ZERO HOUR: A Fragile Mind

Ein Hauch von Songstruktur, der schnell in den Stürmen der Arrangements verweht. Klinisch steriler, akademisch genauer und mathematisch perfekter Prog Metal mit Düstereinschlag.

Ob ZERO HOUR mit A Fragile Mind ihren Geheimtipp-Status los bekommen werden, ist schwer zu prognostizieren. Es kann gut sein, dass die Band ihn niemals verlieren wird, um das ganze mal positiv zu formulieren. Dieses Album kann bezüglich der Angelegenheit das Wegweisende sein, denn so zugänglich wie auf A Fragile Mind zeigten sich ZERO HOUR noch nie. Wenn man das bisherige Referenzwerk Towers Of Avarice zum Vergleich heranzieht, kann man sogar davon reden, dass sich in der Musik der Band Dinge wie Songstrukturen und Themen abzeichnen. Natürlich ist diese Aussage bei einer Band wie ZERO HOUR hochgradig relativ.

Aber gerade There For Me, der erste Song nach kurzem Intro, zeigt eine harmonische und geradlinige Seite der Band, die bisher nicht so deutlich zu erkennen war. Das mag auch mit dem neuen Sänger Fred Marshall zusammenhängen, der ganz klar eine Bereicherung ist. Zweieinhalb Minuten klingt die Band nach Progressive Metal im Stile von THRESHOLD. Doch dann wird den Musikern unüberhörbar langweilig. Ein instrumentales Interlude folgt, das in dieser Weise fast nur SPASTIC INK zuzutrauen ist. Die gesweepten Akkorde haben auch eine Ähnlichkeit mit dem nachgespielten Modem-Sound auf Ink Compatible. Aber – das ist ZERO HOUR nach der 2005er Modellpflege – man findet wieder in den Plot zurück und haut den Hörer mit dem druckvollen und geradezu fies klingenden Mördersound einige heftige Riffs um die Ohren. Wer jetzt an MESHUGGAH denkt, liegt genau richtig. Wobei der langsam aufkommende Vorwurf an MESHUGGAH, die letzten Jahre nur noch dasselbe Riff zu spielen, bei ZERO HOUR absolut nicht zum Tragen kommt. ZERO HOUR spielen einen Haufen verschiedener Riffs durcheinander, manchmal sogar gleichzeitig, wie in Losing Control. Technisch gesehen, war die Band ja schon früher Champions League und das hat sich auch nicht geändert. Mann muss kaum zwischen Soli und Riffs differenzieren. Selbst Riffs sind mit vielen Fills versehen und dermaßen vertrackt, dass man sich an DEATH erinnert und wirklich nicht das Gefühl haben muss eine Art Strophe oder – in den Augen von ZERO HOUR – ähnlich absurdes Zeug zu hören – auch wenn zwischendurch vielleicht einige Versuche in die Richtung unternommen werden. Die Solopassagen sind ebenfalls perfekt in die Musik integriert und die Band bewegt sich gemeinsam komplex mit beeindruckender Perfektion. Einzige Ruhepole sind da die die ruhigen Akkustik-Passagen, wie im Intro von A Fragile Mind.

Die technische Grundstimmung ist bei dieser klinisch sterilen, akademisch genauen und mathematisch perfekten Rhythmusfraktion kaum verwunderlich. Mit dem bedrohlich schwelenden Intrinsic, dem letzten Track, bekommt das Album aber auch einen düsteren Anstrich. Diese Elemente sind mit den stellenweise tiefen, gesampelten Vocals, den Effektspielereien und der ab und zu eintretenden Stille definitiv neu in der Musik von ZERO HOUR. Dabei vernachlässigt die Band aber keineswegs ihr Können, wie der organische, obertonreiche Bass von Intrinsic eindrucksvoll beweist.

ZERO HOUR kann ohne Frage attestiert werden, dass sie sich weiterentwickelt haben. A Fragile Mind ist die atmosphärischste Platte der Band. Dennoch ist und bleibt die Band exklusiv für den technisch orientierten Hörer, der bei Tracks wie Destiny Is Sorrow unterhalten wird, wie bei kaum einer zweiten Band. Songs gibt es auf A Fragile Mind – trotz Ansätzen – nicht. Genau diese Unzulänglichkeit macht ZERO HOUR aber aus. Die Band ist technisch dermaßen brillant, dass ich froh bin, dass sie nie Songs schreiben wird, exklusiv bleibt und durch die neuen Facetten fesselnder ist denn je. Für Puristen ist A Fragile Mind ein Datum.

Veröffentlichungstermin: 20.09.2005

Spielzeit: 44:11 Min.

Line-Up:
Jasun Tipton – Guitars & Keyboards

Mike Guy – Drums

Troy Tipton – Bass

Fred Marshall – Vocals

Produziert von Dino Alden
Label: Sensory

Homepage: http://www.zerohourweb.com/

Email: zhtowers@aol.com

Tracklist:
1. Intro

2. There For Me

3. Destiny Is Sorrow

4. Brain Surgery

5. Losing Control

6. Twice the Pain

7. Somnecrophobia (Instrumental)

8. A Fragile Mind

9. Intrinsic (Instrumental)

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