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NATE HALL: A Great River

Ein begabter Geschichtenerzähler, der von der Einsamkeit erzählt: Das erste Soloalbum des USX-Frontmannes glänzt mit Spontanität und biblischer Schwere.

Spontanität. Wie wunderbar ist sie, wie wenig lassen wir davon in unser Leben. Sollte wir nicht alle etwas spontaner sein und den großen Plan, von dem wir denken, er würde uns alle erfüllen, mal links liegen lassen? NATE HALL ist spontan, und heute will ich es auch sein, das Lernmaterial links liegen lassen und von A Great River erzählen. Der Chef von US CHRISTMAS setzt sich an einem Abend im März mit seinen Gitarren hin und nimmt sein erstes Soloalbum auf, am nächsten Abend wird es gemischt. Und das ist schon die ganze Geschichte. Hier ist sie, die Magie, die Seele, die Mystik. Die Berge von North Carolina, die Abgeschiedenheit, die Sehnsucht, das sind die Triebfedern von NATE HALL, der so unglaublich minimalistisch und präzise agiert, dass die Luft zum Zerreißen gespannt ist, und sich dennoch Platz schafft für Experimente und akustische Trips.

Er will sich nicht als Songwriter wie TOWNES VAN ZANDT klassifizieren lassen, dennoch covert Hall diesen. Er will sich nicht wie US CHRISTMAS  vor HAWKWIND verneigen, dennoch gibt es über der Akustikgitarre hier und da Gitarreneffekte, die sich ins Hirn brennen. Und schon gar nicht will er der geheimnisvolle Outlaw sein, dennoch gibt es unheimliche, betörende Momente. A Great River umfasst in seinen gerade Mal sechsunddreißig Minuten eine Menge, und selbst wenn sich die einzelnen Songs wie Kraut und Rüben zusammen setzen, alles wird von NATE HALLs Stimme und Gitarre zusammen gehalten. A Great River geht sofort wahnsinnig tief, The Earth In One Cell, das TOWNES VAN ZANDT-Cover Kathleen und das zurecht als roh betitelte, mit crunchigen Gitarren gewürzte Raw Chords sind Songs, die durch ihren Minimalismus eine unglaubliche Sogkraft entfalten. Night Theme passt zu traurigen, schwülen Sommerabenden, kurz vor dem Gewitter, When The Stars Begin To Fall ist ein Accapella-Stück, ein Traditional, das trotz dem schüchternen Gesang wie die pure Harmonie wirkt. Das Gegenteil davon ist das hypnotische Dark Star, das noch am ehesten an US CHRISTMAS erinnern lässt und den einzigen Moment bietet, der etwas kürzer hätte sein dürfen.

Neben seiner Gitarre greift NATE HALL zum Banjo und zum Theremin, sorgt für ein wenig mehr instrumentaler Tiefe, aber lässt alles so natürlich wie möglich, einfach ein paar Nuancen hier und da, die das Album lebendig wirken lassen. Somit ist es kein Wunder, dass A Great River, das mal ein wenig WOVENHAND, dann wieder HANK WILLIAMS erkennen lässt, für mehr als nur einen Durchlauf gemacht ist. Und hier sind wir bei der Spontanität: Gestern erhalten, heute muss ich nach sechsmaligem Hören darüber schreiben, es ist ein Zwang. So ein Zwang, wie NATE HALL ihn sicher hatte, als er seine besten Stücke schrieb, den hoffnungslos traurig gehauchten Titelsong und Chains, wobei letzterer so unglaublich schön ist, dass es Tränen in die Augen drückt.

Er ist ein begabter Geschichtenerzähler, der von der Einsamkeit erzählt, getragen von biblischer Schwere. Einer der begriffen hat, wo die Wurzeln liegen, und der sich von der ganzen Welt mit nur einer Gitarre in der Hand absondert. Ja, das ist Magie, und wie selten ist sie auf dieser Welt geworden. NATE HALL bezeichnet sich selbst als Anti-Hippie Hippie. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, muss man diese Traurigkeit, diese Hoffnung, diese Folklore, diese musikalisch wie textliche Intimität von umwerfender Schönheit einfach selbst spüren.

Veröffentlichungstermin: 11.05.2012

Spielzeit: 36:04 Min.

Line-Up:
Nate Hall – Words, vocals, guitars, slide, 12 string, banjo, mondo-guitar, MXR blue box, theremin
Travis Kammeyer – Keys on Chains & A Great River

Produziert von Nate Hall und Travis Kammeyer
Label: Neurot Recordings

Homepage: http://www.facebook.com/pages/Nate-Hall

Tracklist:
1. The Earth In One Cell
2. Dark Star
3. Kathleen (TOWNES VON ZANDT-Cover)
4. Night Theme
5. Chains
6. To Wake And Dream
7. Raw Chords
8. Electric Night Theme
9. When The Stars Begin To Fall (Traditional)
10. A Great River

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