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ALESTORM: Seventh Rum Of A Seventh Rum

Bei ALESTORM ist nach wie vor alles erlaubt: Party-Hits, Folk-Metal-Hymnen, Quietscheentchen, episches Storytelling und natürlich platte Gags. Und trotzdem wirkt all das auf dem siebten Album etwas frischer als zuletzt, weil sich die Band auf alte Stärken rückbesinnt.

Wundern würde es uns nicht, wenn ALESTORM-Mastermind Christopher Bowes sein Pirate-Metal-Projekt einzig und allein aus dem Grund ins Leben gerufen und anschließend sechs Alben aufgenommen hat, um uns diesen platten wie kongenialen Gag vor den Latz zu knallen. „Seventh Rum of A Seventh Rum“ ist dabei glücklicherweise mehr als nur IRON MAIDEN-Referenz und 5,-€ für die Wortspielkiste: Es ist auch eine Rückkehr zu den ursprünglichen Stärken der Band – weniger abgehalfterter Klamauk und mehr klassisches Storytelling unter schwarzer Flagge.

Ein richtiges Epos wie etwa „1741 (The Battle Of Cartagena)“ oder „Death Throes of the Terrorsquid” haben ALESTORM diesmal zwar nicht im Gepäck, dafür aber eine gute Balance aus Folk-Metal-Bombast, Seeräuber-Hymnen und – natürlich – Party-Spaß. Letzterer ist nach dem etwas erzwungenen „Curse Of The Crystal Coconut“ (2020) auch tatsächlich wieder zu spüren, wenn das Quintett im aufgedrehten „Come To Brazil“ zu Marimba-Klängen die unermüdlichen Forderungen südamerikanischer Fans auf Social-Media-Plattformen zumindest in akustischer Form wahr werden lässt. Das adäquat betitelte „P.A.R.T.Y.“ wiederum ist dank seiner simplen wie unglaublich eingängigen Hook-Melodie der nächste garantierte Hit in künftigen Live-Sets.

Auf “Seventh Rum Of A Seventh Rum” wirken ALESTORM frischer als zuletzt

Keine Frage, „Seventh Rum Of A Seventh Rum” zeigt ALESTORM so unbeschwert und auf ihre eigene Art und Weise frisch wie lange nicht mehr. Erinnern die triumphalen Fanfaren in „Magellan’s Expedition“ noch an TURISAS, versucht sich „Bite The Hook Hand That Feeds“ später gar an verspieltem Gitarren-Gefiedel im besten ENSIFERUM-Stil, bevor das mehrsprachig vorgetragene „Wodden Leg (Part III)“ dank Drehleier und Akkordeon in gemütlicher Kneipen-Atmosphäre zum Schunkeln einlädt.

Dass bei all der Abwechslung nicht jeder Schuss ins Schwarze trifft, scheint derweil einkalkuliert. So enttäuscht der recht einfallslose Refrain von „The Battle Of Cape Fear River“, als hätten der Promillepegel der vergangenen Jahre auch die grauen Zellen etwas in Mitleidenschaft gezogen: „I’m a fucking pirate. Blackbeard is my name and piracy is my game.“ – Dagegen wirkt “Wolves Of The Sea” plötzlich wie hohe Lyrik. Überbewerten wollen wir das natürlich nicht, denn der Anspruch ALESTORMs liegt zweifelsohne anderswo: Der catchy Singalong „Under Blackened Banners“ zielt auf ein buntgemischtes Live-Publikum, das zu modernen Synthesizer genauso gerne tanzt wie zur folkigen Violine, eingespielt von SUBWAY TO SALLY-Geigerin Ally Storch.

Bei ALESTORM ist nach wie vor alles erlaubt

Doch ganz gleich, wie man es nun nennen will, Zugeständnisse an ihre Fangemeinde müssen ALESTORM ohnehin nicht machen, schließlich ist bei den Schotten seit jeher alles erlaubt: Party-Hits, Folk-Metal-Hymnen, Quietscheentchen, episches Storytelling und natürlich platte Gags. Im Idealfall – wenn all das auf einem Album zusammenkommt – sind ALESTORM in ihrem Genre eine Klasse für sich.

Es mag sein, dass die fünf Musiker diesen Cocktail in der Vergangenheit bereits ein kleines bisschen stärker angemischt haben. Doch selbst wenn sämtliches Material – ungeachtet der Qualität – bis zu diesem Zeitpunkt einzig der Hinführung zu diesem einen flachen Gag dienen sollte, hätte sich der lange Atem Bowes‘ bezahlt gemacht: „Seventh Rum Of A Seventh Rum“ ist exakt die Pointe, mit der man die eigene Zuhörerschaft auch nach rund anderthalb Dekaden noch zum Schmunzeln bringen kann.

Veröffentlichungstermin: 24.6.2022

Spielzeit: 42:58

Line-Up

Christopher Bowes – vocals, keytar
Gareth Murdock – bass
Mate Bodor – guitar
Peter Alcorn – drums
Elliot Vernon – keyboard

Produziert von Lasse Lammert

Label: Napalm Records

Homepage: https://alestorm.net/
Facebook: https://www.facebook.com/alestormband/

ALESTORM “Seventh Rum Of A Seventh Rum” Tracklist

1. Magellan’s Expedition (Video bei YouTube)
2. The Battle of Cape Fear River (Video bei YouTube)
3. Cannonball
4. P.A.R.T.Y. (Video bei YouTube)
5. Under Blackened Banners
6. Magyarország
7. Seventh Rum of a Seventh Rum (Video bei YouTube)
8. Bite the Hook Hand that Feeds
9. Return to Tortuga
10. Come to Brazil
11. Wooden Leg (Part III)

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