PINK FLOYD: Atom Heart Mother [Vinyl][Re-Release]

"Atom Heart Mother" sollte sicher in jeder PINK FLOYD-Sammlung stehen, ist aber ebenso sicher nicht das absolute Highlight wie einige andere Alben der Band.

Atom Heart Mother hab ich irgendwie in Erinnerung als die PINK FLOYD-Platte, die jeder hatte, aber keiner oft gehört hat. Vor ziemlich genau 46 Jahren veröffentlicht, damals auch Wegweisend in Quadrophonie aufgenommen, das kaum wer abspielen konnte, war es wohl Pflicht, nach dem fantastischen Doppelalbum Ummagumma ein Jahr später eben auch Atom Heart Mother im LP-Schrank zu haben. Das kann man nun endlich neu erleben, wie bereits die ersten Alben gibt es nun auch dieses wieder als Re-Release im Sound der 2011er Neuauflagen auf CD. Keine Frage, diese Klassiker fühlen sich als Vinyl einfach echter an.

In erster Linie steht das Album für den überlangen Titelsong, der die komplette erste Plattenseite einnimmt. Bereits Anfang 1970 als The Amazing Pudding live uraufgeführt, wurde es mit Hilfe von Soundtüftler Ron Geesin orchestriert. Geesin hatte vorher bereits mit Basser Roger Waters an einem Soundtrack gearbeitet. Und wie der Titelgebende Atombetriebene Herzschrittmacher wirkt auch diese Suite recht schräg. Der Auftakt klingt irgendwie wie abschließendes Getröte einer schlecht gelaufenen Wildschweinjagd. Ein davonblubberndes Motorrad knattert durch schwere Melodien mit reichlich Bläsergetöse, wenn es ruhig und psychedelisch wird mit echtem Chor treibt es einen doch mal davon. Wenn die Suite zur Mitte hin dezent Fahrt aufnimmt mit diesem fesselnden Groove, den wir viele Jahre später immer wieder hören sollten, fragt man sich schon mal, wann es denn nun weiter geht. Wenn dies dann passiert mit schrägem Synthie-und Sample-Krach, freut man sich fast wieder über die Schlusspassagen, die am musikalischen Grundthema der ersten Teile ansetzen. Natürlich ein interessantes Gesamtwerk, aber eher etwas verfahren und nicht so magisch wie die späteren Mammutwerke der Band.

Auf der zweiten Seite geht es dann durchaus entspannender zu. Waters Folk-Ballade If lädt ein wenig zum Träumen ein, der kritische Hippie-Song Sommer ´68 von Tastenmann Wright zum Nachdenken über das freie Sexuelle Leben als Rockmusiker jener Tage mit BEACH BOYS-Anleihen im Gesang. GILMOUR´s ebenfalls recht ruhige Fat Old Sun mit viel Raum für die Gitarre lässt dezent den Sound durchschimmern, von dem die Band später weitaus mehr präsentieren wird. Dazu gibt es mit dem 13-Minütigen Instrumental Alan´s Psychedelic Breakfast noch eine schräge, ebenfalls eher ruhige psychedelische Reise zu Ehren des Bandroadies Alan Stiles. Integriert Samples aus dessen Arbeit, das Geräusch vom Abreißen von Gaffa-Tape erkennt jeder Musiker sofort. Händewaschen beendet diese Scheibe, meine Uralt-LP hat noch eine Endlosspur mit einem tropfenden Wasserhahn. Auf dieses Gimmick wurde hier verzichtet. Auch auf neue optische Spielchen wie ein Booklet oder so wurde verzichtet, die Neuauflage entspricht dem Original und bietet halt Kühe, was damals ja werbungsmäßig mächtig schräg verarbeitet wurde. Der Sound hingegen kommt merklich voller und dynamischer, klingt aber zumindest hier auf Vinyl immer noch herrlich echt. Schön auch, dass die LP mit Innenhülle kommt, um die 180g-Platte zu schützen. Bei entsprechenden Re-Releases auf CD find ich es immer grausam, die Scheiben in den rauen Digi-Packs raus- und reinzufummeln und die Klassiker mit Kratzern zu quälen.

Atom Heart Mother sollte sicher in jeder PINK FLOYD-Sammlung stehen, ist aber ebenso sicher nicht das absolute Highlight wie einige andere Alben der Band. Der Titeltrack lässt einige Fragen offen und kann nicht so sehr fesseln wie die später folgenden Megasongs. Das fangen auch die verbleibenden echten Songs nicht auf. Trotzdem bleibt es natürlich ein interessantes Album, ohne die eine PINK FLOYD-Sammlung eben nicht rund ist.

Veröffentlichungstermin: 23.09.2016

Spielzeit: 52:44 Min.

Line-Up:
David Gilmour – Gitarre, Gesang
Roger Waters – Bass, Gesang
Richard Wright – Orgel, Piano, Melotron, Gesang
Nick Mason – Schlagzeug, Percussion

Label: Pink Floyd Records / Warner Music

Homepage: http://www.pinkfloyd.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/pinkfloyd

Tracklist:
1. Atom Heart Mother
– Father´s Shout
– Breast Milky
– Mother Fore
– Funky Dung
– Mind Your Throats Please
– Remergence
2. If
3. Summer ´68
4. Fat Old Sun
5. Alan´s Psychedelic Breakfast
– Rise And Shine
– Sunny Side Up
– Morning Glory

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