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DARK EASTER METAL MEETING 2024: Der Festivalbericht

Aus aller Welt reisen Metalheads mittlerweile am Osterwochenende nach München: Warum sich das DARK EASTER METAL MEETING innerhalb der letzten Dekade zu einer Wohlfühloase für all jene entwickelt hat, denen bei Blastbeats und Death-Growls das Herz aufgeht, zeigt unser Besuch der diesjährigen Auflage des Indoor-Festivals.

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Samstag, 30. März 2024

Grand Cadaver | Theotoxin | Hellbutcher | Nocte Obducta | Bewitched | Nordjevel | Taake | Dymna Lotva | Tiamat | Psychonaut 4 | Kampfar

Sonntag, 31. März 2024

Chapel Of Disease | Perchta | Endstille | Eïs | Mortem | Sur Austru | Cult Of Fire | Thy Catafalque | Sodom | Sylvaine | Benediction

Fazit


Samstag, 30. März 2024

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Haben wir nun Glück oder Pech mit dem Wetter? Etwas uneins sind wir uns selbst noch, als wir bei strahlendem Sonnenschein am Münchner Hirschgarten aus der S-Bahn steigen. Sogar die Jacke haben wir angesichts der Temperaturen an diesem Osterwochenende zu Hause gelassen: Kurz vor der Zeitumstellung lässt sich der Frühling endlich auch in unseren Breitengraden blicken. Nur wollen wir das überhaupt? Schließlich spielen sich die Hauptattraktionen des DARK EASTER METAL MEETING auf den drei Indoor-Bühnen des hiesigen Backstage-Areals ab. Sich bei blauem Himmel in die düstere Höhle verkriechen? Wir sehen es mal positiv: Denn auf diese Weise lässt es sich selbst abseits der Musik auf dem gemütlich eingerichteten Gelände gut aushalten.

Rund um die drei Locations finden sich schließlich Verpflegungsmöglichkeiten genauso wie eine kleine Händlerecke, um die schwere Geldbörse etwas zu erleichtern. Genug Gelegenheiten also, zwischen dem Konzertmarathon ein wenig durchzuschnaufen oder sich auf einen kleinen Plausch zu verabreden. Eine ganze Reihe von Autogrammstunden rundet das Rahmenprogramm ab, sofern man denn angesichts des eng getakteten und vielseitig zusammengestellten Line-ups überhaupt ein paar freie Minuten zusammenkratzen kann. Wartezeiten sind auf dem DARK EASTER METAL MEETING schließlich Mangelware, wo gerade mal fünf Minuten zwischen den Shows im großen Werk und den beiden kleineren Bühnen liegen.

Zu Überschneidungen kommt es wie gehabt nur zwischen Club und Halle, wo es mitunter schon mal eng und stickig werden kann: Möchte man einen guten Platz, sollte man besser etwas zeitiger die Lokalität wechseln. Zunächst aber versammeln sich die früh angereisten Besucher:innen ohnehin in der Hauptspielstätte, um gleich zum Auftakt einer Premiere beiwohnen zu dürfen.


GRAND CADAVER

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Zum ersten Mal überhaupt stehen GRAND CADAVER um den umtriebigen Mikael Stanne (DARK TRANQUILLITY) außerhalb Skandinaviens auf der Bühne. Bemerkbar macht sich dieser Umstand keineswegs, hat doch ein jeder der fünf erfahrenen Musiker mindestens ein weiteres Eisen im Feuer. So tourte Stanne die Tage zuvor noch mit THE HALO EFFECT durch Europa, um nun in München vom Göteborger Sound in Richtung Stockholm umzusatteln.

Ein Oldschool-Set versprechen die Schweden mit einem Schmunzeln, während sie Material aus ihren Anfangstagen präsentieren. Dass die Debüt-EP „Madness Comes“ (2021) gerade mal drei Jahre auf dem Buckel hat, soll allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Death Metal GRAND CADAVERs durchaus dem Althergebrachten huldigt. Sei es nun mittels morbider Leads in „Serrated Jaws“ und „Feast Of Decay“ oder dem rohen Sägen der Rhythmusgitarren, die einen Track wie „Grim Eternal“ ebenso aufpeppen wie das doomig-bedrohliche „World Mausoleum“.

GRAND CADAVER werfen die Zeitmaschine an

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Keine Frage, originell ist das Konzept des Quintetts keineswegs; Spaß haben wir dennoch, wenn der gut gelaunte und heute richtig fies klingende Fronter mit seinen Kollegen die Zeitmaschine anwirft. Eingeheizt wird dem Backstage Werk einem kleinen Fauxpas nach zu urteilen in jedem Fall, oder warum sonst sollte einem gestandenen Musiker sonst das nassgeschwitzte Plektron plötzlich durch die Finger gleiten?

GRAND CADAVER Setlist – ca. 50 Min.

1. The Forever Doom
2. Madness Comes
3. Grim Eternal
4. A Crawling Feast Of Decay
5. Disanimated
6. Empire Of Lies
7. True Necrogeny
8. Reign Through Fire
9. Vortex Of Blood
10. World Mausoleum
11. Serrated Jaws
12. Fields Of The Undying
13. Soul Infestation

Fotogalerie: GRAND CADAVER


THEOTOXIN

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Hätten THEOTOXIN im Anschluss mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, wir würden es verstehen. Immerhin ist die Backstage Halle bald rappelvoll gefüllt, während die Temperaturen im Sekundentakt neue Rekordzahlen erklimmen. An den Schlauchschals, welche sich die Band über Mund und Nase gezogen hat, hält man hingegen trotzdem fest. Das Auge hört schließlich mit und stimmig ist die Darbietung als Gesamtpaket in jedem Fall.

