Du bist riesengroßer BEHEMOTH-Fan und kannst ein neues Lebenszeichen im Form einer CD von Nergal und Co kaum erwarten? Außerdem benötigst du das Geknüppel von NILE oder ORIGIN um dein inneres Gleichgewicht zu finden und einmal richtig vom Alltagsstress abzuschalten? Dann willst du, nein, musst du dir die neue Scheibe Sedition von den Römern HOUR OF PENANCEin dein Regal stellen! Es erwartet dich: Eine halbstündige Brutal-Death-Orgie vom Feinsten, die keinen Stein auf dem anderen lässt, die durch ihre perfekte Instrumtbeherrschung für offen stehende Kinnladen sorgt, der aber dennoch ein Portion Eigenständigkeit fehlt.
Doch bevor wir werten wollen, zurück zum Anfang. Dieser beginnt zunächst mit Engelsunschuld, einer Art Mönchsgesang und nur am Rande wahrnehmbaren Geräuschen, die sich einer wirklichen Zuordnung entziehen. Wer jetzt den Fehler begeht und aufgrund der gemäßigten Lautstärke den Volumen-Poti in Richtung Maximum bewegt, entgeht beim Skip zu Enlightened Submission nur knapp einem Gehörsturz, denn es wird augenblicklich in die Vollen gegangen und das erste Brett serviert. Doch was vernehmen meine Ohren da? Wüsste ich nicht, um welche Band es sich hierbei handelt, könnte man tatsächlich vermuten, dass BEHEMOTH kurz bei den Aufnahmesessions zum Nachfolger von Paradogma vorbei schauten um ein paar Songs einzuprügeln. Denn eine Menge, wenn auch nicht alles erinnert frappierend an die Osteuropäischen Vorbilder zu Demigod oder The Apostasy-Zeiten – beginnend beim meist mehrstimmigen Gesang in ähnlichen Tonlagen, fortführend zu den leicht orientalischen Leadstellen bis hin zum von Inferno-inspirierten Schlagzeugspiel lassen fast alle Instrumente mal mehr, mal weniger Parallelen zu. Einzig der druckvolle Soundmix unterscheidet sich unwesentlich, da hier etwas mehr Fokus auf der technisch beeindruckenden Performance des Drummers liegt als bei … ihr wisst schon wem.
Aber seien wir mal ehrlich, BEHEMOTH haben nicht von ungefähr einen ikonenhaften Status inne und würden sich nicht umsonst bei nahezu jedem Festival-Line-Up an vorderster Stelle befinden, wenn der von ihnen kreierte und etablierte Stil bei den Leuten nicht ankommen würde. Warum also Altbewährtes (und vermeintlich Perfektes) auf Krampf versuchen zu ändern, wenn das Ergebnis, einmal abgesehen von mangelnder Innovation, so überzeugend umgesetzt wird wie in den Songs Canibal Gods oder Ascension? Diese Prachtexemplare erhöhen den Puls eines jedes Death-Metallers zwangsläufig, denn HOUR OF PENANCE gelingt es, im Gegensatz zu einem Großteil der Brutal-Death-Bands, tatsächlich so etwas wie einprägsame Melodien in ihrer Raserei zu verbauen. Ein Merkmal, was in einer oft von bloßer Technik beherrschten Musikrichtung meist zu kurz kommt und der Band damit umso höher anzurechnen ist.
Eine wahrlich beeindruckender, wenn auch ein recht kurzer, Output ist den Italienern mit ihrem neuesten Streich gelungen. Wie bereits angesprochen haben HOUR OF PENANCE ihre Hausaufgaben in Sachen Produktion, Songwriting und Geschwindigkeitskontrolle mehr als zufrieden stellend gemacht. Das dabei des öfteren etwas zu offensichtlich beim Nachbar abgeschrieben wurde, lässt sich aufgrund der durchgehend hohen Qualitätsdichte der Titel jedoch verkraften. Freunde von innovativen Metal sind hier jedoch ebenfalls an der falschen Adresse und finden sich an den Türen von BEYOND CREATION oder OBSCURA sicherlich besser aufgehoben. Wer damit kein Problem hat, darf zu greifen und sich davon überzeugen, dass FLESHGOD APOCALYPSE bei Weitem nicht die einzige hörenswerte Band aus dem Land der Pizza und Pasta ist, die dem Extremen frönt.
Veröffentlichungstermin: 06.04.2012
Spielzeit: 32:33 Min.
Line-Up:
Silvano Leone – Bass
Giulio Moschini – Lead Guitar
Simone Piras – Drums
Paolo Pieri – Vocals, Guitar
Produziert von Stefano Morabito
Label: Prosthetic Records
Homepage: http://www.hourofpenance.net
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/hourofpenance
Tracklist:
01. Transubstantiatio
02. Enlightened Submission
03. Decimate The Ancestry Of The Only God
04. Fall Of The Servants
05. Ascension
06. The Cannibal Gods
07. Sedition Through Scorn
08. Deprave To Redeem
09. Blind Obedience