fehlgeleiteten Anhängern hervorruft.

Fühlst du dich von der Religion betrogen? Für mich scheint es ein führendes Thema in den Texten zu sein.

Ich denke wir sind alle fehlgeleitet, wahrscheinlich folgt niemand von uns den richtigen Regeln.

Ich habe auch das Gefühl, dass du viele Dinge, die in den letzten Jahren in der Welt passiert sind, auf eine gewisse Art in die Texte verarbeitet und diese auf deine eigene Weise dargestellt hast. War das reale Leben ein Einfluss sowohl auf die Texte als auch auf die Düsternis der Musik?

Alles was ich versucht habe ist die Welt aus einer unverzerrten Perspektive zu betrachten und zu studieren. Als Musiker reist du durch die ganze Welt also siehst du eine Menge, was jemand der nicht reist nie zu sehen bekommt.

Over and Over besitzt einen Text, der aktueller geworden ist, als du es vielleicht je erwartet hättest, als du den Song geschrieben hast. Oder sind die Ereignisse auf der Welt nur eine Bestätigung für das, was du mit dem Text ausdrücken wolltest?

Nein, ich sehe was passiert und dann drücke ich mich in der Musik aus. Ich habe diesen Text als Reaktion geschrieben.

Den Texten scheint ja auch ein gewisses Gesamtkonzept zu Grunde zu liegen…

Ja, aber ich wollte auch dass die Lyrics und die einzelnen Songs für sich selbst stehen können. Wenn ich ein komplettes Konzept umsetzen möchte, dann geschieht dies eher in einem sehr langen Song. Worum es geht? Hauptsächlich darum dass Religion Kriege, Hass, Terrorismus, etc. hervorruft. Eine fiktionale Geschichte die sich auf Geschehnisse in der Vergangenheit und der Gegenwart beruft. Wie wir als Gläubige der Gehirnwäsche folgen, die wir als Kinder durch politische Propaganda bekommen haben. Dann sterben wir und fahren zur Hölle und schockierender Weise gibt es keinen Weg zurück obwohl wir dachten die richtigen Dinge getan zu haben (wenn ich von uns rede, dann meine ich uns alle, alle Rassen).

Du arbeitest auch sehr viel mit der Figur des Engels. Welche Bedeutung hat der Engel in deinen Texten, wofür steht er?

Der Engel symolisiert die Menschheit. Diese wurde vom Teufel betrogen, der ebenfalls als ein Engel erschienen ist. Und die Menschen werden dafür für immer den ultimativen Preis bezahlen.

Als ich mir Forgive Me angehört habe, hatte ich das Bild von Jesus Christus vor dem geistigen Auge, wie er ans Kreuz genagelt wurde. Ich dachte zunächst der Song handle von Jesus Christus, aber aus einer anderen Perspektive. Mit den letzten Worten wurde mir aber klar, dass es nicht darum gehen kann. Worum geht es in Forgive Me?

In der Geschichte ist das der Teil, in dem der Mensch zur Hölle fährt und niemand kann ihm helfen, nicht einmal Jesus Christus.

Was willst du bei Death mit der Zeile We all live in Harmony, in a perfect world / we kill in harmony, in a perfect world zum Ausdruck bringen?

Sarkasmus. Wir tun so als wäre alles in Ordnung, aber das ist nicht der Fall. Es heißt du sollst nicht töten, während wir Mord organisieren und ihn rechtfertigen.

[Scheint so, als wolle Ric nicht zu sehr in die Texte einsteigen] In eurem Bandinfo kann man ja auch etwas über euren TV-Auftritt im Rahmen der Pro Beach Hockey Spiele lesen. Kannst du mir darüber etwas erzählen?

Ich wurde gefragt, ob ich nicht für diese neue Liga auf ESPN Hockey spielen wolle. Ich war einige Jahre Pro Hockey Spieler bevor ich BLACK SYMPHONY gründete. Damals wussten die Leute nicht einmal, dass ich Musik mache, da ich das vor der Hockeywelt versteckte, bevor es dann doch rauskam. Als sie mir erzählten, dass dort auch Bands spielen sollten, was von 70 Millionen Leuten 86 mal in einer Saison für drei Saisons gesehen wird, sprang ich auf. Wir haben die beiden Sachen zusammengelegt und sie fraßen es. Durch den Erfolg bei den Spielen (ich war Liga-MVP in der zweiten Saison und war auch insgesamt sehr stark) kombiniert mit einigen großartigen BLACK SYMPHONY Auftritten wurde ich zum Star und das half der Band ein ganzes Stück voran.

Was waren die letzten drei Alben, die du dir gekauft hast oder die dich besonders beeindruckt haben?

RAMMSTEIN – Mutter; ROB ZOMBIE – Hillbilly Deluxe; PANTERA – Reinventing the Steel.

Was waren eure lustigsten Erlebnisse live auf der Bühne?

Als eine Frau auf die Bühne sprang und mit Tanzen anfing, während sie ein Minikleid trug. Rev spielte gebeugt auf den Knien vor ihr und sah ihren Rock hoch. Sie trug nichts darunter. Dann kam die Security und holte sie von der Bühne. Es war so witzig, dass das ganze Publikum so sehr lachte, dass wir den Song total verhunzten, was aber niemand bemerkte oder kümmerte.

Wen würdest du in deinem Leben gerne einmal treffen und warum?

Madonna. Sie ist die Queen der Selbstvermarktung und des Charismas. Ich würde viel von ihr lernen.

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