BACKYARD BABIES: People like People like People like us

Erwachsene Rockmusik? Kann es das geben?

Mittlerweile gehe ich ja sehr misstrauisch an die Platten ehemaliger Rotzrock-Helden heran. Das KISS-Virus hat leider zu deutliche Spuren hinterlassen, den meisten Bands den Rotz aus der Nase entfernt und nur ein paar, nicht mehr ganz so garstige, dafür umso sleazigere Nasenhaare stehen lassen. Vor allem schwedische Bands scheinen dem Einfluss der bemalten Businessmen offenbar schutzlos ausgeliefert. Ich persönlich kann KISS nicht das Geringste abgewinnen und stehe der Entwicklung verwundert gegenüber. Wo ist denn der Punk geblieben, der diese Musik doch eigentlich so interessant machte und vom Ami-Hardrock-Einerlei abgehoben hatte? Naja, was soll´s…

Auch bei den BACKYARD BABIES ist diese Entwicklung nicht ganz von der Hand zu weisen. Punk findet auf People like People like People like us so gut wie gar nicht mehr statt. Trotzdem bleiben langweilige Lieder wie Cockblocker Blues, mit amerikanischer 80er-Zähigkeit die Ausnahme. Dregen und Konsorten besinnen sich auf ihre Stärken, die schon das Masterpiece Total 13 unschlagbar gemacht haben: ein paar gute Riffs, eine tödliche Hookline und Akkorde, Akkorde, Akkorde. Elektrifiziertes Lagerfeuergeschrammel mit immer noch anständigem Biss. Die Wildheit und die Feedbacks früherer Tage sind etwas gewichen, das man eigentlich Klasse nennen müsste, denn die Platte strahlt die positive Souveränität einer Band aus, die sich gefunden hat, die genau weiß, was sie will und was sie kann. Und das ist schon verdammt viel. Die BACKYARD BABIES plazieren sich irgendwo zwischen GUNS N ROSES (Roads) und neueren SOCIAL DISTORTION (You cannot win) und sind dort sehr gut aufgehoben.

Dass dabei einige wirklich sehr gute Lieder am Start sind, versteht sich von selbst. Man nehme nur Dysfunctional Professional, I got Spades oder Heroes & Heroines. Die Babies können einfach aus dem Stand diese süßlich dekadente Atmosphäre erschaffen, die man kennt, wenn man wieder viel zu lange in der Kneipe war und zuschaut, wie die Stühle hochgestellt werden, die Energie aber immer noch in den Knochen steckt und man eigentlich für immer weiter machen möchte. Things to do before we die eben.

Diese Platte löst bei mir zwar keine Euphorie aus, aber eine verdammt tiefe Zufriedenheit. Wenn es so etwas wie perfekte, zeitlose und erwachsene Rockmusik gibt, finden wir es hier.

Veröffentlichungstermin: 24.04.2006.

Spielzeit: 38.43 Min.

Line-Up:
Nicke Borg – Lead Vocals/Guitar

Dregen – Lead Guitar/Vocals

Johan Blomquist – bass

Peder Carlsson – Drums

Produziert von Nicke Andersson
Label: Century Media

Homepage: http://www.backyardbabies.com/

Tracklist:
1. People like People like People like us

2. Cockblocker Blues

3. Dysfunctional Professional

4. We go a long Way back

5. Roads

6. Blitzkrieg Loveshock

7. The Mess Age (How could I be so wrong)

8. I got Spades

9. Hold ´em down

10.Heroes & Heroines

11.You cannot win

12.Things to do before we die

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