UNSUN: Clinic For Dolls

Auf den Mainstream schielender Gothic-Metal mit viel Kalkül und wenig Herz.

Die von ihrer Plattenfirma vollmundig als Gothic Metal-Sensation gepriesenen UNSUN werden ihren Vorschusslorbeeren nicht gerecht. An mir plätschert der Zweitling “Clinic For Dolls” der polnischen Truppe  dank der monotonen Kost jedenfalls, abgesehen von wenigen Ausnahmen, nahezu spurlos vorbei. Dabei war ich voller Vorfreude, zockt doch der ehemalige VADER-Axtschwinger Maurycy Stefanowicz, besser bekannt als “Mauser”, nicht nur mit, sondern bildet mit Sängerin und Ehefrau “Aya” das Kreativzentrum der Band. Mit VADER haben UNSUN ansonsten übrigens so viel gemeinsam wie Weihnachten mit Friede, Freude, Eierkuchen.

Der Opener “The Last Way” präsentiert alle UNSUN-Trademarks: Stakkato-Riffing, gelegentlicher Double-Bass-Einsatz, ein kurzes Gitarrensolo, Kitschkeyboardsounds, kleine Effektspielereien und das immer im Vordergrund stehende, doch recht zarte Stimmchen von Sängerin “Aya”. Zur musikalischen Kost gibt es ansonsten leider nicht allzu viel zu sagen. Die Tracks der Platte ertönen nahezu allesamt im UNSUN-typischen Klanggewand, d.h. sie klingen kompositorisch mehr nach Baukasten als nach Herzblut, unterscheiden sich neben Variationen zwischen Mid- und Uptempo hauptsächlich durch Schwankungen in der Spielzeit. Lediglich drei Songs heben sich ab: Trotz des hohen Kitschfaktors kommt bei der Ballade “The Last Tear”, welche ausschließlich von “Aya”, Keyboard-/Pianoklängen, Samples und sparsam eingesetzten Percussionklängen getragen wird, endlich mal so etwas wie Atmosphäre auf. Beim supereingängigen “I Ceased” – der Mustersingle des Albums schlechthin – zeigt sich, was man mit Dynamik doch alles machen kann. Und auch auf “A Single Touch” beherzigt man die Stärken von laut und leise und setzt zudem “Mausers” Gitarrenkünste mal etwas besser in Szene. Der Mann kann ja schließlich auch spielen. Dies gilt wohl auch für Schlagzeuger “Vaaver”. Dieser bemüht sich hörbar um Abwechslung in seinem Spiel, stößt dabei angesichts der überwiegend monotonen Songstrukturen aber auch an seine Grenzen. Insgesamt ist das aber viel zu wenig, um “Clinic For Dolls” vor der Belanglosigkeit zu retten, und so endet das Album passenderweise mit dem Titel “Why”.

In Sachen Image setzen UNSUN, wie schon so viele Bands vor ihnen, voll auf die Klischeekarte: Eine hübsche Sängerin steht im Mittelpunkt einer Band voller grimmig dreinschauender Metaltypen. Wie im offiziellen Videoclip zu “Home” zu sehen ist, mussten sich die Herren zur visuellen Verstärkung dieses Kontrastes zu allem Überfluss auch noch anpinseln, während im Video natürlich sowieso fast nur “Aya” zu sehen ist. Eine optische Bemühung um Eigenständigkeit, die sehr deutlich macht, woran es der Band an allen Ecken fehlt: eben der Eigenständigkeit.

Vielleicht sollte “Mauser” lieber wieder bei seinem alten Bandkollegen “Peter” von VADER anklopfen. Wer weiß, wie lange das mit UNSUN noch gut geht.

Veröffentlichungstermin: 11.10.2010

Spielzeit: 44:17 Min.

Line-Up:
Annelyse Stefanowicz “Aya” – Vocals
Maurycy Stefanowicz “Mauser” – Guitar, Samples
Filip Halucha “Heinrich” – Bass
Wawrzyniec Dramowicz “Vaaver” – Drums
Label: Mystic Production

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/unsunmusic

Tracklist:
1. The Lost Way
2. Clinic For Dolls
3. Time
4. Mockers
5. Not Enough
6. The Last Tear
7. Home
8. I Ceased
9. A Single Touch
10. Why

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