Unleash The Archers live in München 2025

UNLEASH THE ARCHERS, STRIKER, SEVEN KINGDOMS: Konzertbericht – Backstage Halle, München – 21.02.2025

UNLEASH THE ARCHERS haben nach Pandemie und Babypause einiges nachzuholen. Gelegenheit dazu bietet das ausverkaufte Backstage München, wo die Kanadier nicht nur ihr aktuelles Werk „Phantoma“ präsentieren, sondern auch einen kleinen Einblick in die damals abgesagte „Abyss“-Tournee gewähren.

Wo Licht ist, folgt auch Schatten. Warum mehr als sieben Jahre seit der letzten Europatour ins Land gezogen sind, hat vor allem zwei Gründe: die Pandemie natürlich und – ungleich erfreulicher – der Nachwuchs in den eigenen Reihen. Dass UNLEASH THE ARCHERS mit neuem Album im Gepäck also einiges nachzuholen haben, erklärt sich von selbst, obgleich den Kanadiern weiterhin gewisse Widrigkeiten zu schaffen machen.

Die eingangs erwähnte Weisheit bewahrheitet sich wohl auch im Jahr 2025, wo sich die Power-Metal-Band über ausverkaufte Hallen freuen darf und gleichzeitig lieber den Kopf zwar nicht in den Sand, doch ganz tief in den Kissen vergraben möchte. Denn für die krankheitsgeplagte Sängerin Brittney Slayes war der bisherige Tourtrott eher ein Kampf, wie sie auf den sozialen Kanälen offenbarte.

Immerhin passt das Klima auf der Straße: Mit STRIKER und SEVEN KINGDOMS verbindet UNLEASH THE ARCHERS eine langjährige Freundschaft, was nicht nur den Tour-Alltag angenehmer gestaltet, sondern auch heute Abend im Backstage München zum prägenden Faktor wird.


SEVEN KINGDOMS

Seven Kingdoms live in München 2025

Bevor sich die Musiker:innen aber gegenseitig beim Umbau unter die Arme greifen, ruft erstmal die Bühne nach SEVEN KINGDOMS. Ohne Intro oder sonstigen Spannungsaufbau legen die US-Amerikaner los, so dass uns der Auftakt unvermittelt, aber mit viel Wucht in die Magengrube tritt. Power hat das Quartett in jedem Fall, insbesondere weil Sängerin Sabrina Valentine durchaus kraftvoll und ausdrucksstark ins Mikro röhrt.

Die gutgelaunte Fronterin behauptet sich spielend gegen das Duo Byrd/Cruz an den Gitarren, das seinerseits mal wuchtig, mal betont melodisch zu Werke geht. Die Fäuste reckt man im Backstage dazu genregemäß fast pausenlos – mit Power Metal kann man am heutigen Tag ja ohnehin leicht punkten.

Spielfreude und Bodenständigkeit zeichnen SEVEN KINGDOMS aus

Seven Kingdoms live in München 2025

Da noch dazu die Spielfreude der Band überaus ansteckend wirkt und eingängige Tracks wie „The Square“ ein gemütliches Stillstehen fast schon verbieten, saust das Set geradezu an uns vorbei. Das Bremspedal betätigen SEVEN KINGDOMS tatsächlich nur einmal im nachdenklichen „Valonqar“, wo sich Sabrina Valentine im Schein der Handylichter selbst die güldene Krone aufsetzt.

An selbige klammern will sich die Sängerin derweil nicht – nach kurzweiligen 40 Minuten dankt Valentine gemeinsam mit ihrer Formation freiwillig ab, um den nachfolgenden STRIKER ein gut aufgewärmtes Publikum zu hinterlassen, das heute zu allem bereit scheint.

SEVEN KINGDOMS – ca. 40 Min.