Nach dem klassischen Intro, zu dessen Klängen der Vorhang zur Seite gezogen wird, startet „Golden Tomb“ in ein unablässiges Inferno, welches allerdings das richtige Gleichgewicht aus Elan, Gift und Melodie findet. So versäumen es THEOTOXIN bei aller Aggression nicht, sich zwischen schneidenden Riffs, gellenden Screams und Blasteskapaden auch mal zu öffnen und einem Stück wie „Sanatory Silence“ ein wenig mehr Raum zuzugestehen. In seinen besten Augenblicken wirkt das Gesamtpaket aus theatralischen Gebärden auf der einen und durchdringenden Riffs wie in „World, Burn For Us“ auf der anderen Seite regelrecht vereinnahmend.

Fotogalerie: THEOTOXIN


HELLBUTCHER

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Ebenfalls schwarz, aber der ganz alten Schule nach, wird es daraufhin im Werk, wo Per „Hellbutcher“ Gustavsson mit seinem gleichnamigen neuen Projekt Deutschlandpremiere feiert. Der ehemalige NIFELHEIM-Frontmann präsentiert sich dabei gewohnt nieten- und stachelbewehrt, während er geradezu spritzig über die Bretter turnt und dabei die Fans in den ersten Reihen mit Händen und Füßen mitzunehmen sucht.

Diese gelebte Spielfreude ist nicht nur uns absolut sympathisch, weshalb der Mix aus Blackened Thrash bzw. Speed Metal schnell auf entsprechende Resonanz stößt. Dass wir mit dem größtenteils noch unveröffentlichten Material bislang nicht vertraut sind, scheint besonders HELLBUTCHER selbst zu beschäftigen: Im Minutentakt scheint er sich fast dafür rechtfertigen zu wollen, obwohl Stücke wie das flotte „Violent Destruction“ oder das durch schöne Melodieführung bestechende „Perdition“ in München gut angenommen werden. Vielleicht gibt es zum Ende auch deshalb zwei Cover-Versionen, um dem DARK EASTER METAL MEETING nach so viel Neuem auch etwas Comfort-Food zuzugestehen.

HELLBUTCHER Setlist – ca. 50 Min.

1. Sword of Wrath
2. Perdition
3. Violent Destruction
4. Hordes Of Horned God
5. Death Rider
6. Possessed
7. Satan’s Power
8. Inferno’s Rage
9. Die In Fire (BATHORY-Cover)
10. Black Metal (VENOM-Cover)

Fotogalerie: HELLBUTCHER


NOCTE OBDUCTA

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Die endgültige Wahl zwischen ANGSTSKRÍG im Club und NOCTE OBDUCTA treffen wir recht kurzfristig: Sehen würden wir beide Bands gerne, lassen uns letztendlich aber von Kollege Andreas‘ überschwänglichen Worten zum aktuellen Werk „Karwoche (Die Sonne der Toten pulsiert)“ (2023) in die etwas größere Halle locken. Dort legt das Quintett auch direkt mit neuem Material los, indem uns „Drei gemeuchelte Sommer“ direkt die volle Breitseite vor den Latz knallt.

Kompromissloser Black Metal trifft auf Punk-Spirit – in diesen Anfangsminuten jedenfalls finden NOCTE OBDUCTA stets neue Wege, den Pegel unentwegt am Anschlag zu halten. Mit fast schon oldschooliger Hartnäckigkeit zeigen „Es fließe Blut“ und „Trollgott“ eine Verbissenheit, die man angesichts der sonst so zurückgenommenen und bodenständigen Art der Band kaum vermuten würde. Insbesondere Bassist Heidig scheint in der zweiten Reihe in seiner eigenen Welt zu leben, wohingegen Frontmann Torsten auf ruhige, aber sympathische Weise durch das Programm führt. Zumindest, wenn er nicht wie in „Sonne der Toten“ gerade beherzt ins Miko krächzt. Eine Leistung, die gerade am heutigen Tag nicht zu unterschätzen ist, immerhin stand der Frontmann nur wenige Minuten zuvor bei ähnlich fordernden Bedingungen mit THEOTOXIN auf der Bühne.

Fotogalerie: NOCTE OBDUCTA


BEWITCHED

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Waren es gerade noch die saunaartigen Temperaturen, die uns Schweißperlen auf die Stirn zauberten, sind es nun die rock’n’roll-durchzogenen Riffs, mit welchen uns BEWITCHED Feuer unterm Hintern machen. Der räudige Mix aus schwarzmetallischen Anleihen und Thrash findet derweil auch den Draht zum Publikum, wie uns der erste kleine Pit in „Holy Whore“ unmissverständlich vor Augen führt.

Der Mittelweg aus Aggression und eingängigen Strukturen funktioniert im Live-Format ausgezeichnet und bietet gleichzeitig eine wohltuende Abwechslung vom sonst oft unerbittlichen Tagesprogramm. Damit treffen Songs wie „Hellcult“ oder „Sabbath Of Sin“ ganz offensichtlich einen Nerv: So viel Bewegung vor der Bühne sehen wir auf dem DARK EASTER METAL MEETING nicht alle Tage – und erst recht nicht um diese Uhrzeit.

Fotogalerie: BEWITCHED


NORDJEVEL

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Hin und hergerissen zwischen ASPHAGOR im Club und NORDJEVEL entscheiden wir uns schließlich für letztere, konnten wir die Norweger doch bislang nicht live erleben. Ob wir die richtige Wahl getroffen haben? In der ersten Viertelstunde holen uns die Zweifel ein wenig ein: die Ausleuchtung ist selbst für DARK EASTER-Verhältnisse arg dunkel, die Performance der Band noch dazu vergleichsweise statisch. Das liebevollste Corpsepaint nützt nichts, wenn Fronter Doedsadmiral die meiste Zeit über mit beiden Händen am Mikro stillsteht, anstatt den unheiligen Black Metal seiner Kapelle standesgemäß zu verkaufen.

Dass hier und da einige Zuschauer:innen vorzeitig die Zelte abbrechen, können wir verstehen, obgleich NORDJEVEL im weiteren Verlauf ihr Selbstbewusstsein zurückgewinnen. Nicht nur wird die Darbietung unverkrampfter, auch das mitgebrachte Songmaterial wie „The Funeral Smell“ oder „Fenriir“ landet nun halbwegs zielsicher in den schwarzen Herzen der Anwesenden. Vor allem der zweitgenannte Track sorgt in der Halle ob seines Pagan-Anstrichs im Refrain für zahlreiche erhobene Fäuste.

Fotogalerie: NORDJEVEL


TAAKE

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Primetime an Tag eins und das ist deutlich zu spüren: Im Backstage Werk tummeln sich bereits vor Showbeginn die Menschenmassen vor der Bühne, als stünde nun der Hauptact auf dem Programm. Für viele scheint das tatsächlich auch der Fall zu sein, wie die zahlreichen Jubelschreie zu Showbeginn nahelegen. Dabei steht mit TAAKE ausgerechnet der kontroverse Act des Billings auf dem Programm: Die Geschichte um Mastermind Hoests Verfehlungen aus dem Jahr 2007 sind bekannt und umfassend diskutiert, landeten im Vorfeld der Veranstaltung jedoch einmal mehr in den Schlagzeilen. Reagiert hat man seitens des Backstage vorbildlich mit einem umfassenden Statement und einer wie gehabt klaren Positionierung.

Manege frei also für TAAKE, für den sämtliche Querelen im Vorfeld nun genauso wenig von Belang scheinen wie für die versammelte Zuhörerschaft, welche den Frontmann und seine Mitmusiker allerdings erst einmal mit zugekniffenen Augen suchen muss. Denn inmitten dichter Nebelschwaden sind die Silhouetten der Musiker bisweilen kaum, manchmal gerade noch so auszumachen.

TAAKE halten das Publikum in eisernem Griff

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Eindrucksvoll wie atmosphärisch ist die Kulisse in jedem Fall, vor allem weil Sänger Hoest im großzügigen Umhang ein imposantes Bild abgibt. Zwar soll sich der Fronter eine halbe Stunde später dieses Utensils noch entledigen, den eisernen Griff haben TAAKE zu diesem Zeitpunkt aber schon längst um das Münchner Publikum gelegt. Dem differenzierten Mix ist es zu gleichen Teilen zu verdanken wie dem Songmaterial selbst, das von „Fra vadested til vaandesmed“ über das fordernde „Denne forblaaste ruin av en bro“ bis hin zu „Hordalands Doedskvad 3“ repräsentativ für eine messerscharfe Live-Performance herangezogen werden kann.

Fotogalerie: TAAKE


DYMNA LOTVA

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Eine Band wie DYMNA LOTVA verkörpert exakt das, was wir am DARK EASTER METAL MEETING so sehr schätzen: Neben den üblichen Verdächtigen der Szene findet Veranstalter MRW Concerts stets internationale Perlen aus dem Untergrund, die das Festival völlig zu Recht um ihre eigene, oft kulturell geprägte Couleur bereichern. Gegründet in Weißrussland und politisch bedingt in Polen gestrandet, trägt die Formation eine gewisse Schwermut in sich, welche sich in einer Mischung aus Doom und Post Metal entlädt.

Authentisch, packend und emotional erreicht dieses Konzept auch die bayerische Landeshauptstadt, wo es im vollen Club zwischenzeitlich totenstill wird. Fast andächtig lauscht man den Klängen DYMNA LOTVAs, welche die Schwere ihrer Musik auch visuell mit harten Kontrasten und gesundem Pathos umzusetzen wissen. Der geflochtene Kranz auf dem Haupt und das schneeweiße Kleid täuschen nicht darüber hinweg, welche Last auf den Schultern Nokts lastet, deren blutunterlaufenes Make-up eine ganz andere Sprache spricht.

DYMNA LOTVA-Sängerin Nokt schüttet ihr Herz aus

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Teils mit theatralischen Gesten, teils auf den Knien flehend schüttet die Sängerin ihr Herz aus – die Sprachbarriere plötzlich vollkommen irrelevant. Zwar können DYMNA LOTVA im Live-Format nicht jedes perfekt platzierte Detail der Studioversionen replizieren, uneingeschränkt packend sind Tracks wie „Buried Alive“ oder „Death Kisses Your Eyes“ nichtsdestotrotz. Während sich die Fans zusehends in den ausgedehnten, post-metal-orientierten Passagen verlieren, lässt das Quartett die Show so unerwartet wie heftig enden – als risse man uns völlig bewusst aus einem friedlichen Augenblick, um uns mit der unbequemen Realität zu konfrontieren. Beeindruckend!

Fotogalerie: DYMNA LOTVA


TIAMAT

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Die Antithese folgt sogleich im Werk, wo der Headliner TIAMAT vor allem durch die Abwesenheit jeglicher Produktion auffällt. Kein Backdrop, keinerlei Dekor und die bestenfalls nüchterne Lichtuntermalung wären mit dem Attribut ‚Understatement‘ noch wohlwollend umschrieben, zumal Frontmann Johan Edlund im geringelten Longsleeve seinerseits keine Anstalten macht, in irgendeine Rolle zu schlüpfen.

