Hoch die Hände, Wochenende! Nach einem kurzen Arbeitstag geht es Abends mit dem Fahrrad nach Köln, ins MTC auf der Zülpicher Straße um genau zu sein. Dort bitten heute gleich drei Thrash Metal-Bands zum Tanz, namentlich FABULOUS DESASTER, PRIPJAT sowie die Australier von HARLOTT. Letztere sind gerade auf Europatour und spielen zwischen einigen Festivals noch ein paar Clubshows. Nach einer Stärkung beim Libanesen nebenan, mache ich mich auf den Weg ins MTC und begrüße die ersten Bekannten wie Seba von ERADICATOR oder Dominik von TASKFORCE TOXICATOR. Allzu viel ist noch nicht los, dies soll sich im Laufe des Abends aber noch ändern.
Den Anfang machen FABULOUS DESASTER aus Bonn, die es, im Gegenzug zu einigen Fans aus derselben Richtung pünktlich hierhin geschafft haben. Dank eines Bombenfundes ist aus Bonn in Richtung Köln nämlich mal wieder Chaos bei der Bahn angesagt. Wie der Name schon nahelegt, klingen FABULOUS DESASTER gerne mal nach EXODUS, aber manchmal darf es auch teutonische Rumpeligkeit sein.
Die Band macht von Anfang an ordentlich Alarm und liefert einen starken Auftritt ab. Bei Songs wie „Against The Wall“ kommt auch der Moshpit so langsam in Fahrt. Und mit „Customized“ gibt es noch einen Song mit klarer Ansage gegen Faschos bevor FABULOUS DESASTER mit dem rasanten „Faster Than Light“ den Sack zu machen. Auf der Setlist steht mit „The Revenge of the Mighty Alouatta“ noch ein weiterer Song, den hat die Band aber – vermutlich aus Zeitgründen – nicht mehr gespielt. Klasse Auftakt!
Als nächstes stehen dann HARLOTT Auf der Bühne. Die Australier haben bisher vier Alben veröffentlicht, das letzte – „Detritus Of The Final Age“ – erschien 2020. Ein neues Album soll, wie mir Frontmann Andrew Hudson nach der Show am Merch verrät nächstes Jahr kommen. Einen ziemlich starken, neuen Song bekommen wir an diesem Abend bereits zu hören, der Name ist mir leider entfallen.
Insgesamt legen HARLOTT Im Vergleich zu FABULOUS DESASTER nochmal eine Schippe drauf, sowohl was die Songs als auch Performance und Stageacting angeht. Auch das inzwischen recht zahlreiche Publikum gibt ordentlich Gas und feiert die Australier ab. Allgemein läuft die Tour laut Bassist Tom Richards bisher wohl ziemlich gut, auch wenn man, alleine schon aufgrund der horrenden Flugpreise von Australien nach Europa, am Ende wohl drauflegen wird.
Unsere Kölner Lokalmatadore PRIPJAT spielen heute als letztes und jetzt ist die Bude richtig voll. PRIPJAT lassen sich nicht lumpen und wischen in der kommenden Stunde mit dem Publikum den Boden auf. Zwischen dem instrumentalen Intro „A glimpse…“ und dem Rausschmeißer „Chain Reaction“ dreht die Meute im MTC komplett frei. Der Moshpit läuft durchgehend auf Hochtouren und der Schweiß tropft wirklich bald von der Decke. Mit Songs wie „Bowed, Yet Unbroken“, „Kiev Burns“ oder eben „Chain Reaction“ hat die Band diverse Songs mit Champions League-Format in der Setlist. Der Verfasser dieser Zeilen ist am Ende des Konzertes jedenfalls klatschnass, ziemlich erschöpft aber glücklich!
Auch die Band hat sichtlich Spaß und ist von der Reaktion des Publikums begeistert. Diesen Triumphzug hat sich diese sympathische Truppe mehr als verdient. Neben der arschtighten Performance punktet die Band, bei der aktuell FABULOUS DESASTER-Bassist Andi Mertes aushilft, auch mit klaren Ansagen zur Pride Week in Köln und natürlich zum Krieg in der Ukraine, zu dem das Gitarrenduo Eugen und Kirill, die beide ihre Wurzeln in der Ukraine haben natürlich nochmal einen völlig anderen Bezug haben als die meisten anderen. Wenn Eugen sagt, dass seine Familie, seine Freunde jeden Tag angegriffen werden, dann kann einen das nicht kalt lassen und dann möchte man all diesen Wagenknechts und sonstigen Putin-Verstehern von ganz links und ganz rechts dieser Welt, welche der Ukraine Frieden durch Unterwerfung andienen wollen, wünschen, dass sie an ihren ekelhaften Worten ersticken.
Nach diesem überragenden Auftritt, der sich hiermit um den Titel „Konzert des Jahres“ beworben hat, ziehen wir noch ein paar Straßen weiter ins Redrum zur After Show-Party, auf der PRIPJAT-Eugen auflegt und auch die Musiker der anderen Bands sowie natürlich ein großer Teil der Fans noch das eine oder andere Bier vernichten. So schön der Abend ist, ich muss leider gegen halb zwei den Heimweg antreten, denn morgen steht das TOMBSTONED FEST in Dortmund an. Es war auf jeden Fall ein unvergesslicher Abend und eines ist klar: PRIPJAT muss man auf der Bühne mal erlebt haben. Eine der besten Bands im deutschen Underground. Spielt doch bitte mal zusammen mit ERADICATOR in Köln!