DIE ÄRZTE live: 13. Mai 2004 – Neumarkt, Jurahalle

Die komplette Tournee der Ärzte ist seit Monaten ausverkauft. Der gnadiator war beim Gastspiel in Neumarkt vor Ort …

Seit dem frühen Nachmittag warten Horden von Teenies vor der seit Monaten ausverkauften Neumarkter Jurahalle darauf, drei vierzigjährigen Millionären beim Quatschmachen zuzugucken. Es dürfte die vierte „Bravo“-Generation sein, die DIE ÄRZTE in ihrer fast 25-jährigen Karriere ziehen – Respekt!

Wenn Farin Urlaub, Bela B. und Rod Gonzales einen guten Abend haben, dann sind sie unschlagbar. Live in Neumarkt präsentiert sich Deutschlands PopPunk-Institution in großartiger Form. Es ist das Gesamtkonzept, das hier punktet: Wo andere Bands mühsam ein Comedy-Konzept entwerfen oder gestelzt einen auf spontan und witzig machen, flutschen dem Trio die Gags nur so aus dem Ärmel. Jahr für Jahr sprengen die Berliner den Mikrokosmos Punk auf’s Neue und beweisen ein fast schon unheimliches Händchen für fein ausgepegelte Gefühlslagen zwischen vermeintlich-trivialen Teenager-Befindlichkeiten, morbiden Gruselgeschichten und handfesten Abrechnungen mit dem nervigen Nazi-Nachwuchs. Und wenn ein Witz mal nicht zündet – geschenkt! Der nächste tut’s bestimmt.

In ihrer langen Karriere haben DIE ÄRZTE zahllose Hits geschrieben, doch vor allem sind sie fantastische Entertainer. Unterhalten glänzend ein Publikum, das vom Punker zum Banker, von der Mama hin zur Tochter im Grundschulalter längst alle Alterklassen und Gesellschaftsschichten vereint und versöhnt. Nach furiosem Start kühlt die Stimmung in der Jurahalle zwischendurch für zwanzig Minuten mal kurz ab. Doch was macht so ein Durchhänger schon bei einer Spielzeit von fast drei Stunden? Da sind Farin, Bela und Rod Profis genug, das Spiel schnell wieder in Griff zu kriegen.

Das Programm ist gespickt mit Anspielungen aus der zeitgenössischen Populärkultur (das legendäre Zitat aus „Dawn Of The Dead“ – bei den Ärzten als Intro zum Song „Anti-Zombie“ zu finden – avanciert zum running gag des Abends, von Stevie Wonder bis zu den Scorpions bleibt kein Auge trocken, und der riesige Comic-Schädel vor Bela B.s Schlagzeug ist natürlich eine Hommage an die Misfits). Und sogar aus der völlig ausgelutschten Unplugged-Nummer macht das tödliche Trio nach dem Vorbild seiner umjubelten „Rock’n’Roll Realschule“-CD noch etwas. Stromlos erklingen unter anderem „Monsterparty“, „El Cattivo“ und „Biergourmet“ von der fantastischen „5,6,7,8 – Bullenstaat!“, die es am Merchandisestand endlich wieder zu kaufen gibt.

Fazit: Auch nach dem ersten Vierteljahrhundert bleiben Die Ärzte ein Phänomen. Oder wie es die (laut Eigenwerbung) „beste Band der Welt“ selbst in aller Bescheidenheit auf den Punkt bringt: „Es gibt nur einen Gott: FarinBelaRod!“.

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