Im Gegenzug erhält das DARK EASTER METAL MEETING einen geerdeten, doch oft leider auch glanzlosen Auftritt, der sich eben gerade so auf das Wesentliche beschränkt: Zumindest der gute abgemischte Sound setzt die Songs des Jubiläumssets – ein Großteil der Stücke hat mehr bereits mehr als 25 Jahre auf dem Buckel – standesgemäß in Szene, so dass vor allem die vorderen Reihen ergeben den alten Klassikern huldigen können.

Der Glanz fehlt: TIAMAT liefern Dienst nach Vorschrift

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Dass in „Mountain of Doom” für ein paar Augenblicke die Gitarre ausfällt, ist kein Beinbruch, obgleich die anfängliche Freude über die musikalische Abwechslung im Verlauf der 75 Minuten doch ein wenig nachlässt. Zu routiniert ist das Auftreten TIAMATs, zu ausdruckslos heute die eigentlich charismatische Stimme Edlunds, welcher zwischendurch auch mal kommentarlos die Bühne verlässt. Eine Überraschung erwartet uns immerhin gegen Ende des Sets, als Stefan Lagergren (GRAND CADAVER) für „The Sleeping Beauty“ zur Band hinzustößt. Schließlich war der Gitarrist seinerzeit selbst Gründungsmitglied der Stockholmer Urgesteine, die sonst mit Titeln wie „Whatever That Hurts“, „Vote For Love“ oder „Brighter Than The Sun“ den bunten Querschnitt ihrer Diskografie allem Anschein nach eher als Pflichtprogramm denn Herzensangelegenheit verstehen.

Fotogalerie: TIAMAT


PSYCHONAUT 4

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Für uns fast schon DARK EASTER-Tradition sind die sogenannten „Elf-Uhr-Bands“ in der Halle, wo es nach dem Headliner meist etwas zum entrückten Dahinschwelgen gibt. Zugegeben, PSYCHONAUT 4 sind aufgrund der teils schrillen Vocals diesbezüglich nicht unser erster Gedanke, doch finden sich im Sound der Georgier abseits des schwarzmetallischen Fundaments eine Menge Post-Rock-Einflüsse, die eben genau diesen trance-artigen Zustand heraufbeschwören, den wir zum Ausklang so liebgewonnen haben.

Allein sind wir mit diesem Bedürfnis keineswegs, wie die gut gefüllte Location zeigt, welche sich alsbald zu Stücken wie „Too Late To Call An Ambulance“ oder „We Will Never Find The Cure“ im Einklang bewegt. Haare fliegen rhythmisch durch die Luft, Soli und ausladende Instrumentalpassagen werden in den wenigen Songpausen lautstark bejubelt. Dass in den vorderen Reihen gar die georgische Nationalflagge gehisst wird und jene schließlich sogar den Weg auf die Bühne findet, spricht für die gegenseitige Wertschätzung zwischen Band und Publikum. Entsprechend euphorisch gestaltet sich der Abschied nach knapp 50 Minuten, der eigentlich auch den Festivaltag würdevoll abgerundet hätte.

Fotogalerie: PSYCHONAUT 4


KAMPFAR

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Ein potenzielles Highlight aber hat das DARK EASTER METAL MEETING als frostiges Betthupferl noch im Gepäck: Allein die Zahl der KAMPFAR-Shirts sprachen den Tag über für das Standing der Norweger, die nun aber mit Startschwierigkeiten zu kämpfen haben. Während eine stolze Menge an neugierigen Anhänger:innen in der Werks-Arena wartet, wird hinter den Kulissen noch fleißig gewerkelt. Rund zehn Minuten hinter der Zeit ist man schließlich, als die Lichter ein letztes Mal herunterdimmen und die bevorstehende Show die Anspannung im Getümmel knistern lässt.

Spannung schürt obendrein das mehrminütige Intro, dem KAMPFAR unmittelbar „Feigdarvarsel“ hinterherschicken: Keine Frage, alles deutet hier auf eine hochprofessionelle Darbietung hin, die wir zu unserem Leidwesen jedoch vorzeitig verlassen müssen: Ausnahmsweise scheint die S-Bahn diesmal nicht mit den hiesigen Verzögerungen im Betriebsablauf mitzuziehen, weshalb wir schweren Herzens nach rund zwei Minuten im Fotograben die Zelte abbrechen müssen. Immerhin: Morgen ist auch noch ein Tag.

Fotogalerie: KAMPFAR


Sonntag, 31. März 2024

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Die Nacht war kurz, der Tag wird lang und nach dem traditionellen Osterfrühstück mit der Familie stehen wir bereits wieder vor den Toren des Backstage. Ein wenig entspannter lassen es wohl einige nach dem fordernden Samstag angehen, wie ein kurzer Spaziergang über das Areal verrät. Jedenfalls auf den ersten Blick scheint das Aufkommen noch übersichtlich zu sein, was uns in der Zwischenzeit Gelegenheit gibt, die kulinarische Vielfalt genauer unter die Lupe zu nehmen. Burger, Pommes, Wraps und deftige Bratwurst stehen ebenso auf der Speisekarte wie Samosa-Teigtaschen oder eine afrikanische Reis-Bowl. Dass viele Gerichte wie das Chili auch als fleischfreie Alternativen angeboten werden, ist lobenswert und dürfte auch vegetarisch/vegane Gäste zufriedenstellen.

Überhaupt ist das DARK EASTER METAL MEETING ein durch und durch besucherfreundlich konzipiertes Festival: Abseits der überaus fairen Getränkepreise des Backstage finden sich allerorts ausreichend Sitzgelegenheiten, um eine kurze Auszeit vom nahezu durchgehenden Spielplan zu finden. Selbiger ist darüber hinaus mit Umsicht zusammengestellt: Selbst kleinere Acts bekommen in aller Regel nicht weniger als 50 Minuten Spielzeit, um sich angemessen präsentieren zu können. Das einzige Manko, das uns immer wieder zu Ohren stößt: Aufgrund der lokalen Gegebenheiten wird es in Club und Halle schnell eng, wenn im großen Werk gerade Pause ist – für einen guten Platz müsse man viele Shows daher frühzeitig verlassen. Ein durchaus nachvollziehbarer Einwand, der im Umkehrschluss aber auch ermöglicht, allzu große Überschneidungen zu vermeiden.


