blank

MORGUL: The Horror Grandeur

Zu selten fesseln die Songs, die durch ständiges Wechseln von Horrorsoundtrackpassagen, Blastbeats, monotonem Klavierspiel und unzähligen Gesangsvariationen (Geschrei, normaler Gesang, Gewimmer, King Diamond-like oder verzerrt) überladen scheinen.

Mit ihrer dritten Veröffentlichung offenbaren MORGUL eine musikalische Entwicklung, die zwar gelegentlich noch keyboardschwangere Black-Metal-Passagen enthält, aber im gleichen Maße mit prägnantem Einsatz einer Violine oder elektronischen Spielereien aufwarten kann.

Der Opener und gleichzeitige Titelsong ist mit allerlei vokalen Eskapaden gespickt und erinnert sehr stark an “La Masquerade Infernale” von ARCTURUS. Die schleppende Einleitung ist mit nostalgischem Plattenknistern versehen und zitternde Soli der Violine begleiten den gebrechlich wirkenden Sänger, bis die Szenerie unerwartet in symphonische Raserei ausartet. Unverzüglich wechseln Geschrei mit normalem Gesang und die Raserei mit tänzerischem 3/4 Takt, der allerdings eher groteske statt wienerische Züge trägt.

MORGUL suchen fast schon krampfhaft nach Abwechslung

Unbedingt erwähnenswert ist die exzellente Produktion, mit der “The Horror Grandeur” ausgestattet ist. Den metallischen Anschluss findet “Ragged Little Dolls”, der ordentlich losgeht und mit versetzten Keys zu gefallen weiß, bis das Stück ein Tango-Break (!) erfährt. Monotone Pianoklänge eröffnen “The Murdering Mind” und diesmal wartet der Zirkus mit spieluhrartigen Melodien, Drumloop und der (gewollt?) schlecht gespielten Violine auf. “A Third Face” lässt kurzzeitig den Drumcomputer warmlaufen, wandelt nach kurzem Klavierintermezzo in doomigen Gefilden. Gesanglich bietet der Track ebenfalls ein breites Spektrum und die Violine hat ausnahmsweise Pause.

In bester Metalmanier kommt “Elegantly Decayed” und hat ein Industrialbreak implantiert bekommen. Er ist zwar der heftigste Song auf “The Horror Grandeur”, doch wirkt er stumpf und gezwungen brachial. Langsam entpuppt sich “Cassandra’s Nightmare” als solches und steigert sich zum metallischen Alptraum. Mal elektronisch, mal metallisch umschwebt “The Ghost” den Hörer und ist erneut ein fatales Beispiel für die krampfhafte Sucht von Jack D Ripper nach Abwechslung. Zu selten fesseln die Songs, die durch ständiges Wechseln von Horrorsoundtrackpassagen, Blastbeats, monotonem Klavierspiel und unzähligen Gesangsvariationen (Geschrei, normaler Gesang, Gewimmer, KING DIAMOND-like oder verzerrt) überladen scheinen.

MORGUL “The Horror Grandeur” Tracklist

The Horror Grandeur
Ragged Little Dolls
The Murdering Mind
A Third Face
Elegantly Decayed
Cassandra’s Nightmare
The Ghost

Line-Up: Jack D Ripper (all instruments)

Label: Century Media

VÖ: 24.01.00

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner