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ULVER, ZWEIZZ: Szene Wien, 03.04.2011

ULVER stellen ihr neues Album "Wars Of The Roses" in der musikalischen Kulturstadt Wien vor…und beeindrucken.
 
ULVER-Konzerte sind nie gewöhnlich und bewegen sich ausserhalb der Standardabsteckungen von Metal-Konzerten. Nach der beeindruckenden Show in Hamburg letztes Jahr ist es nun an der Zeit, das neue Album Wars Of The Roses auf die Bühnen zu bringen. Und statt das Album mit großer Vorlaufszeit vorher unter die Fans zu bringen, wagen es ULVER, das Album erst an den Konzerten zu verkaufen – damit die erste musikalische Berührung mit dem neuen Material (abgesehen vom vorher ins Internet gestellten February MMX-Song) live geschieht.
Die Szene Wien ist rasch gefunden und gut verpflegt findet man sich vor dem Gig in der Venue ein. Dort locken Tische draussen und drinnen an der Bar, die mit einem angenehm grossen Sortiment und fairen Preisen punkten kann. Über TV-Schirme kann man das Treiben in der Halle verfolgen, wird also sicherlich nicht den Konzertauftakt verpassen. ULVER haben reichlich Merchandise dabei – Vinyl, mehrere Shirtdesigns, ein neues Konzertposter der edlen italienischen Machart und sogar ein Buch mit norwegischer Lyrik. Die Fans kommen also einkaufstechnisch definitiv auf ihre Kosten.
ZWEIZZ
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Bevor man sich indes in den ULVER-Genuss stürzen kann, ist es Zeit für ZWEIZZ. Obwohl der ZWEIZZ-Maestro seine Sporen bei FLEURETY und DHG abverdient hat, ist musikalisch nicht viel zu erwarten. ZWEIZZ mag sich selbst als Performance-Künstler sehen, doch anders als eine Performance von jemandem wie Ai Wei Wei lassen sich die ZWEIZZ-Darbietungen nicht identisch an einem anderen Ort wiederholen. Mit anderen Worten: Lärmimprovisation steht auf dem Programm.
Ähnlich laut und uninteressant wie beim Gig im Z7 in Pratteln werkelt Herr ZWEIZZ auf der Bühne. Während das Schweizer Publikum überwiegend die Flucht nach draussen ergriff, ertragen die Wiener wesentlich mehr. Einige beginnen zu lachen, andere flüchten an die Bar, wieder andere pfeifen und gegen Ende versucht die Meute, ZWEIZZ mit positivem Feedback – Klatschen – von der Bühne zu jubeln. Warum das Klo wieder auf der Bühne ist, erschliesst sich auch nicht bei diesem Wiener Gig und angesichts des Lärms – ausschliesslich elektronisches Geblubber, Geschepper und Gedröhne – ziehe auch ich es vor, beim Merchandise-Stand das Ende von ZWEIZZ abzuwarten.
In der Umbaupause entspannt sich das Gehör, denn die Organisatoren haben Erbarmen mit den ZWEIZZ-Geschädigten und schaffen eine würdige Stimmung mittels PORTISHEADs Dummy als Soundtrack. Die meisten Teile des ULVER-Instrumentariums sind indes bereits auf der Bühne, und anders als in Pratteln bekommen die Norweger dieses Mal eine grosse Leinwand, auf welcher die visuellen Spielereien angemessen zur Geltung kommen.
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Gewohnt unterkühlt-distanziert, ja fast abwesend, erscheinen ULVER auf der Bühne – auf dieser Tour ohne Theramin-Spielerin Pamelia Kurstin (vom Shadows Of The Sun-Album), die verhindert ist. Garm kündigt die Band als a band from Norway an, und dann beginnen ULVER ihr Set mit dem vorab bekannten neuen Song February MMX. Dieser hat einen poppigeren Touch als die anderen, lässt Erinnerungen an CHROMA KEYs Dead Air For Radios sowie ältere DREADFUL SHADOWS-Zeiten aufkommen. 
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Die Ansagen Garms beschränken sich auf ein Minimum. Das Publikum reagiert positiv-erfreut auf sämtliche der neuen Songs, sei es England oder September IV. Die darauf folgende Improvisation, die zwei Tracks nahtlos miteinander verbindet, zeigt die instrumentellen Kompetenzen und das funktionierende Zusammenspiel ULVERs auf – vor allem Daniel O`Sullivan sticht immer wieder positiv durch seine Multi-Instrumentalität – sei es Piano, Bass, Gitarre oder Gesang – hervor. Beeindruckend auch, dass er das Timing mit der Band trotz fehlendem Mikrophon ohne Probleme aufrecht erhalten kann. 
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Technische Probleme halten den ULVER-Zug kurz auf, doch nach Garms trockener Entschuldigung Houston, we have a problem, verschwinden die technischen Schwierigkeiten und die Norweger setzen die Präsentation von Wars Of The Roses fort. Norwegian Gothic, Island, Providence und Stone Angels beschließen die Setliste und ULVER heimsen reichlich Applaus für ihr neues Material ein.
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Wenig verwunderlich gibt es ergo eine Zugabe – Hallways Of Always vom Perdition City-Werk. Schon die ersten Töne werden bejubelt  – und ULVER zeigen noch einmal, was sie drauf haben. Düster, verzaubernd, atmosphärisch – und definitiv unvergesslich – ULVER.
 
Fotos und Layout: Arlette Huguenin Dumittan
Bildbearbeitung und Titelbild: Markus Hampel 
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