CHAPEL OF DISEASE

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Exakt deshalb können sich CHAPEL OF DISEASE als Opener des heutigen Tages über ein stattliches Publikum freuen – vielleicht nicht ganz so üppig wie bei GRAND CADAVER am Vortag, dafür aber umso hingebungsvoller. Denn der eigenständige Mix aus progressivem Death Metal und Psychedelic Rock kennt eigentlich keine Genre-Grenzen mehr und nimmt uns von der ersten Sekunde an gefangen. Selbst der zunächst dominante Bass und die tendenziell zu leise Lead-Gitarre können keinen Sand ins Getriebe werfen, wenn das Quartett mit Ausnahmesongs à la „Echoes Of Light“ oder „A Death Though No Loss“ den Elan des Rock’n’Rolls mit verspielten Melodien verbindet und diesem Cocktail schließlich ein paar ruppige Growls hinzuaddiert.

Als fast schon euphorisch möchten wir den folgenden Jubel bezeichnen, der so früh am Nachmittag alles andere als ein Automatismus ist. Weil auch der Mix mit fortschreitender Dauer immer transparenter wird und CHAPEL OF DISEASE keineswegs lockerlassen, taut das Werk im weiteren Verlauf zusehends auf, freut sich über „Void Of Words“ und lässt in „Oblivious – Obnoxious – Defiant“ schließlich dutzendfach die Fäuste emporschießen. Allein die Lichtanlage wird, wie allgemein auf dem DARK EASTER METAL MEETING, äußerst sparsam eingesetzt. Ob Bandkopf Laurent Teubl da selbst die Finger im Spiel hatte? Die Schlüsselzeile aus „Echoes of Light“ legt es zumindest nahe: „[…] chasing light just to destroy it.“ – Mission erfüllt.

Fotogalerie: CHAPEL OF DISEASE


PERCHTA

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Gefasst waren wir auf vieles, nicht aber auf einen regelrechten Jump Scare zu Showbeginn: Während die Band auf der Bühne bereits die ersten Töne des Openers „Ois wås ma san“ anstimmt, durchzieht ein gellender Schrei plötzlich die Backstage Halle, das Spotlight auf die Galerie gerichtet. Von oben herab bleckt Sängerin Frau Percht die schwarzen Zähne und die noch schwärzere Zunge, bevor sie kurz darauf doch zu ihren Kollegen auf der Bühne stößt.

Inszenatorisch ist das große Klasse, wie auch das restliche Auftreten PERCHTAs. Das beginnt beim stimmigen Setdesign samt Hirschgeweih und endet mit der detailverliebten Kostümierung der Frontfrau, deren theatralisches Overacting die komplette Darbietung stimmig abrundet. Reißt sie nicht gerade Grimassen schneidend die krallenartigen Fingernägel in die Luft, greift Frau Percht zwischendurch selbst wahlweise zum schellenbewehrten Stock oder der Hand- bzw. Maultrommel.

Inszenatorisch sind PERCHTA große Klasse

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Die folkloristischen Klänge mit Lokalkolorit rundet derweil „Moosmandl“ Christian Höll am Hackbrett ab, das zwar in den eruptiven Passagen von schwarzmetallischen Riffs erstickt wird, ansonsten aber viel zum ureigenen Klang der Band beiträgt. In Mundart und mit einem Mix aus giftigen Schreien sowie hellem Klargesang halten uns PERCHTA knapp 50 Minuten in ihrem Bann, egal ob nun unveröffentlichtes oder erprobtes Material à la „Wåssa“ bzw. „Åtem“ durch die dämmrige Halle tönen.

Fotogalerie: PERCHTA


ENDSTILLE

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Jäh aus dem Zauber gerissen werden wir beim Betreten der Nachbarlocation, wo ENDSTILLE Fingerspitzengefühl gegen Abrissbirne eintauschen. Eigentlich ist es ja nur konsequent, dass Sänger Zingultus‘ martialisches Auftreten samt blutüberströmtem Corpsepaint die unerbittliche Musik seiner Kollegen widerspiegelt. Ausladende Blastbeats zeichnen ein Bild der Verwüstung, als das Quartett mit „Dominanz“ und dem aktuellen „Pro Patria Mori“ zum Auftakt den Kahlschlag wagt.

Auch das Publikum scheint zunächst fast ein wenig überfahren von der schier erdrückenden Kompromisslosigkeit, die plötzlich das Backstage erfüllt. Daher kann sich die bayerische Landeshauptstadt glücklich schätzen, im Anschluss eine ungeplante Verschnaufpause zu bekommen: Weil es auf den Brettern wohl schon jetzt arg rutschig geworden ist, wird dem grimmig dreinblickenden, doch sonst geerdet auftretenden Frontmann kurzerhand ein Teppich ausgerollt. Entsprechend standfest und somit trittsicher geht es im Folgenden nicht immer weiter, wo ENDSTILLE zwar nichts von ihrem Furor einbüßen, nebst einem groovenden Song wie „Ripping Angelflesh“ aber heute nicht immer als Einheit agieren zu scheinen. Mächtige, doch leider auch zwiespältige Kost am Nachmittag.

ENDSTILLE Setlist – ca. 50 Min.

