POISON: Hollyweird [US-Import]

Die Glam-Superstars der 80er melden sich zurück. Und das mit einem wirklich starken Album.

Bisher ist das neue POISON-Album (warum auch immer) nur auf dem Import-Weg erhältlich. Ich fand POISON schon immer Klasse. Klar für Prog-Heavy und Death Metal-Fans war die Band und ihre Musik sicherlich weniger geeignet, wer aber auf knackigen Party-Rock steht/stand, kam an POISON eigentlich nicht vorbei. Und wer sich heute über die alten Promo-Fotos (z.B. auf der „Look What The Cat Dragged“-Scheibe) kaputtlacht, sollte sich mal das heutige Outfit von Bands wie HAMMERFALL, IMMORTAL oder DIMMU BORGIR angucken und dann für immer schweigen. Nee, Nee POISON boten mit den mit Mehrfach-Platin ausgezeichneten Alben “Look What The Cat Dragged” (1986), “Open Up And Say…Ahh!” (1988) oder “Flesh And Blood” (1990) zwar keine musikalischen Delikatessen – aber sie verbreiteten gute Stimmung, Partylaune und entsprachen viel eher dem Rock’n’Roll-Spirit, als das ein paar Jahre später die depressiven Junkies von NIRVANA, ALICE IN CHAINS oder PEARL JAM taten (wobei diese Bands auf ihre Art schon geil waren…). Für mich war Rock’n’Roll schon immer bunt, laut, schrill, sonnig und für „Gute Laune“-sorgend. All diese Attribute trafen auf die Musik/Stageshow von Bret Michaels (Gesang, Gitarre, Harmonika), C.C. Deville (Gitarre, Gesang), Bobby Dall (Bass) und Rickki Rockett (Drums) zu – und spätestens mit dem Einstieg von Richie Kotzen auf „Native Tongue“ (1993) bzw. Blues Saraceno zur “Crack A Smile“-Scheibe (1994 eingespielt, aber erst im Jahre 2000 veröffentlicht) war die Band auch musikalisch ernstzunehmen. Zwar war es die letzten Jahre eher ruhig um die Truppe, doch im Jahre 2000 erschien dann mit dem “Power To The People”-Album (eine Livescheibe mit fünf Studiotracks, von denen keiner auf „Hollyweird“ zu hören ist.) ein Lebenszeichen und kleiner Vorgeschmack auf das neue Album. Gut fand ich bisher auch immer, dass sich POISON stilistisch nie großartig veränderten. Okay, die Alben mit Richie Kotzen und Blues Saraceno waren deutlich „musikalischer“ und bluesiger, aber die Band hat ihre Fans nie mit unglaubwürdigen Anbiederungen an damals gängige (Alternative Rock/Grunge-) Trends vergrault (was Bands wie DOKKEN, MOTLEY CRUE oder WARRANT taten…), was sicherlich auch einige Fans gekostet hätte. Auf dem insgesamt sechsten Studio-Longplayer „Hollyweird“ (wirklich cooler Albumtitel…) gibt’s dreizehn neue Tracks (42:05 Min.) zu hören – und der Großteil ist wirklich Klasse, typisch und untypisch zugleich. „Hollyweird“, “Devil Woman” (mit schönen Mundharmonika-Einsatz), “Rockstar”, „Stupid, Stoned and Dumb“, „Shooting Star“, „Get Ya Some“, “Wishful Thinking” sind typische POISON-Rock´n´Roll-Tracks (im Stile von z.B. “Fallen Angel”), die die alten Fans auf jeden Fall lieben werden. Selbst das THE WHO-Cover „Squeeze Box“ wurde so ver“gift“et, dass es wie ein POISON-Song klingt. Doch erstmalig brechen POISON etwas aus ihrem Stil-Korsett aus. Das ist immer dann der Fall, wenn Gitarrist C.C. Deville die Leadvocals übernimmt. So klingen “Livin in the Now” eher nach THE OFFSPRING als nach POISON, und das in zwei Versionen zu hörende „Home“ (einmal von Bret, einmal von C.C. gesungen) klingt mehr nach den RAMONES als nach Glam-Rock. Auch „Emperor´s New Clothes“ klingt deutlich anders bzw. punkiger. Auch hier hat C.C. die Leadvocals übernommen – und macht seine Sache gar nicht schlecht.

Ein wirklich gutes Album, das deutlich macht, dass die Frisuren der Achtziger zwar (endgültig und glücklicherweise) vorbei sind, die Musik aus dieser Ära aber immer noch gut genug ist, um neben den ganzen Armeen von Newcomern und vermeintlichen Musikgeschichte-Erneuerern
bestehen zu können. Amen!

Spielzeit: 42:05 Min.

Line-Up:
Bret Michaels (Gesang, Gitarre, Harmonika)

C.C. Deville (Gitarre, Gesang)

Bobby Dall (Bass)

Rickki Rockett (Drums)

Produziert von Thom Panunzio
Label: Cyanide Records

Homepage: http://www.PoisonWeb.com

Tracklist:
1. Hollyweird

2. Squeeze Box

3. Shooting Star

4. Wishful Thinkin`

5. Get Ya Some

6. Emperor´s New Clothes

7. Devil Woman

8. Wasteland

9. Livin´ In The Now

10. Stupid, Stoned & Dumb

11. Home (Bret´s Story)

12. Home (C.C.´s Story)

13. Rockstar

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