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PERIPHERY: Periphery V: Djent Is Not A Genre

PERIPHERY konzentrieren sich diesmal auf die kleineren Stellschrauben und perfektionieren so ihren modernen Progressive Metal weiter.

Wenn eine Band wie PERIPHERY – vielleicht zum ersten Mal in ihrer Karriere – ausschließlich an den kleineren Stellschrauben dreht, ist das vornehmlich ein gutes Zeichen. Denn wenn im Grunde alle erdenklichen Spielrichtungen zur eigenen Komfortzone zählen, sind es gerade die Feinjustierungen, welche dem kreativen Progressive-Metal-Feuerwerk die Krone aufsetzen. Die Marschrichtung bleibt nach „Periphery IV: Hail STAN“ (2019) folglich unverändert: Das Quintett setzt sich keinerlei Grenzen und balanciert abermals zwischen extremen Ausbrüchen, fordernder Rhythmik und zuckersüßen Melodien.

Letzteren trägt nicht nur das abermals befreit aufspielende Gitarren-Trio Misha Mansoor, Jake Bowen und Mark Holocomb Rechnung, sondern insbesondere Sänger Spencer Sotelo, der für Album Nummer sieben erstmals von Beginn an in den Songwriting-Prozess eingebunden war. Eine Entscheidung, die sich in den Arrangements bemerkbar macht, denn die ausladenden und zumeist komplexen Kompositionen auf „Periphery V: Djent Is Not A Genre“ rücken den Gesang stärker ins Zentrum, als es in der Vergangenheit der Fall war.

PERIPHERY schlagen die Brücke zwischen alt und neu

Was gleichzeitig aber keinen Rückschritt bedeuten muss: PERIPHERY sind immer noch eine spieltechnisch hochanspruchsvolle Band, die sich alle Freiheiten nimmt, die sie braucht. Der Opener „Wildfire“ beispielsweise überrascht mit einem jazzigen Lounge-Break samt Saxofon, während „Atropos“ oder „Dracul Gras” klassische MESHUGGAH-Rhythmik einfließen lassen. Dass Ersteres derlei Riffing mit aufbauenden und eingängigen Melodien kombiniert, ist dann wieder unvergleichlich PERIPHERY.

Gleiches gilt für die zahlreichen Referenzen, die sich mal im Songtitel, mal in bestimmten Riffs und Tonfolgen oder schlicht einer simplen Textzeile niederschlagen. „Zagreus“ verneigt sich beispielsweise vor Darren Korbs „Hades“-Soundtrack, indem die US-Amerikaner das Titelthema des Videospiel-Hits zitieren, während „Thanks Nuobo“ die Liebe der Musiker zur „Final Fantasy“-Reihe durchblitzen lässt. Auch diverse Rückbezüge zu eigenem Material gibt es zu entdecken, so dass „Periphery V: Djent is Not A Genre“ in gewisser Weise eine Brücke zwischen alt und neu schlägt.

Langatmig wird “Periphery V: Djent Is Not A Genre” trotz der üppigen Spielzeit nicht

Das zuckrige, aber doch wunderbar fließende „Wax Wings“ kontrastieren PERIPHERY mit dem härtesten Stück der Platte: „Everything is Fine!“ addiert etwas Mathcore Marke THE DILLINGER ESCAPE PLAN hinzu, ohne jedoch den Überblick zu verlieren. Zu verdanken haben wir das auch Drummer Matt Halpern, der einmal mehr mit Kreativität und Gefühl ein wunderbares Fundament zimmert. Spätestens hier ist klar, dass die fünf Musiker mit all ihrer Erfahrung längst als Einheit agieren und sich bestens ergänzen.

Ein von Synthesizern getragener Track wie „Silhouette“ fügt sich auch deshalb so gut in das Gesamtbild ein, weil einzelne Instrumente freiwillig einen Schritt zurücktreten. Glänzen dürfen ohnehin alle im Verlauf der üppigen 70 Minuten, wenngleich diesmal Fronter Sotelo für einige unvergessliche Momente sorgt („Wax Wings“). Ungewöhnlich scheint derweil die Entscheidung PERIPHERYs, eine Vielzahl der Stücke durch ausladende Instrumental-Outros zu beenden, die mal symphonisch, mal elektronisch ausgelegt sind. Im Gesamtkontext der Platte geben diese Ruhephasen aber genug Raum, um uns für das nächste Abenteuer zu wappnen – langatmig wird „Periphery V: Djent is Not A Genre“ nämlich trotz der überlangen Spielzeit nicht.

PERIPHERY sind der Maßstab, an dem sich die Szene zu messen hat

Dafür sind PERIPHERY zu erfahrene Songwriter, bei welchen Abwechslung und Tiefgang einfach das natürliche Nebenprodukt ihrer Kreativität darstellt. Bei einem derart weit gefassten Horizont ist es also gar nicht mehr nötig, große Veränderungen anzustreben. „Periphery V: Djent Is Not A Genre“ perfektioniert den modernen Progressive Metal, wie ihn die Band selbst mitdefiniert hat, durch Liebe zum Detail und eine noch schlüssigere Integration der einzelnen Versatzstücke in das Gesamtkonzept. Djent ist somit vielleicht tatsächlich kein Genre, doch angesichts der Entwicklung PERIPHERYs durchaus der Maßstab, an dem sich die Szene künftig zu messen hat.

Veröffentlichungstermin: 10.03.2023

Spielzeit: 70:14

Line-Up

Spencer Sotelo – vocals
Misha Mansoor – guitars, bass, programming
Jake Bowen – guitars, programming
Mark Holcomb – guitars
Matt Halpern – drums

Adam “Nolly” Getgood – bass (Session-Musiker)

Produziert von PERIPHERY und Adam „Nolly“ Getgood

Label: 3DOT Recordings

Homepage: https://periphery.net/
Facebook: https://www.facebook.com/PeripheryBand

PERIPHERY “Periphery V: Djent Is Not A Genre” Tracklist

1. Wildfire (Audio bei YouTube)
2. Atropos (Video bei YouTube)
3. Wax Wings
4. Everything Is Fine!
5. Silhouette
6. Dying Star
7. Zagreus (Audio bei YouTube)
8. Dracul Gras
9. Thanks Nobuo

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