1. Dominanz
2. Pro Patria Mori
3. Ripping Angelflesh
4. Anomie
5. Sick Heil
6. Jericho Howls
7. Conquest In Atheism
8. Depressive/Abstract/Banished/Despised
9. Endstilles Reich
10. Frühlingserwachen

Fotogalerie: ENDSTILLE


EÏS

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Eine Jubiläumsshow der besonderen Art wartet auf uns im direkten Anschluss, wo EÏS anlässlich des 15-Jährigen ihres Albums „Galeere“ (2009) selbiges in voller Länge aufführen. Dazu müht sich das Quartett auch visuell um ein stimmiges Gesamtbild, wie der Kapitänsmantel von Bassist und Sänger Alboin unterstreichen. Platz nehmen darf der Bandgründer standesgemäß hinter dem Steuerrad, um fünf teils ausladende Songs lang die Marschrichtung vorzugeben.

Dass dies überwiegend in englischer Sprache geschieht hat einen einfachen Grund, wie uns der Musiker wissen lässt: Dankbar über das internationale Publikum, möchten EÏS wirklich die komplette Crew mit ins Boot holen, selbst wenn der Neuaufführung der Expedition „durch lichtlose Tiefen“ schließlich ein schicksalhaftes Ende blühen könnte. Stimmige, teils doomige Passagen brechen den manchmal melodisch, oft verzweifelt untermalten Black Metal auf, der unentwegt auf ein ungewisses Finale zusteuert. „Unter toten Kapitänen“ sehen uns EÏS im eindringlichen Schlussepos, dessen emotionale Schwere uns in diesen Augenblicken aber kurioserweise umso lebendiger fühlen lässt.

EÏS Setlist – ca. 50 Min.

1. Galeere
2. Einen Winter auf See
3. Durch lichtlose Tiefen
4. Helike
5. Unter toten Kapitänen

Fotogalerie: EÏS


MORTEM

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Ende der Achtziger gegründet, zwischendurch auf Eis gelegt und 2018 schließlich reaktiviert: Die Geschichte MORTEMs ist mitsamt seiner prominenten Belegschaft um den heute durch Abwesenheit glänzenden Drummer Hellhammer (ARCTURUS, HELLHAMMER) eine leicht verworrene. Der Zeitslot am frühen Abend auf der Hauptbühne scheint daher auch der namhaften Beteiligung geschuldet, ist der Backkatalog mit lediglich einem Album sowie einer Demo-Aufnahme doch bislang eher mager bestückt.

Allein auf Nostalgie ausruhen möchten sich MORTEM derweil nicht, weshalb Frontmann Marius Vold nebst durchdringendem Blick einen stachelbewehrten Streitkolben mitgebracht hat. Selbigen schwingt der Sänger über weite Strecken des Auftritts stolz wie Oskar über die Köpfe des Publikums, als präsentiere uns gerade ein Kind mit leuchtenden Augen sein neuestes Spielzeug. Natürlich ist das hochgradig albern, soll uns den restlichen Auftritt allerdings nicht gänzlich vermiesen, der – mit gutem Sound gesegnet – die schwarzmetallischen Trademarks der frühen 90er routiniert heraufbeschwört. So wird die Deutschlandpremiere der Norweger kaum zum Highlight, dank Stücken wie „Ravnsvart“, „Slow Death“ oder „Truly Damned“ aber immerhin zu einem ordentlichen, wenn auch glanzlosen Gesamtpaket.

MORTEM Setlist – ca. 50 Min.

1. Ravnsvart
2. Aftermath
3. Slow Death
4. Agonized To Suicide
5. Sjelestjeler
6. Mørkets Monolitter
7. Truly Damned
8. Port Darkness
9. The Core

Fotogalerie: MORTEM


SUR AUSTRU

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Für uns ist es wohl die schwierigste Wahl an diesem Wochenende: Zu unserer linken warten ABYSMAL GRIEF in der Halle, gegenüber bereiten sich SUR AUSTRU auf ihren Auftritt im Club vor. Wir wählen letzten Endes die Tür rechts, neugierig, was der Folk- und Black-Metal-Mix der Formation um ehemalige NEGURA BUNGET-Musiker live bewirken kann. Die Vorfreude schürt jedenfalls ein Blick auf die Bühne, wo skurrile Masken die Mikroständer zieren und ein kleines Set aus Percussions vor dem Schlagzeug auf Ethno-Klänge hoffen lässt.

Derlei haben SUR AUSTRU eine ganze Menge im Gepäck, wie sich alsbald herausstellt: Neben einer Art Horn lässt Sänger Tibor Kati zwischendurch eine Reihe von Glocken ertönen, um eine gespenstisch-vereinnahmende Atmosphäre in die Halle zu zaubern. Mit Wut, mit Feingefühl, mit Ausdruckskraft unterlegt der Gitarrist dabei die Kompositionen, welche das DARK EASTER METAL MEETING im Handumdrehen für sich gewinnen.

SUR AUSTRU hinterlassen bleibenden Eindruck

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Die Rhythmik der Trommeln ist es, welche das Publikum über kurz oder lang wie in Trance versetzt, während die Band mittels mächtiger Riffs und sich gezielt wiederholender Strukturen die reflektierten Momente durchbricht. Es ist ein Sog, so vereinnahmend wie intensiv: Ursprünglich nur neugierig verlassen wir den Club nach dem finalen „De Dincolo De Munte“ zutiefst beeindruckt. Dass eines unserer persönlichen Festivalhighlights ausgerechnet aus Transsylvanien kommen würde, hätten wir vorab nicht gedacht.

