KADAVRIK: N.O.A.H.

Ein melodisches Untergangsszenario stilvoll in Szene gesetzt, jedoch mit Abzügen in der B-Note.

Wie man auch in der heutigen Zeit zum viel bedachten und mittlerweile etwas leidlichen Thema des Klimawandels stehen mag – er wird unabdingbar kommen, glaubt man dem Großteil der wissenschaftlichen Fachwelt. Über die Folgen für den Planeten Erde hängt jedoch noch der Mantel von Unschlüssigkeit, da der Mensch bekanntlich nur im Stande ist, sich anhand von Prognosen verschiedene Zukunftsbilder auszumalen. Nicht aber im Hause von KADAVRIK– hier herrscht bereits eine genaue Vision, welche Auswirkungen die zunehmende Verpestung der Luft und Ausbeutung der Natur mit sich bringen wird. Und dieses Szenario ist (Wer hätte es gedacht?) natürlich alles andere als rosig – um genauer zu sein, liegt Mutter Erde im Sterben und die letzten Überlebenden sehen sich gezwungen ihr Heil auf anderen Planeten zu suchen. Bezeichnenderweise wurde der Titel N.O.A.H gewählt in Anlehnung an eine populäre Story aus dem Dauerbestseller Bibel.

Doch die neueste Veröffentlichung der Wesler ist bei weitem kein reinrassiges Konzeptalbum, wie man anfangs vermuten könnte. In Wirklichkeit wurde bei dem Stück Musik eine lyrische Teilung durchgeführt. Die ersten sieben und somit der Großteil der Songs werden in englischer Sprache dargeboten und besitzen keinen direkten inhaltlichen Bezug untereinander. So startet das Album mit Legacy und einer ordentlichen Portion Härte. Schon nach ein paar Sekunden schaltet der Drummer in den Blastbeat-Modus, der im Verlauf des Albums leider etwas zu kurz kommt und mit der Position des Außenseiters Vorlieb nehmen muss. Doch die Stärke von KADAVRIK liegt ohne hin nicht in der Brutalität, sondern eher im melodischen Klangspektrum. Die dafür verantwortlichen Hauptverursacher sind schnell in den Göteburg-Gitarren inklusive der  unterstützenden Keyboarduntermalung gefunden, sodass sich die Musik des Quintetts am ehesten als Melodic Death Metal mit symphonischen Einschlag beschreiben lässt. Wer jetzt einen kraftlosen COB-Klon oder ähnliches erwartet, liegt jedoch glücklicherweise falsch, denn KADAVRIK vergessen nie woher das Death aus Melodic Death Metal stammt und verhindern somit umsichtig das Abrutschen in kitschige Soundgefilde.

Weiterhin leidet die Band auch nicht an Ideenarmut und baut ab und zu hörenswerte Experimente in die Songs ein. An Abwechslung leidet zum Beispiel, das aus der Masse herausstechende High Rollin´ bei weiten nicht. Beginnend mit einem epischen Synthieteppich und einem elektronischen Schlagzeug (WINDIRs Likferd lässt grüßen) wandelt sich der Song in einem Bruchteil von Sekunde zu einer bestialische Raserei mit catchy Leadriffing nur um im nächsten Augenblick mit vertrackten Breakdowns um die Ecke zu kommen. Neben der Gitarrenfraktion macht besonders der Fronter eine gute Figur und wartet mit einigen stimmigen Überraschungen auf. Besonders der Wechsel von Screams, Growls und dem abschließende Cleangesang wirkt sehr überzeugend und verpasst dem Outro des Songs eine gehörige Portion Erhabenheit. Doch KADAVRIK gelingt auch nicht alles, was sie anfassen und so haben sich auch ein paar schwächere Nummern wie Between Ectasy und Lethargy oder Let my Blood boil tonight eingeschlichen, die einfach keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.  

Die letzten vier Tracks sind für den Konzeptteil reserviert. Augenscheinliche Neuerung ist hier die Umstellung der Texte auf die deutsche Sprache, die ohne größere Peinlichkeiten gelingt und den Hörer versucht die Dringlichkeit des Themas somit näher zubringen. Doch auch tiefer gestimmte Gitarren kommen zum Einsatz um dem doomig anmutende Intro Rußgeschwärzt den letzten Feinschliff zu verpassen. Richtig startet die Mini-Saga nämlich mit Von Zerstörung und Neuanfang, einem Titel, der erneut einiges an Ohrwurmpotential entfaltet und mit tollem Songwriting aufwartet. Doch ausgerechnet der folgende lyrische Aufbruch Die Flut sind wir stellt sich dann als schwächste Puzzlestück im Mosaik dar und verspielt somit einiges der zuvor aufgebauten dunklen Atmosphäre, die erst schlussendlich bei Trägodie erneut erreicht wird.

Im Prinzip machen KADAVRIK einiges richtig. Die Band kreiert ihren eigenen melodischen Stil ohne dabei die Härte zu vernachlässigen, bietet einiges an Abwechslung in den Stücken und verpackt das ganze in ein amtliches Soundgewand. Abzüge in der B-Note muss ich dennoch für einige Songs verteilen, die das gute Niveau nicht durchgängig hoch halten können. Außerdem irritiert die Anordnung der Lieder, da ich nicht wirklich das Gefühl habe ein geschlossenes Gesamtwerk zu hören, sondern durch den Konzeptteil eher zwei unterschiedliche EPs. Beim nächsten Mal bitte mehr Konsequenz und sich auf eine Art des Aufbaus festlegen!

 

Veröffentlichungstermin: 20.01.2012

Spielzeit: 48:20 Min.

Line-Up:

Niklas Preach – Guitars, Vocals

Oliver Rude – Bass, Backing Vocals

Chris Boss – Guitars

Hateful Han of Hate – Keys

Frank the Tank – Drums

Label: Sonic Attack

Homepage: http://kadavrik.com/

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/kadavrik

Tracklist:
01. Legacy
02. Adiposit Obstipation
03. Dream And Vision
04. High Rollin´
05. Between Ecstasy And Lathargy
06. Marae
07. Let My Blood Boil Tonight
08. Rußgeschwärzt
09. Von Zerstörung Und Neuanfang
10. Die Flut Sind Wir
11. Tragödie

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner