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ZOMBI: Direct Inject

Mit „Direct Inject“ definieren ZOMBI ihre Arbeitsweise neu: Improvisation statt Songwriting sorgt für mitreißende Momente, aber auch für den ein oder anderen faden Song.

Seit beinahe 20 Jahren begleiten ZOMBI den Verfasser, und gerade „Cosmos“ und „Surface To Air“ sind in der Rubrik „Nostalgiealben, die ein gutes Gefühl hinterlassen“ einzuordnen. Dass ZOMBI im Laufe der Jahre nicht mehr ganz so mitreißen konnten, ist indes auch unbestreitbar, „Shape Shift“ und „2020“ blieben hinter den Erwartungen zurück. Nach einem launigen Coveralbum ist mit „Direct Inject“ wieder alles beim Alten: Steve Moore und A.E. Paterra komponieren wieder Songs für imaginäre John Carpenter-, George Romero- oder Dario Argento-Filme. Doch obwohl die beiden US-Musiker über die Dauer der vierzig Minuten von „Direct Inject“ genau das tun, was sie eigentlich immer tun, gibt es eine wichtige Neuerung in der Arbeitsweise von ZOMBI.

Zwischen entspannter Softporn-Atmosphäre und Soundtrack-Bombast: ZOMBI zeigen sich auf „Direct Inject“ sehr vielseitig.

„Direct Inject“ verdient seinen Titel insofern, da ZOMBI weniger kompositorisch denn improvisatorisch unterwegs sind, die Kreativität also direkt in die Musik fließt. Ein schönes Bild. Und so startet das Album auch mit dem Titelsong: Treibend, direkt und mit trotz der Synth-Basiertheit sehr heavy. Der traditionelle Basssound von Steve Moore ist verzerrter – schade, da gerade die Brillanz des Instruments in der Vergangenheit für die Ohren des Verfassers perfekt war. Davon abgesehen scheinen ZOMBI in ihrer Komfortzone unterwegs zu sein. Und das steht ihnen nicht immer gut: Musikalisch ist auf „Direct Inject“ Licht und Schatten.

Es gibt Songs, die nicht funktionieren und Songs, die ZOMBI von ihrer Schokoladenseite zeigen: „Kamichy & Sandy“ baut sich toll auf, mit einer griffigen Melodie, die an „Spirit Animal“ erinnert und wird sehr groß und episch. Auch „Improvise Adapt Overcome“ baut sich schön auf, fließt entspant dahin und lädt zu schweben ein. Nach einem Saxophon-Intro in „Sessuale II“ kehrt der klassische Basssound nebst entspanntem Drumming zurück und kreiert eine schrullige Softporn-Atmosphäre – gelungen, wenn auch ein µ zu lange. Das abschließende „Sessuale I“ funktioniert dann perfekt als Outro zu „Direct Inject“: Schwebend, groovend, spacy.

Einige der besten Stücke der jüngeren Historie ZOMBIs und einige ihrer schwächsten Songs stehen auf „Direct Inject“ nah beisammen.

Daneben sind die Stücke, mit denen ZOMBI keinen großen Beifall ernten: „So Mote It Be“ und „Insurmountable Odds“ dümpeln trotz üppiger Instrumentierung ein wenig vor sich hin, „Bodies In The Flotsam“ und „The Post-Atomic Horror“ reiten auf einem trotz aller Heaviness wenig mitreißenden Thema herum. Immerhin geben sich Moore und Paterra auch hier als Instrumentalisten keine Blöße und performen routiniert und mit Spielfreude.

Insgesamt ist „Direct Inject“ ein sehr abwechslungsreiches Album, das frischer klingt, als die letzten Arbeiten von ZOMBI, vermutlich durch die neue Arbeitsweise des Duos. Dass nicht jeder Song ein Treffer ist, liegt da fast schon in der Natur der Sache. ZOMBI wollen etwas zu viel auf „Direct Inject“: Direktheit, Heaviness und trotzdem Improv-Charakter und Atmosphäre. Da die beiden US-Musiker in über 20 Jahren ein gesundes Fundament aufgebaut haben, hat „Direct Inject“ trotzdem eine Menge zu bieten und besticht mit einigen ihrer stärksten Songs in den letzten 10 Jahren. Wer die Prog-Synth-Formation noch nicht kennt, sollte dennoch mit dem Frühwerk einsteigen.

Wertung: 6,5 von 9 Jamsessions

VÖ: 22. März 2024

Spielzeit: 40:58

Line-Up:
Steve Moore – Bass, Synths
A.E. Paterra – Drums, Synths

Label: Relapse Records

ZOMBI „Direct Inject“ Tracklist:

1. Direct Inject
2. So Mote It Be
3. Bodies in The Flotsam (Official Audio bei Youtube)
4. Kamichi & Sandy
5. Sessuale II (Official Audio bei Youtube)
6. Improvise Adapt Overcome
7. The Post-Atomic Horror (Official Audio bei Youtube)
8. Insurmountable Odds
9. Sessuale I

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