Fotogalerie: SUR AUSTRU


CULT OF FIRE

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Haben wir im Vorbeigehen gerade eben ob der dichten Nebelschwaden noch verwundert gerätselt, was wohl bei ABYSMAL GRIEF vorgegangen sein musste, staunen wir Minuten später im Backstage Werk ebenfalls nicht schlecht, als sich uns ein reich gedeckter Gabentisch offenbart. Zahlreiche Kerzen hüllen die Obstattrappen in einen warmen Schein, während Okkult-Priester Vojtěch Holub bedeutungsschwanger den erhobenen Kelch vergießt. Eingerahmt wird dieses Schaubild durch zwei in Gold gekleidete Kobra-Repliken, die zugleich als Thron für die beiden Gitarristen dienen.

Im Schneidersitz lassen CULT OF FIRE so fast stoisch die Finger über die Griffbretter flitzen, während das Organ des Frontmanns den Raum in donnernder Lautstärke erfüllt. Keine Frage, eine Performance wie diese ist ein Spektakel, das man in ähnlicher Opulenz hier nur selten erlebt. Dass sich das Quartett somit über augenscheinlichen Publikumsrekord freuen darf, ist nur die logische Konsequenz.

Die extravagante Show CULT OF FIREs sorgt für einen Publikumsrekord

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Wenngleich sich die Schauwerte dieser überdrehten Darstellung im weiteren Verlauf aufgrund ausbleibender Überraschungen ein wenig abnutzen, freut sich die Menge trotzdem über ein musikalisch ansprechendes und bisweilen gewaltig wirkendes Set, das insbesondere nach dem entrückten Post-Rock-Instrumental „Kali ma“ mit tosendem Jubel bedacht wird.

Fotogalerie: CULT OF FIRE


THY CATAFALQUE

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Noch farbenfroher – jedenfalls in musikalischer Hinsicht – wird es bei den ungarischen THY CATAFALQUE, wo wir bis zum Schluss nie so recht wissen, wohin die Reise gehen wird. Bandleader Tamás Kátai am Bass hat für seinen ersten Auftritt auf deutschem Boden ein buntes Kollektiv um sich geschart, das neben einer Cellistin ganze vier Sänger:innen umfasst. Dass die Synthesizer derweil als Backing Track mitlaufen, ist bedauerlich, aber verständlich: So sind nicht weniger als neun Köpfe an dieser außergewöhnlichen Performance beteiligt, was mit Blick auf die bevorstehende Tour den Rahmen des finanziell Machbaren vermutlich ausreizen dürfte.

Ungeachtet dessen wechseln THY CATAFALQUE zwischen Extreme Metal und federleichtem Synth-Pop („Töltés“), als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Die Übergänge zwischen den einzelnen Stücken sind oft fließend, während sich das Personal am Mikro die Klinke in die Hand gibt. Deshalb und weil wir mit dem Material des Avantgarde-Projekts bislang nur rudimentär vertraut sind, gleicht die Show einer kleinen Wundertüte, die mal zum Haare Schütteln, mal zum ausgelassenen Tanz einlädt. Selbstverständlich fallen insbesondere die kauzigen und soften Elemente bei genauerer Betrachtung aus dem heutigen Rahmen, finden unter den Anwesenden allerdings trotzdem zahlreiche offene Ohren. Völlig zu Recht, wie wir anmerken möchten: In den letzten Stunden des Festivals darf es auch für uns gerne ein wenig extravaganter sein.

Fotogalerie: THY CATAFALQUE


SODOM

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Extravaganz, Theatralik, Effekthascherei: allesamt Attribute, die uns bei SODOM nicht in unseren kühnsten Träumen in den Sinn kämen. Die bodenständigen Gelsenkirchener können über eine aufwendige Showproduktion, wie sie CULT OF FIRE kurz zuvor angekarrt hatten, vermutlich nur müde lächeln. Jeans, Weste und Gitarre: Auf jegliches Brimborium pfeifen die Veteranen, während sie den Laden dennoch auseinandernehmen.

Dazu eignet sich Material wie „Jabba The Hut“ oder „The Crippler“ natürlich bestens: SODOM preschen direkt nach vorne, um als einzige lupenreine Thrash-Kapelle des Festivals dennoch klarzustellen, wer die Hosen anhat. Den Headliner-Slot jedenfalls stellt im gut gefüllten Werk niemand in Frage, selbst wenn sich das angekündigte 80er-Set als kleine Mogelpackung entpuppt. Dass sich eine gute Handvoll Songs der nachfolgenden Dekade ebenfalls ins Programm verirrt hat, scheint der Stimmung jedenfalls keinen Abbruch zu tun.

SODOM zeigen sich motiviert und spendabel

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Gefeiert wird die Band für jeden ihrer Tracks und darf sich in der bayerischen Landeshauptstadt sogar so etwas wie Majestätsbeleidigung erlauben, als Frontmann Tom Angelripper mit verschmitztem Grinsen die Niederlage des heimischen Fußballclubs vom Vortag ins Gedächtnis zurückruft. Als Wiedergutmachung gibt es in der Folge nicht nur besänftigendes Lob für das hiesige Bier, sondern direkt ein paar gratis Flaschen Gerstensaft für die durstige Meute jenseits des Fotograbens.

Ein Friedensangebot, das man kaum abschlagen kann, zumal SODOM auch im weiteren Verlauf das Tempo hochhalten und schließlich die Früchte ihrer Ausdauer ernten dürfen. Brauchten die Anhänger:innen im Zentrum zunächst noch eine Weile, um aufzutauen, verfehlt die unnachgiebige Thrash-Keule letzten Endes ihr Ziel nicht. Selbst wir, die ehrlicherweise mit dem Kosmos der Ruhrpottler nicht allzu firm sind, können uns Energie und Spielfreude der Thrash-Urgesteine an diesem Abend nicht entziehen.

