SHELVING: Imihs

Avant-Horrorkopfkino für alle Freunde von BOHREN UND DER CLUB OF GORE bis ZOMBI.

Willkommen im Kabinett des Professor Chaos! Der ist zwar eigentlich ein ziemlicher Langweiler, aber manchmal verwandelt sich sein Wohnzimmer in eine Welt aus gefesselten Retro-Teenies, aus Totenschädeln und Knochenbergen in gröbkörniger Nahaufnahme, aus okkulten Beschwörungsriten, alles in schwarzweiß, natürlich. Vor allem dann, wenn Musik läuft, wie Imihs, das Debütalbum von SHELVING, einem reichlich obskuren Kollektiv aus der Schweiz, das mit zwei gut fünfundzwanzigminütigen Songs, die Grenzen instrumentaler Musik gnadenlos sprengt.

Und doch sind die Einflüsse recht deutlich auszumachen: Da haben wir natürlich BOHREN UND DER CLUB OF GORE und BEE AND FLOWER, aber auch das hypnotische Element von BURIED AT SEAs Ghost im ersten Segment des ersten Songs, wo es ein wenig lasziver ist, wo SHELVING noch ein wenig mit der Erotik der Siebziger spielen. All das verwandelt sich langsam aber sicher in einen wahren Albtraum aus Klangexperimenten, ein Soundtrack für Nächte voller Acid, in denen man vor Angst, einer Horde wildgewordener Rednecks zum Opfer zu fallen, kaum schlafen kann. Dann werden Erinnerungen an ZOMBI und POPOL VUH, an BURIAL HEX und im Bereich des Drummings sogar an NEUROSIS wach. So wie sich das fünfzigminütige Material ins Hirn des Konsumenten fräst, mit der Intensität von Daumenschrauben, bringen die Orgeln den Kopf fast zum Platzen. Da sorgt Trance für atemlose Spannung. Dazu gesellen sich allerhand weitere Instrumente, Gitarren, Bässe, Synthesizer, Percussions, Streicher, alles teilweise verfremdet, aber in einem recht analogen Rahmen, ohne viel digitalem Schnickschack.

Dennoch, besonders gut sind SHELVING gerade am Anfang, wenn sie leicht jazzig einen milchigen Schleier über die Landschaften im Kopf des Hörers legen und so für subtile Retro-Horror-Atmosphäre sorgen. Diese Subtilität weicht allerdings langsam aber sicher den kranken Klängen, für die manche Horrorfilm-Regisseure als Soundtrack töten würden. Aufgenommen wurde dieses Album live im Herbst 2007 in einem alten Haus nahe Les Enfers in der Schweiz, und bei diesem Namen kann man sich zurecht eine alte Teufelsvilla vorstellen, ergo ist dieses Hörerlebnis ziemlich authentisch. SHELVING haben mit ihrem Debüt Imihs eine hochkreative Scheibe geschaffen, ein bedrückendes, sehr intensives Hörerlebnis, für Freunde von Horroratmosphäre, böser Geister und schwarzer Messen ein Phantasie anregendes Werk, das noch nicht hundertprozentig perfekt ist, aber dir de facto mehr als nur einen Schauer über den Rücken jagen wird.

Veröffentlichungstermin: April 2009

Spielzeit: 50:36 Min.

Line-Up:
Yan – Guitars
Vincent – Bass
Dimitri – Drums
Laurent – Keyboards
Lorain – Rhodes

Label: Division Records
MySpace: http://www.myspace.com/shelving

Tracklist:
I.
II.

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