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PERIPHERY: Periphery IV: HAIL STAN

Gewagt ist es ja schon, einen knapp 17-Minüter an den Anfang zu stellen. Aber nach fünf Studioalbum kennen wir PERIPHERY mittlerweile gut genug, um auch so etwas für möglich zu halten. Berechenbar waren die US-Amerikaner trotzdem noch nie, was immer zum Reiz ihrer Veröffentlichungen beigetragen hatte. „Periphery IV: HAIL STAN“ schlägt in die gleiche Kerbe und ist ein Testament dessen, wie sich das Quintett von der Djent-Internetsensation zu einem ungemein kreativen Progressive Metal-Bollwerk gewandelt hat.

Die musikalische Bandbreite auf „Periphery IV: HAIL STAN“ ist enorm. Album Nummer sechs spannt den Bogen von verschachteltem Extreme Metal zu eingängigem Alternative Rock und schafft es dabei, alles organisch ineinandergreifen zu lassen.

Sänger Spencer Sotelo stiehlt seinen Kollegen mehrfach die Show

Ein psychedelischer Synthietrack bildet mit dem kratzigen Bass etwa das Fundament für „Crush“, welches beizeiten so klingt, als hätten NINE INCH NAILS mit WHILE SHE SLEEPS einen Prog-Song aufgenommen. Mit dem großartigen „It’s Only Smiles“ wagt sich Frontmann Spencer Sotelo schließlich in poppige Gefilde. Das Resultat erinnert gesanglich an A DAY TO REMEMBER, wird aber von progressivem Riffing untermauert, um so den Spagat zwischen Eingängigkeit und Komplexität zu schaffen. Gleiches vermag „Garden In The Bones“, wo sich PERIPHERY stilistisch an „Juggernaut: Alpha“ orientieren. Wie an so vielen Stellen auf „Periphery IV: HAIL STAN“ kann Sotelo hier sein beeindruckendes stimmliches Spektrum zur Schau stellen: Ob Growls oder Klargesang, selten klang die emotionale Stimme des Frontmanns so erhaben und energiegeladen, dass sie der begnadeten Instrumentalfraktion gleich mehrfach die Show stiehlt.

“Periphery IV: HAIL STAN” ist der Stoff, der Jungs zu Männern macht

Wenn PERIPHERY zwischendurch die Daumenschrauben anziehen, knacken nicht nur die Knochen. Wäre „Blood Eagle“ ein Film, müsste die erste Single hierzulande ob seiner Brutalität vor der FSK zittern. MESHUGGAH-Rhythmik, massive Gitarren, kreatives Drumming und ein technisches Solo sind der Stoff, der aus kleinen Jungs im Handumdrehen Männer macht. „CHVRCH BVRNER“ tritt im Anschluss mit seinem jazzigen Rhythmus und einem wahnsinnig gewordenen Matt Halpern am Schlagzeug das Erbe THE DILLINGER ESCAPE PLANs an.

Und dann wäre da noch das eröffnende Biest „Reptile“, das genug Ideen und Wendungen besitzt, um einen eigenen Artikel zu füllen. Die orchestralen Arrangements von Randy Slaugh unterstreichen die bedrohliche Atmosphäre, aber finden auch in den härteren Abschnitten immer wieder einen Weg, sich in das Klangbild einzuweben. Eine Viertelstunde geht es im Stil der “Juggernaut”-Alben auf und ab: Mit viel Dynamik halten uns PERIPHERY bei der Stange, während sie dabei auch mal MESHUGGAH zitieren, nur um uns dann mit sanften Streichern aufzufangen.

Genrekonventionen kennen PERIPHERY nicht

Nie haben sich die fünf Musiker weiter von ihrem ursprünglichen Sound entfernt als mit „Periphery IV: HAIL STAN“. Die Experimentierfreudigkeit scheint keine Grenzen zu kennen, Genrekonventionen brechen PERIPHERY im Minutentakt auf, ohne ihren eigenen Stil zu verbiegen. Blickt man nach 64 Minuten noch einmal zurück, in welche Regionen uns die Platte musikalisch mitgenommen hat, erscheint ein 17-Minüter zum Auftakt plötzlich nicht mehr ganz so gewagt. Well played.

Veröffentlichungstermin: 05.04.2019

Spielzeit: 63:55

Line-Up:
Spencer Sotelo – vocals
Misha Mansoor – guitars, bass, programming
Jake Bowen – guitar, programming
Mark Holcomb – guitars
Matt Halpern – drums

Adam “Nolly” Getgood – bass (Gastmusiker)

Produziert von Adam “Nolly” Getgood

Label: 3DOT Recordings

Homepage: http://www.periphery.net/
Facebook: https://www.facebook.com/PeripheryBand/

PERIPHERY “Periphery IV: HAIL STAN” Tracklist

1. Reptile
2. Blood Eagle (Video bei YouTube)
3. CHVRCH BVRNER
4. Garden In The Bones (Audio bei YouTube)
5. It’s Only Smiles
6. Follow Your Ghost
7. Crush
8. Sentient Glow
9. Satellites

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