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ILLDISPOSED, ANCIENT, FINAL BREATH, ABANDONED und SILENT OVERDRIVE: Live Arena/Münster Breitefeld – 08. 03. 2005

Kurz, aber knackig präsentierten sich ILLDISPOSED in der Live Arena.

Dass man dabei sein muss, wenn unsere Lieblings-Idioten von ILLDISPOSED in der Live Arena zocken, stand gar nicht erst zur Debatte. Umso gespannter war man dann, als es soweit war, wie das denn der Rest der Gemeinde wohl sehen würde.

Jedenfalls bot sich ein bekanntes Bild, als ich gerade rechtzeitig zu den letzten Tönen von SILENT OVERDRIVE die Arena betrat: Gähnende Leere. Dass man da schon länger nicht mehr überrascht ist, ist wohl eher ein Zeichen von Gewohnheit, als von Gleichgültigkeit. Die Arena unter der Woche annehmbar zu füllen schafften weder BENEDICTION noch VADER, hingegen gelang es zum Beispiel FINNTROLL spielend. Die Deutung dieser Tatsachen kann ja jeder selbst übernehmen.

ABANDONED
So kam es denn, dass ABANDONED für mich die erste Band am Abend sein sollte. Für die Jungs war das ja praktisch ein Heimspiel und die verhalten gefüllte Location dürfte für sie daher auch nichts neues gewesen sein. In einem anderen Zusammenhang kann ich mir jedenfalls auch die Worte von Fronter Kalli nicht vorstellen, der trocken etwas ähnliches wie Das wird ja immer schlimmer ins Mikro säuselte. Wie dem auch sei, ABANDONED konnten als Lokal-Matadoren ja immerhin auf eine gewissen Fanbase im Publikum zurückgreifen und schüttelten sich eine präzise Thrash-Granate nach der anderen aus dem Ärmel. Gitarrist Holg und Bassist Günt schwadronierten dabei regelmäßig synchron von der rechten zur linken Seite der Bühne und ließen ihre Mähnen kreisen. Die Vier ließen trotz der wenigen Leute vor der Bühne Spielfreude sehen und lieferten ein handwerklich starkes Set ab. Das verhieß aber nicht unbedingt Begeisterung in allen Rängen, denn zumindestens mir ging das Gethrashe zum wiederholten Male eher weniger rein. Einen großen Teil dieser Last trägt dabei Gitarrist und Sänger Kalli, dessen Röhre mir eher nach den belegten, krächzenden Stimmbändern eines Bundeswehrschreihalses (Still gestaaanden und looos) klingt, als nach aggressivem Metal-Shouting. Nunja, Geschmäcker bleiben bekanntlich verschieden und verdient haben die Jungs sicher mehr, als sie bekommen. Das gilt vielleicht auch für diese Zeilen.

FINAL BREATH
Das Intro, das danach FINAL BREATH ankündigte, verhieß dann wenigstens eine bessere Gesangsleistung. Oder sagen wir lieber einen zuträglicheren Stil für meine Ohren. In der Hinterhand hatten die Franken ja nichts geringeres als das neue Werk Let Me Be Your Tank, also gab es zunächst einmal keine Bedenken. Die Soundwand, die dann bei den ersten Stück etwas arg dünn war, besserte sich dann recht schnell. Zwischenzeitlich war Frontwüterich Jürgen einmal nicht zu hören, was dieser aber professionell missachtete. Die Band spielte solide auf. Schlagwerker Superzopf Heiko sorgte für den nötigen Bums, der anfangs sogar etwas arg dominierte. Aber spätestens als die Band ihre Midtempo-Songs rauskramte und auch mal den Groove spielen ließ, klang alles etwas besser, was vielleicht daran liegt, dass mir die Jungs in diesem Momenten sowieso einfach besser gefallen. Beim obligatorischen Stück To Live And To Die dürfte das bisschen Publikum, das vor der Bühne versammelt war dann auch noch lautstark mithelfen. Überhaupt wirkte Shouter Eumel wie ein Hyperaktiver auf Speed, was wirklich eine Bereicherung für die Band ist, vergleicht man das etwa mit hochdotierten Bühnenschläfern wie Chris Barnes. Der Mann flitzte vom einen Bühnenende zum anderen, kletterte auf das Drumpodest, sprang durch die Luft und lebte seinen Auftritt sichtlich durch. Das breite Grinsen des verschwitzten Gesichtes sprach da Bände. Lediglich seine Crowdsurfing-Aktion Marke Tragt mich durch die Halle war etwas überflüssig, weil einfach zu wenig Leute da waren. Insgesamt aber ein rundum sauberer Auftritt.