Fotogalerie: SODOM


SYLVAINE

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Nach dem Hau-Drauf-Charme des Headliners wirkt die Eleganz, mit der SYLVAINE ihren ätherischen Post Black Metal präsentieren, geradezu andersweltlich. Dabei setzt Mastermind Kathrine Shepard, die ihre Mitmusiker nicht nur einmal im Verlauf des Sets als ihre Familie bezeichnet, keineswegs auf groß angelegtes Spektakel. Es ist die Musik selbst, die uns am meisten verzaubert, obwohl natürlich der klare Soundmix und die wunderbare Lichtuntermalung ihr Übriges beitragen.

Momente zerbrechlicher Schönheit münden in eruptive Black-Metal-Kaskaden, flauen ab in verträumte Soundscapes, in die wir uns fallen lassen möchten. Nicht selten ertappen wir uns dabei, wie wir einfach die Augen schließen, um uns in der Musik treiben zu lassen, wohl wissend, dass wir damit auch die engagierte Darbietung auf der Bühne ausblenden. Dort legt sich nämlich nicht nur Shephards Live-Band richtig ins Zeug, auch die Frontfrau lässt sich erst zu einem kleinen Tänzchen hinreißen, bevor bald darauf schon wieder die lange blonde Mähne durch die Luft wirbelt.

SYLVAINE bescheren dem DARK EASTER METAL MEETING ein wunderbares Live-Erlebnis

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Die richtigen Worte für das Live-Erlebnis, das uns Stücke à la „Fortapt“ oder „I Close My Eyes So I Can See” bereiten, sind in der Tat schwer zu finden, denn gerecht werden können wir dem Gefühl, das in diesen 50 Minuten die Backstage Halle beherrscht, auf diese Weise nicht wirklich. Sicher scheint nur, dass das Ende bei dieser München-Premiere nicht nur für die Fans, sondern auch für SYLVAINE selbst viel zu früh erreicht ist. Immerhin scheint eine Rückkehr in die bayerische Landeshauptstadt nach dieser packenden Vorstellung bereits beschlossene Sache zu sein.

Fotogalerie: SYLVAINE


BENEDICTION

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Zurück geht’s ebenfalls für uns – und zwar ins Werk, wo sich ein letztes Mal an diesem Wochenende ein Sturm zusammenbraut. BENEDICTION als Festival-Closer anzuheuern ist ein Statement, das Wirkung zeigt. Zu später Stunde hat sich tatsächlich eine ordentliche Meute vor der Bühne versammelt, wenngleich die Leute natürlich hier und da etwas lockerer stehen als in den Stunden zuvor. Einen Dämpfer verpasst das dem Auftritt der Death-Metal-Urgesteine jedoch mitnichten: Wenn Frontmann Dave Ingram nicht gerade mit trockenem britischen Humor durchs Programm führt, demonstriert er in Songs wie „Unfound Mortality“ oder „Stormcrow“ seine schiere Stimmgewalt.

Roh und mächtig: BENEDICTION beenden das DARK EASTER METAL MEETING mit einem Paukenschlag

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Tatsächlich haben wir bei unserem ersten Aufeinandertreffen mit den Briten ein derart mächtiges Organ nicht erwartet. Die tiefen Growls betten BENEDICTION auf einem rohen und nicht selten groovenden Fundament, was spätestens in „Scriptures In Scarlet“ unweigerlich einen kleinen Pit nach sich zieht. Die Freude über die finale Festival-Show erstreckt sich aber nicht nur auf die Reihen vor der Bühne, sondern ist auch den Musikern selbst anzusehen: Vor allem Gitarrist Darren Brooks sucht unentwegt den persönlichen Austausch mit der eigenen Zuhörerschaft, um so am Ende eines anstrengenden Osterwochenendes noch die letzten Energiereserven zu mobilisieren.

Fotogalerie: BENEDICTION


Das DARK EASTER METAL MEETING ist im Jahr 2024 eine Wohlfühloase für Metalheads aus aller Welt

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Mit einem Paukenschlag endet somit das DARK EASTER METAL MEETING 2024, das an zwei Tagen erneut eine ganze Menge Gründe liefern konnte, warum man als Metalhead das Osterwochenende kaum besser verbringen kann. Dass neben dem lokalen Stammpublikum mittlerweile Fans aus aller Welt nach München reisen, belegt darüber hinaus den Szenestatus, welchen sich das alljährliche Event im vergangenen Jahrzehnt erarbeitet hat. Gelingen kann das in dieser Form nur mit einem engagierten Team aus ehrenamtlichen Helfern und einem professionellen Partner wie dem Backstage München, das trotz der manchmal beengten Begebenheiten wie geschaffen scheint für ein Sparten-Festival dieser Größenordnung.

Vom reibungslosen Ablauf bis hin zur entspannt-heimligen Atmosphäre wurde das DEMM so einmal mehr zu einer kleinen Wohlfühloase für alle jene, denen bei Blastbeats und Death-Growls das Herz aufgeht. Größten Anteil daran hat selbstverständlich Veranstalter MRW Concerts, dessen Augenmerk bei der Zusammenstellung des Billings einer gesunden Balance aus namhaften Szene-Größen und exotischen Geheimtipps galt. Mit Erfolg, wie wir nun mit den Eindrücken von 22 der 32 gebuchten Acts im Hinterkopf feststellen dürfen. Warum sonst hätten wir uns bei bestem Frühlingswetter nahezu das komplette Wochenende freiwillig in eine der drei düsteren Höhlen verkrochen? Ob wir also nun Glück oder Pech mit dem Wetter hatten, ist vor diesem Hintergrund somit vollkommen nebensächlich, solange wir die Zeit auf Münchens wichtigstem Metal-Festival genießen konnten.


Fotos: Tatjana Braun (https://www.instagram.com/tbraun_photography/)

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