Das Auge hört mit: Zumindest bei den opulenten Live-Shows der Saarländer Heavy-Metal-Größe POWERWOLF gehört das visuelle Spektakel ebenso zum A und O wie die eingängigen Power-Metal-Hymnen selbst. Die zählen mittlerweile überdies so viele Hits in ihren Reihen, dass wir das Quintett alles andere als beneiden, wenn es an die Zusammenstellung der nächsten Tour-Setlist geht. Mutig sein oder der treuen Fanschar die einmal mehr die bewährten Evergreens auftischen? Meistens siegt der Hang zu Letzterem, wobei wir das im Fall von „The Monumental Mass – A Cinematic Metal Event“ wahrlich niemandem zum Vorwurf machen wollen.
Während der pandemiebedingten Live-Pause stellten POWERWOLF nämlich ein durchaus bombastisches Streaming-Event auf die Beine: eine spektakulär inszenierte Live-Show in vier Akten, penibel durchgetaktet und mit allerlei visuellen Schauwerten versehen. Da sind die großen Hits von „Demons Are A Girls Best Friend“ über „Resurrection By Errection“ und „We Drink Your Blood“ bis hin zu „Armata Strigoi“ natürlich ein Stück weit Pflicht. Dass sich die Songauswahl dadurch in großen Teilen mit der Live-Beilage der Compilation „Best Of The Blessed“ (2020) überschneidet, ist natürlich etwas unglücklich. Immerhin hat „The Monumental Mass“ im Gegenzug eine Handvoll Songs des aktuellen Studiowerks „Call Of The Wild“ (2021) sowie die Quasi-Rarität „Cardinal Sin“ im Gepäck.
Selbstverständlich ist “The Monumental Mass” hochwertig produziert – nichts anderes erwarten wir von POWERWOLF
So weit, so gut – wenngleich erwartbar. Doch was passiert, wenn man dem aufwendigen Streaming-Konzert nun sein Alleinstellungsmerkmal nimmt? Kann „The Monumental Mass – A Cinematic Metal Event“ auch ohne den namengebenden „filmischen“ Aspekt überzeugen? Oder bleibt am Ende nur ein Live-Album ohne Publikum?
Wären wir gehässig, könnten wir der Audiofassung des Werks exakt das zum Vorwurf machen: Die rund 80-minütige Show ist hochwertig produziert, der Sound klar und voluminös abgemischt, die Performance der Musiker makellos – nichts anderes erwarten wir von POWERWOLF.
Rein konzeptionell ist “The Monumental Mass” auch als Live-Album ein voller Erfolg
Und dennoch eröffnet dieses geschlossen konzipierte Ereignis für die Band ganz neue Möglichkeiten und damit Qualitäten. Durch die Abwesenheit des Publikums verliert sich der gewohnt stimmgewaltige Attila Dorn etwa nicht in endlosen Ansagen und minutenlangen Gesangsübungen für eingängige Hit-Songs, die ohnehin jeder kennt. Stattdessen stellen POWERWOLF einzig und allein das Songmaterial in den Vordergrund, indem die unterschiedlichen Stücke geschickt durch subtile Soundeffekte und Melodien verwoben werden. So kündet etwa das Ende von „Cardinal Sin“ bereits das nachfolgende „Resurrection By Erection“ an, dessen Intro sich aus dem Hintergrund nach vorne stiehlt.
Rein konzeptionell ist „A Monumental Mass“ somit ein voller Erfolg und dabei eine Blaupause für künftige Live-Shows des Kollektivs, zur Abwechslung statt Dorn einfach nur die Musik sprechen zu lassen. Was bereits in rein auditiver Form funktioniert, wird ja durch das ergänzende visuelle Spektakel nur aufgewertet – die zugehörige BluRay ist bester Beleg hierfür, schließlich hört das Auge auch in diesem Fall mit.
Veröffentlichungstermin: 8.7.2022
Spielzeit: 77:22
Line-Up
Attila Dorn – Vocals
Charles Greywolf – Gitarre, Bass
Matthew Greywolf – Gitarre
Falk Maria Schlegel – Keyboards
Roel van Helden – Drums
Produziert von Jörg Michael und Kristian Kohlmannslehner (Mix)
Label: Napalm Records
Homepage: https://www.powerwolf.net/
Facebook: https://www.facebook.com/powerwolfmetal/
POWERWOLF “The Monumental Mass – A Cinematic Metal Event” Tracklist
Chapter I – Temptation
1 Prologue / Monumental Mass Theme
2 Faster Than the Flame
3 Venom Of Venus (Mitschnitt bei YouTube)
4 Stossgebet
5 Demons Are A Girl‘s Best Friend (Mitschnitt bei YouTube)
Chapter II – Sin
6 Dancing with the Dead
7 Cardinal Sin
8 Resurrection By Erection
9 We Drink Your Blood
10 Glaubenskraft (Mitschnitt bei YouTube)
Chapter III – Confession
11 Fire & Forgive (Video bei YouTube)
12 Beast of Gévaudan
13 Incense & Iron
14 Where The Wild Wolves Have Gone
Chapter IV – Forgiveness
15 Amen & Attack
16 Army of the Night
17 Blood for Blood (Faoladh)
18 Armata Strigoi
19 Epilogue / Monumental Mass Theme