TED NUGENT: Love Grenade

Ein rohes, erdiges, ganz "klassisches" Werk des Whackmasters. Rock´n´Roll!

TED NUGENT: Großmaul, Reaktionär, Drogengegner, Live-Animal, selbsternannter Motorcity Madman und einer der letzten verbliebenen Rocker aus den Siebzigern. Was kann man von dem inzwischen 59-jährigen heute noch erwarten? Rock’n’Roll! Sein letztes Studioalbum Craveman (2002 erschienen) war noch mit modernen Sounds aufgehübscht und zeigte einmal mehr, dass The Nuge schon mal nach angesagten Strömungen schielt, ohne seinen ureigenen Stil zu verleugnen. Doch jetzt haben wir mit Love Grenade ein rohes, erdiges, ganz klassisches Werk des Whackmasters zu bestaunen, das genau so auch schon vor 25 Jahren hätte erscheinen können. Aber der Reihe nach: der Titelsong ist ein Ohrwurm mit einprägsamem Riff, Still Raising Hell rotzt heftigst durch die Gehörgänge, Funk U nervt mit unendlichen Refrainwiederholungen, bei Girl Scout Cookies wird mal einen Gang herunter geschaltet. Zu Teds Live-Repertoire gehört seit langem die AMBOY DUKES-Nummer Journey To The Center Of The Mind (Nugents erster Band, die später in seine Solokarriere einmündete), die hier in modernem Gewand buttercremig aber trotzdem psychedelisch aus den Speakern röhrt. Geronimo & Me rockt wieder einprägsam im Midtempo, bevor Ted sich mit Eagle Brother ein überflüssiges Instrumentalstück leider nicht verkneifen konnte. Danach folgt mit Spirit Of The Buffalo ein typischer Nugent-stands-alone-theme-song, der relativ ruhig dargeboten wird, zu den Höhepunkten des Albums gehört und in der Tradition von The Great White Buffalo oder Fred Bear steht. Im Anschluss wird mit Aborigine und Stand wieder durchgestartet, wobei beide Tracks eher zu den Schwachpunkten des Albums gehören. Broadside rockt dann wieder amtlich in die Fresse, gefolgt von Bridge Over Troubled Daughters, das außer dem genialen Titel gehobenen Durchschnitt bietet. Der mit DAMN YANKEES-Kollege Jack Blades eingegroovte Blues Lay With Me tönt wesentlich besser, als man befürchten muss. Und dann? Dann kracht’s noch mal gewaltig. Zwei Bonus-Livetracks vom Sweden Rocks Festival zeigen noch mal, wo der weiße Jäger seine Stärken hat. Still mad after all these years. Und dass Ted weder bei der Produktion noch bei der Auswahl der Musiker Gefangene macht, versteht sich von selbst. Besonders Barry Sparks (der ansonsten bei seinen Verpflichtungen als Mietmusiker wenig eigene Impulse einbringt oder einbringen darf) groovt sich dermaßen fett durch alle Titel, dass man doch stark annehmen muss, dass sein Talent bei vielen Veröffentlichungen schlicht verschwendet wurde. Über Teds Weltanschauungen kann man geteilter Meinung sein (übrigens sehr amüsant, dass er sich als junger Mann vor dem Einsatz in Vietnam gedrückt hat, nun aber das militärische Engagement der USA in aller Welt bejubelt), über sein musikalisches Werk nicht: nach 35 Millionen verkauften Tonträgern, fast 6000 Liveauftritten und einem prall gefüllten Bankkonto tritt keiner in diesem Alter (von Lemmy vielleicht mal abgesehen) so heftig Arsch wie Onkel Ted.

Veröffentlichungstermin: 05.10.2007

Spielzeit: 65:33 Min.

Line-Up:
Ted Nugent – v,g
Barry Sparks – b
Tommy Clufetos – dr

Produziert von Jack Blades und Ted Nugent
Label: Eagle Rock

Homepage: http://www.tednugent.com/

Tracklist:
1. Love Grenade
2. Still Raising Hell
3. Funk U
4. Girl Scout Cookies
5. Journey To The Center Of The Mind
6. Geronimo & Me
7. EagleBrother
8. Spirit Of The Buffalo
9. Aborigine
10. Stand
11. Broadside
12. Bridge Over Troubled Daughters
13. Lay With Me
14. Still Raising Hell (Live Bonustrack)
15. Cat Scratch Fever (Live Bonustrack)

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