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STEVE HARRIS: British Lion

Metal-Ikone hin oder her, das Brüllen eines "British Lion" findet man hier nicht, eher den kurzen flüchtigen Wind eines Kaninchenpups.

Wenn ein STEVE HARRIS ein Soloalbum bringt, der nun mal mit IRON MAIDEN Metal-Geschichte geschrieben hat, dann kann man entweder die Erwartungen bis sonst wohin hochschrauben, oder man versucht, unvoreingenommen auf das Album einzugehen. Beides hilft einem aber nicht wirklich weiter, das sei mal vorweg genommen. Wo die geschmackvolle Aufmachung und die tolle Idee, das Album gleich noch als MP3s in normaler sowie nochmal kraftvollerer Form dazu zupacken (Achtung, schluckt nicht jeder ältere CD-Player!), begeistern können, muss man beim musikalischen Angebot deutlich zurückschalten.

Der Opener This Is My God, irgendwie eine Mischung aus 70er-Rock und 90er-Grungegebrummel mit bluesigen Anleihen, zeigt, dass hier natürlich kein typisches MAIDEN-Album ansteht, sonst braucht Herr Harris ja kein Soloalbum machen. Im einen oder anderen Song sind zwar deutliche Elemente seiner Hauptband vorhanden, natürlich ist auch sein eigener Bass-Sound permanent im Vordergrund, aber die Grundlinie auf British Lion ist eine andere. Klassischer Hard Rock, ein paar progressive Elemente, 80er Melodic-Rock, eine Mischung, die anscheinend in verschiedenen Sessions entstanden ist, und das hört man. Das episch angehauchte, ruhige Lost Worlds, das nach 80er Stadion-Rock klingende The Chosen Ones mit BOSTON-Gitarrenmelodien oder auch das ebenfalls ruhige Judas könnten eigentlich groß sein. Aber man hat permanent das Gefühl, eingeschläfert zu werden, der Sound ist mumpfig und staubig, die Songs zünden nicht. Der vielleicht einzige Aha-Moment ist Eyes Of The Young, weil es als klebriger AOR/Melodic-Rocker wie ein Fremdkörper wirkt, den man bei den zahl/nlosen aktuellen Plüsch-Rock-Bands erwarten würde, aber nicht von einem Mann, der mit seiner Band die zweite Generation des Heavy Metal maßgebend mit geprägt hat. Die Musiker machen einen soliden Job, ohne aufzufallen, Sänger Richard Taylor mag bei einer bluesigen oder hochmelodischen Rockband passen, hier fügt er sich nicht ein. Egal wie oft man das Album hört, es bleibt immer das Gefühl, dass das alles so nicht stimmt. Jede Newcomer-Band würde man zurück ins Studio schicken, und selbiges würde auch STEVE HARRIS mit seinen Mitmusikern gut tun. Das Album mit einem neutralen Produzenten und in einem Guss aufgenommen, würde ihm vielleicht das geben, was es eigentlich verdient hätte. Denn legt man die Ernüchterung mal beiseite und hört genauer hin, dann gibt es einiges zu entdecken, die Songs bieten viel mehr, als sie beim unvermeidbar oberflächlichen Hören zeigen. So aber fühlt man sich nicht eingeladen, sich mit den Songs zu beschäftigen, um sie sich eventuell schön zu hören. Da hat sogar das Album von Steve´s Töchterchen LAUREN HARRIS weitaus mehr Spaß gemacht. Gedanken oder Vergleiche Richtung IRON MAIDEN kann man hier komplett vergessen.

Toll, wenn ein gestandener Musiker seine eigenen Vorstellungen von Musik umsetzen möchte, die mit seiner Hauptband nicht zu vereinbaren sind. Schade, wenn daraus dann so ein unklares, ermüdendes Album wird wie das Soloalbum von STEVE HARRIS. Metal-Ikone hin oder her, das Brüllen eines British Lion findet man hier nicht, eher den kurzen flüchtigen Wind eines Kaninchenpups.

Veröffentlichungstermin: 24.09.2012

Spielzeit: 52:11 Min.

Line-Up:
Steve Harris – Bass
Richard Taylor – Vocals
David Hawkins – Guitar, Keyboards (all tracks except 5, 6, 8)
Grahame Leslie – Guitar (tracks 5, 6, 8)
Simon Dawson – Drums (tracks 2, 4, 9)
Barry Fitzgibbon – Guitar (tracks 5, 6, 8)
Ian Roberts – Drums (tracks 5, 6, 8)
Richard Cook – Drums (tracks 1, 3, 7)

Label: EMI Music

Homepage: http://www.steveharrisbritishlion.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/steveharrisbritishlion

Tracklist:
1. This Is My God
2. Lost Worlds
3. Karma Killer
4. Us Against The World
5. The Chosen Ones
6. A World Without Heaven
7. Judas
8. Eyes Of The Young
9. These Are The Hands
10. The Lesson

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