1. Diamond Handed
2. A Silent Remedy
3. The Square
4. Through These Waves
5. Valonqar
6. Wilted Pieces
7. Magic In The Mist
8. The Serpent And The Lotus
9. In The Walls
10. North Star Of Nija
11. From The Inside
12. While We Serve
13. Vultures Of North

Fotogalerie: SEVEN KINGDOMS


STRIKER

Striker live in München 2025

Däumchen drehen ist im Anschluss mit STRIKER ohnehin nicht: Auch wenn das schlichte Backdrop in schwarz-weiß möglicherweise anderes suggeriert, erlebt die Backstage Halle in der folgenden Dreiviertelstunde eine regelrechte Farbexplosion. Nicht nur musikalisch geht es laut und kauzig zur Sache, auch modisch könnte man die Kanadier problemlos zwischen 80s- und Bad-Taste-Party verorten. Die kunterbunten Outfits samt stilechter Sonnenbrillen unterstreichen den Anspruch STRIKERs, die ausverkaufte Location in einen Hexenkessel zu verwandeln.

„BEST of the BEST of the BEST” lässt schon dem Titel nach wenig Raum für Fehlinterpretationen: Wer feiern will, ist mit dem quirligen Quintett bestens aufgehoben, zumal die aufrüttelnden Arrangements in „Born To Lose“ durch schöne Leadgitarren und Soli aufgelockert werden, während Sänger Dan Cleary hier und in „Ready For Anything“ auch stimmlich Eindruck hinterlässt.

Nicht einmal das Drumset ist vor STRIKER-Sänger Dan Cleary sicher

Striker live in München 2025

Im Vordergrund allerdings steht zumeist der Spaß an der Freude, was nicht nur dem Dauergrinsen in Tour-Drummer Cory Hofings Gesicht abzulesen ist, sondern sich auch im allgemein losgelösten Stageacting spiegelt. Gitarrist John Simon Fallon und Bassist Pete Klassen etwa stampfen zu „Blood Magic“ munter im Kreis, wohingegen Frontmann Cleary in „Former Glory“ seinem Schlagzeuger kurzerhand ein Becken entwendet, um damit zu einem Schaulauf über die Bühne anzusetzen. Warum uns das nicht überraschen sollte, haben STRIKER ja drei Songs zuvor selbst dargelegt: Man müsse auf alles gefasst sein – bei den Nordamerikanern scheinbar ganz besonders.

STRIKER Setlist – ca. 45 Min.

1. Best Of The Best of The Best
2. Born To Lose
3. Heart Of Lies
4. Blood Magic
5. Sucks To Suck
6. Ready For Anything
7. Thunderdome
8. Circle Of Evil
9. Former Glory
10. Phoenix Lights

Fotogalerie: STRIKER


UNLEASH THE ARCHERS

Unleash The Archers live in München 2025

Wie sehr die bayerische Landeshauptstadt den Auftritt des Main-Acts herbeisehnt, spüren wir während des Changeovers, wo selbst jedes noch so kurz angeteaserte Sample von röhrendem Jubel begleitet wird. Insofern sind wir mental absolut richtig eingenordet, als das Backstage im Refrain des eröffnenden „Ph4/NT0mA“ dessen Titelzeile mit besonderer Hingabe schmettert. Nach vielen Jahren des Wartens darf man der Freude endlich freien Lauf lassen, sich in den hohen Erwartungen bestätigt sehen.

Denn in einer Hinsicht sind UNLEASH THE ARCHERS schon nach dem Auftakt absolute Spitzenklasse: Einen derart differenzierten Klang haben wir auf einer Metal-Show seit mindestens zehn Jahren nicht mehr erlebt. Ob Synthesizer-Spuren, Bass, Gitarre oder natürlich Sängerin Brittneys kraftvolles Organ, jede Facette ist klar und deutlich auszumachen, nichts wird durch Unsauberkeiten verwischt.

UNLEASH THE ARCHERS wirken heute unbeschwert und leichtfüßig

Unleash The Archers live in München 2025

Das kommt einer Midtempo-Hymne wie dem fantastischen „Ghosts In The Mist“ ebenso zugute wie dem groovenden Riff-Monster „The Matriarch“. Glücklicherweise spiegelt sich dieser Perfektionismus auch in der Performance der Band selbst, die ausladende Instrumentalausflüge ebenso sicher meistert wie die Fingerakrobatik im flotten „Faster Than Light“. Dass einzig in „Through Stars“ die gedoppelten Leadgitarren minimal aneinander vorbeigleiten, hat indes sogar sein Gutes als Beleg, hier tatsächlich eine Live-Perfomance zu erleben.

Es ist eigentlich eine Machtdemonstration, die UNLEASH THE ARCHERS hier zur Schau stellen, und doch wirkt das 90-minütige Set unbeschwert und leichtfüßig, da neben Bassist Nick Miller auch Sängerin Brittney Slayes fast ausnahmslos mit einem Lächeln auf den Lippen unterwegs ist. Verdenken können wir es keinem der Beiden, so engagiert wie die Münchner Fangemeinde der Frontfrau mal an den Lippen klebt, mal selbst die Stimme und natürlich die Fäuste erhebt.

Immer wieder holen UNLEASH THE ARCHERS das textsichere Publikum mit ins Boot

Unleash The Archers live in München 2025

Hier ein kleines Tänzchen auf der Bühne, dort ein extra nerdiger Handschlag zwischen Musikern: Der Spaß auf den Brettern überträgt sich selbstverständlich bis in die Menge, wo es allerdings zum Intro von „Awakening“ erstmal innehalten heißt: Plötzlich zückt die sonst so fokussierte Meute doch reihenweise das Smartphone, um ein paar Minuten des Hit-Songs für die Nachwelt in Bild und Ton zu verewigen. Aber wirklich nur einen Ausschnitt, denn kurz darauf sind die Münchner:innen wieder komplett in ihrem Element, singen jede Zeile mit.

Dass UNLEASH THE ARCHERS ihr Set in Blöcken darbieten und so immer erst eine Ära abschließen, bevor sie in die nächste wechseln, ist ein ungewohntes Konzept, das aufgrund des durchweg hochkarätigen Materials aber besser funktioniert als gedacht. Abwechslung gibt es schließlich von „Apex“ (2017) bis „Phantoma“ (2024) in jeder Schaffensperiode mehr als genug. Weiter zurück in die Vergangenheit geht es nur ein einziges Mal: Das Finale plant man allerdings nicht alleine zu zelebrieren, sondern mit der kompletten Stimmgewalt des Publikums – selbst die ganz hohen Noten wolle man bei „Tonight We Ride“ im Saal hören, witzelt Brittney Slayes, bevor sie ihre durchweg fantastische Gesangsleistung an diesem Abend mit einer weiteren Gala-Vorstellung krönt.

Die Zugabe ist für UNLEASH THE ARCHERS eine Herzensangelegenheit

Unleash The Archers live in München 2025

Selbiges erledigt das STAN ROGERS-Cover „Northwest Passage“ für das anderthalbstündige Set: Die Wahl der Zugabe sei für die Kanadier eine Herzensangelegenheit, die der hochmotivierte Background-Chor im Backstage zu einem ausgesprochen schönen Schlusskapitel anwachsen lässt: als Ausdruck des Zusammenhalts und der Dankbarkeit auf beiden Seiten. Gegeben haben die Anwesenden auf und abseits der Bühne nämlich alles, obwohl die Zeichen im Vorfeld nicht immer gut standen für das krankheitsgebeutelte Tour-Paket.

Bevor also zumindest Sängerin Brittney Slayes den Kopf wieder tief in den Kissen vergraben darf, genießt sie mit ihren Kollegen noch ein paar Augenblicke länger als nötig die Früchte der heutigen Arbeit. Die Europa-Tour mag aus genannten Gründen bislang ein Kampf sein, die heutige Schlacht jedenfalls haben UNLEASH THE ARCHERS ohne Verluste und mit überwältigender Dominanz gewonnen.

Unleash The Archers live in München 2025

UNLEASH THE ARCHERS Setlist – ca. 90 Min.

1. Ph4/NT0mA
2. Ghosts In The Mist
3. Green & Glass
4. Gods In Decay
5. Awakening
6. The Matriarch
7. Apex
8. Abyss
9. Through Stars
10. Soulbound
11. Faster Than Light
12. Tonight We Ride
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13. Northwest Passage

Fotogalerie: UNLEASH THE ARCHERS

Fotos: Tatjana Braun (https://www.instagram.com/tbraun_photography/)

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