Okay, diese Scheibe ist ungefähr so New-School, wie ein gewisser italienischer Ex-Minister zu den großen intellektuellen dieser Erde zählt. Intellektuell ist der neueste Auswurf der Schweden-Grinder REGURGITATE außerdem auch nicht. Aber mit dem Arschgesicht im ersten Satz haben REGURGITATE glücklicherweise sonst nichts gemein. Sie ändern nicht ihre Meinung und spielen auch auf ihrem zweiten Album seit der mehr oder weniger spektakulären Reunion Grindcore, so wie ihn die Götter geschaffen haben.
Diese Scheibe ist das genaue Gegenteil von NASUMs Helvete und Human 2.0. Wo NASUM mit dem Zollstock ausmessen, wo sie ihre Schnitte ansetzen, hauen REGURGITATE einfach mit dem Vorschlaghammer zu. Die Wirkung ist dadurch nicht so beeindruckend, dafür genauso brutal und macht genau den gleichen sadistischen Spaß. Dieses Mal sind die Songs nicht 8 Jahre alt, klingen gerade deswegen verflucht frisch und stellen das beste Material in der Karriere der Band dar. Niemand, der sich an Grindcore interessiert wird das kalt lassen, selbst wenn sich nur krankes Zeug im Stil von CEPHALIC CARNAGE im Normalfall im Player dreht.
Was ist REGURGITATEs Geheimrezept? Das kann ich nicht so genau sagen, denn die Songs strahlen eine dreckige und rauhe Faszination aus, wie ich sie zuletzt auf Alben im Stil von Scum gehört habe. Jedenfalls ist es den Schweden gelungen die sehr pflichtige Mischung von Groove und Blast äußerst geschickt zu verbinden, denn das Album verfliegt extrem schnell. Gerade ihre Grooves treten mächtig in die Fresse, Severe Necrotic Manifesto und Screams Your God Won´t Hear lassen die Bude erzittern und zu Blast-Granaten wie Waging War on Benevolence stürzt die Siedlung entgültig ein. Ihre Mittempobrecher (zum Beispiel Manipulation Reigns Supreme und Twisted Rhymes of Perversion) sind bestens dazu geeignet, die Reste eines Schlachtfeldes zwei Meter unter die Erde zu stampfen. Kurz und gut: Man hört mehr von den alten NAPALM DEATH heraus als je zuvor.
Simpel und direkt, REGURGITATE geht es um nichts anderes. Deshalb gibt es fast keine Soli, fast keine Melodien (Ausnahme The Ultimate Enslavement), kein sonderlich getriggertes Schlagzeug, dafür besten verzerrten Bass-Lärm, Geschrei bis das Zahnfleisch schmerzt und einen Sound, der an Räudigkeit kaum zu überbieten ist. Trotzdem sind die Jungs keine Banausen, sondern überdeutlich Schweden. Klar, dass es daher an Eingängigkeit nicht mangelt und selbst wenn es die Jungs gut verstecken: An den Instrumenten macht ihnen so schnell keiner was vor.
Um kurz zu resümieren: Die Geschmacklosigkeiten von REGURGITATE machen im Jahr 2003 mehr Spaß als je zuvor. Und um zu beweisen, dass die vier Psychos nicht ganz die Realität vergessen haben, geht ein Teil des Erlöses der CD an der Church of Satan-Aktion für behinderte Kinder zu Gute. Kaufen und Grinden!
VÖ: 4. August 2003
Spielzeit: 31:52 Min.
Line-Up:
Rikard – Vocals
Urban – Guitars
Jocke – Drums
Glenn – Bass & Backing Vocals
Produziert von Mieszko Talarczyk
Label: Relapse Records
Homepage: http://www.regurgitate.net
Tracklist:
1. Drowning in Filth
2. Embrace Obscenity and Kiss the Eruption of Destruction
3. Seal Your Doom
4. Grotesque Anoplasty
5. Blind Fiends of Chaos
6. Visions of Sodomy
7. Severe Necrotic Manifesto
8. Annihilation meets Depravation
9. Amphigory
10. Screams of Death Your God Won´t Hear
11. Reeking Hellhole
12. Lethean Sleep
13. Waging War on Benevolence
14. Exterminate the Virtuous
15. Alone in Oblivion
16. Leviant Malpractice
17. The Ultimate Enslavement
18. Systematic Demoralization
19. Unfed
20. Manipulation Reigns Supreme
21. Charred Remains
22. Crossed Out Existence
23. Vice and Iniquity
24. Lobotochrist
25. Twistes Rhymes of Perversion
26. Depopulation of the Human Race
27. Life Falls Before Our Feet