ANCIENT
Was allerdings dann kam, weiß ich nicht so genau. Es war bizarr. ANCIENT

ANCIENT:
Bizarre Klischee-Vollbedienung – ANCIENT

waren mir nur ein vager Begriff. Auf Nachfragen kam immer etwas, was mit Black Metal zu tun hatte. Gut, warum auch nicht, muss ja nicht schlecht sein. Aber es kam wirklich dick, sehr sehr dick. Auf die Bühne stolzierte ein… ein… ein menschliches Wesen, weiß geschminkt und wirkte etwas wie eine Wasserleiche. Soweit normal, höre ich jetzt schon wieder alle brüllen. Aber es kam dicker. Wo die aufwändigen Stiefel noch etwas punkten konnten, da setzte der Rest an die Band zur Karikatur verkommen zu lassen. Der Fronter trug ein weißes T-Shirt, dessen unteres Drittel er fein-säuberlich in schmale Streifen geschnitten hatte. Seinen Kopf zierte, als Stirnband, ein Killernietengürtel. Man könnte sagen, der Mann sah aus wie ein Jesus-Freak auf Black Metal. Der Bassist sah eher aus, wie ein italienischer Power-Metaller: lange Gestalt, dunkle Locken und Rüschen-Hemdchen im RHAPSODY-Stil. Der zweite Gitarrist präsentierte sich oben ohne, nur im Kleid seiner zahllosen Tätowierungen. Was hier vielleicht etwas trocken klingt, entwickelte sich aber zur Realsatire pur. Der Sänger sah derart lächerlich aus, da half mir meine große Toleranz auch nicht mehr und ich lachte lauthals mit. Da das Lachen erst mit dem vierten Song wirklich verging, kam auch meine Konzentration auf die Musik erst um diese Zeit auf. Was ich zuerst locker als grottenschlecht bezeichnet hätte, musste ich aber später noch mal überdenken, denn hätte ich die Jungs mit anderer optischer Aufmachung kennengelernt, wäre das Urteil wahrscheinlich anders ausgefallen. Sicher, der Black Metal der Band traf zwar nicht gerade meinen Geschmack, bot aber im Grunde solide Kost aus Geschwindigkeit und Groove zum Mitschunkeln.

Sicher verdienen es ANCIENT, dass anders über sie geurteilt wird. Aber leider nicht heute, nicht in dieser Aufmachung und nicht von mir. Nichts für ungut. Und immer dran denken: Black Metal ist Krieg! Und kein Krieg ohne Feinde. Zugabe-Rufe gab es jedenfalls keine.

ILLDISPOSED

ILLDISPOSED:
Kurzes aber intensives Vergnügen – ILLDISPOSED

Schließlich war es dann soweit. Meine Lieblings-Dänen von ILLDISPOSED, die einen Großteil des Abends bereits in der Arena herumgelungert hatten, mussten weg vom Kneipentisch, hoch auf die Bühne und Bier gegen Instrumente tauschen. Ein mechanisches, steriles Intro und dann gings in die Vollen. Mit fettem Sound und wie immer mit ebenso fettem Style starteten die Mannen ins Rennen. Jetzt gabs zum ersten Mal am Abend keine langen Haare zu sehen, stattdessen machten die Musiker so oft wie möglich fleißig den Specht und donnerten eine Riffsalve nach der anderen ins – mittlerweile recht zahlreich vorhandene – Publikum. Das reagierte auch prompt und wenn es schon auf der Bühne keine Haare gab, so gab es die unten sofort reichlich, in allen Längen und Farben und in alle Richtungen schwenkend und kreisend. ILLDISPOSED boten ebenso Geschosse von Submit oder Kokaiinum, wie auch die Hits vom aktuellen Longplayer 1-800 Vindication dar. Sänger Bo Summer brüllt, kreischt und gurgelt sich durch die Songs (der cleane und maschinelle Gesang der neuen Songs kommt hingegen vom Band) und zelebriert seinen Stehaufmännchentanz auf jedem Zentimeter der Bühne. In seinen Ansagen lässt er natürlich wieder seine Deutsch-Kenntnisse raushängen und unterhält das Publikum so im starken Akzent mit jeglichen

ILLDISPOSED
ILLDISPOSED sorgten für gewohnte Live-Qualität

Nebensächlichkeiten, Schweinereien und Scherzen. Der Meier ohne Eier kommt ebenso zum Zuge wie die liebevolle Beschreibung der Band (Die Nutten aus Dänemark). In jeder Ansage scheint das Wort schwul aufzutauchen, ausgeschmückt und verfeinert mit niveau-verwandten Worten, wie BumsiBumsi, Möse oder dergleichen mehr. ILLDISPOSED lieferten eine schweißtreibende Show in von ihnen gewohnter Qualität, umso abrupter kam der Schnitt, als die Band nach nicht einmal 45 Minuten schon von der Bühne ging. Auf die Zugabe-Rufe reagierten die Jungs dann aber und ließen sich noch zu einem Stück hinreißen. So kam es, dass der Auftritt der Dänen nach einer guten Dreiviertelstunde schon zu Ende war. Für eine Headliner-Show nicht nur wenig, sondern einfach schwach. Bo Summers Hose schien zwar klatschnass durchgeschwitzt, aber so einen Kurzauftritt kann man damit auch nicht rechtfertigen, wenn ich bedenke, dass KREATOR vor Kurzem fast zwei Stunden gespielt haben. Nunja, ich als Freund kurzer Shows (welche wiederum Freunde meiner leidenden Knie sind) wollte mich nicht beschweren und fand den Auftritt trotzdem cool, weil er etwas so spontanes, exzessives hatte.

Und so leerte sich die Arena erst, als es jeder glauben konnte, dass nun wirklich nichts mehr kam und ILLDISPOSED ließen mit ihrer kurzen aber knackigen Leistung etwas verwirrte, aber trotzdem glückliche Gesichter zurück.

(Fotos: Marco Uhlmann)

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