Genau einen Monat nach der Veröffentlichung des Debütalbums von BLACK SABBATH, also am Freitag, den 13. März 1970, stürmt eine Horde Menschen den Highgate Cemetery in London und pfählt einige Tote, die in ihren Gräbern liegen, weil zwei rivalisierende Vampirjäger in den Medien großen Wirbel veranstalteten. Ist diese Geschichte wirklich so passiert, oder hat der Autor sie frei erfunden (wie Jonathan Frakes es so schön ausdrücken würde)? Es lohnt jedenfalls in den Weiten des Internets danach zu stöbern, und zu sehen, was eine Mischung aus Massenhysterie, Okkultismushype und eine Gesellschaft zwischen Edward Heath und Psychedelika so alles anrichten kann. Aber Mr. Frakes, eine Frage haben wir noch, hat das Böse überlebt?
Zwischen tanzbar, orchestral und grimmig loten LIGHT OF THE MORNING STAR nicht nur ihren Stil aus, „Wings In The Night Sky“ erweitert diesen subtil.
Für LIGHT OF THE MORNING STAR scheint die Antwort klar zu sein, sie sehen im heimatlichen, nebelverhangenen britischen Himmel die „Wings In The Night Sky“ und triggern mit vier Songs in weniger als 20 Minuten den vampirischen Blutdurst. Dabei gehen die arkanen Londoner den Weg weiter, den es mit dem vor drei Jahren erschienenen „Charnel Noir“ betrat: Düsterer als der Gothic Metal-Standard à la TIAMAT und MOONSPELL in den Neunzigern, mit hin und wieder eingestreuten Tremolo-Riffs des Black Metal und der kriechenden Schwärze des Dooms, sind LIGHT OF THE MORNING STAR aber ganz deutlich im Schatten des Genres zu verorten.
Und so schraubt das Duo auf „Wings In The Night Sky“ eher subtil am eigenen Stil: Schon der Opener „Night Falls“ mutet anfangs wie ein eher unauffälliger Hit im Fledermausgewand an mit düsteren Riffs, treibenden Rhythmen, dramatischem Piano und beschwörend-dunklem Gesang – der orchestrale Pomp on top würzt den Song aber zusätzlich. „Burial Chamber Cold“ ist etwas reduzierter, auch in Sachen Geschwindigkeit und damit düsterer, grimmiger, aber noch immer sexy. „Phantomlights“ als Antithese dazu ist trotz all seiner vampirischen Boshaftigkeit beinahe tanzbar und äußerst catchy. Ganz anders ist das düstere, schleppende und sehr atmosphärische „Aura“, bei dem LIGHT OF THE MORNING STAR sich Zutaten aus Symphonic Black Metal und Doom Metal herauspicken, um ein episches Finale zu gestalten.
„Wings In The Night Sky“ ist kurz wie kurzweilig und zeigt, dass LIGHT OF THE MORNING STAR ein Talent für ausgewogenes Songwriting besitzen.
Schade, dass LIGHT OF THE MORNING STAR drei Jahre nach „Charnel Noir“ nur eine EP mit vier Songs bieten – für einen ausgedehnten Spaziergang über den Highgate Cemetery ist das zu kurz. Trotzdem, mit „Wings In The Night Sky“ gelingt der nokturnen Band das Kunststück gleichermaßen abwechslungsreich und experimentell zu sein und damit den eigenen Stil weiterzuentwickeln, ohne die Trademarks zu vernachlässigen, die das Genre, beziehungsweise ihren eigenen Sound auszeichnet. „Wings In The Night Sky“ ist somit kurz wie kurzweilig, macht auf makabre Spaß und zeigt vielleicht genau deswegen LIGHT OF THE MORNING STAR in der bisher besten Form ihrer Karriere.
VÖ: 4. Oktober 2024
Spielzeit: 17:44
Line-Up:
O-A
JSM
Label: Debemur Morti Productions
LIGHT OF THE MORNING STAR „Wings In The Night Sky“ Tracklist
1. Night Falls
2. Burial Chamber Cold (Official Audio bei Youtube)
3. Phantomlights
4. Aura
LIGHT OF THE MORNING STAR „Wings In The Night Sky“ Full EP Stream bei Youtube
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